Welterbe weltweit

Neue Welterbestätten 2021

Bis zum 31. Juli tagt das Welterbekomitee und entscheidet, welche Stätten 2021 in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen werden. Wir zeigen, wer den Titel tragen darf.
 

Kulturstätten

Bedeutende Kurstädte Europas (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Tschechien, Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)

Das europäische Kur-Phänomen hatte seine stärkste Ausprägung zwischen 1700 und den 1930er-Jahren. „Auf Kur zu gehen“ beinhaltete dabei sowohl das Baden in als auch das Trinken und Inhalieren von Wasser aus Mineralquellen, um die herum sich alle Kurstädte entwickelten. Darüber hinaus gab es ein eng geplantes Tagesregime, das medizinische und sportliche Elemente ebenso berücksichtigte wie Muße, Unterhaltung und Sozialleben. Dieser ganzheitliche Ansatz brachte eine Architektur aus einzigartig vernetzten Innen- und Außenräumen hervor, deren Kernelemente sich auf dem ganzen Kontinent wiederfinden. Aus den hunderten Kurstädten Europas wurden die dynamischsten und internationalsten ausgewählt: Spa (Belgien), Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen (Deutschland), Vichy (Frankreich), Montecatini Terme (Italien), Baden bei Wien (Österreich), Karlovy Vary, Františkovy Lázně und Mariánské Lázně (Tschechien) sowie Bath (Vereinigtes Königreich).

Porträt

Kolonien der Barmherzigkeit (Belgien, Niederlande)

1818 von der niederländischen Gesellschaft für Barmherzigkeit, der Maatschappij van Weldadigheid, ins Leben gerufen, waren die Kolonien ein aufklärerisches Experiment zur Armenhilfe und Urbarmachung von Brachland. Heute besteht die Welterbestätte aus den vier Siedlungen Frederiksoord, Wilhelminaoord, Wortelwhich und Veenhuizen. Verarmten Menschen wurden dort Heide- und Torfflächen zur Verfügung gestellt, die sie erschlossen. Das sollte ihnen einen Weg zurück in die Gesellschaft ebnen. Der international vielbeachtete Versuch war äußerst erfolgreich. Im Laufe eines Jahrhunderts lebten bis zu 18.000 Menschen gleichzeitig in den Selbstversorger-Kolonien und formten zehntausende Quadratkilometer Brachland in landwirtschaftlich genutzte Siedlungsfläche um. Auf diese Weise beeinflussten die Kolonien der Barmherzigkeit zahlreiche Fürsorgemodelle weit über Westeuropa hinaus.

Roberto-Burle-Marx-Stätte (Brasilien)

Die Roberto-Burle-Marx-Stätte im gebirgigen Westen von Rio de Janeiro umfasst weitläufige Landschaftsgärten mit Architekturelementen sowie die zugehörigen Gebäude. Über 40 Jahre arbeitete der Architekt und Künstler Roberto Burle Marx (1909–1994) in diesem „Landschaftslaboratorium“ an der Verschmelzung künstlerischer Ideen der Moderne mit der Aufzucht einheimischer tropischer Pflanzen. Inspiriert von den Hauptvertretern der Modernen Kunst, schuf Burle Marx zunächst Gemälde, in denen er Elemente der portugiesisch-brasilianischen Volkskultur modernistisch abstrahierte. Diese Bilder nutzte er dann als Basis für seine Landschaftsgestaltung. Burle Marx’ einzigartige lebendige Kunstwerke sorgten für eine starke Verbreitung tropischer Pflanzen in Privatgärten. Auch bereitete Burle Marx den Weg dafür, was später als Modern Tropical Garden bekannt wurde und die Parkgestaltung seit Mitte des 20. Jahrhunderts weit über Brasilien hinaus beeinflusste.

Siedlungen und künstliche Mumifizierung der Chinchorro-Kultur in Arica y Parinacota (Chile)

Die Chinchorro siedelten zwischen 5450 und 890 vor unserer Zeitrechnung an der Nordküste Chiles. Obwohl sie dort mit den extremen Umweltbedingungen einer äußerst trockenen Küstenwüste konfrontiert waren, entwickelten sie dank intelligenter Nutzung von Meeresressourcen eine vielschichtige Kultur. Die Überreste ihrer Siedlungen und Friedhöfe zeugen insbesondere von einer komplexen Spiritualität. So waren die Chinchorro nachweislich die ersten Menschen weltweit, die ihre Verstorbenen künstlich mumifizierten.

Quanzhou: Markt- und Handelsplatz der Song-Yuan-Dynastie (China)

In einer Blütezeit des asiatischen Seehandels zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert wuchs Quanzhou zu einem Handelszentrum von Weltbedeutung heran. Grund dafür war eine äußerst vorausschauende und ganzheitliche Stadtplanung, die neben territorialen und institutionellen auch soziokulturelle Faktoren berücksichtigte. Hinzu kamen die Entwicklung eines einzigartigen Produktions- und Transportwesens. Dementsprechend setzt sich die Welterbestätte aus zahlreichen unterschiedlichen Einzeldenkmälern zusammen. In ihrer Verbindung zueinander zeigen sie den großen Beitrag Quanzhous für die Entwicklung Ost- und Südostasiens auf.

Moscheen im sudanesischen Stil an der nördlichen Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire)

Die Lehmbauweise der acht kleinen Moscheen in Tengréla, Kouto, Sorobango, Samatiguila, M'Bengué, Kong und Kaouaraé ist spezifisch für den Sudan und die Savannenregion Westafrikas. Um das 14. Jahrhundert in Djenné im Malireich entstanden, kennzeichnen die Moscheen hervorstehende Balken und vertikale Strebepfeiler, die von Keramik oder Straußeneiern gekrönt sind, sowie sich verjüngende Minarette. Vor allem ab dem 16. Jahrhundert breitete sich dieser Stil von den Wüstengebieten nach Süden aus, wurde niedriger und entwickelte als Reaktion auf das feuchtere Klima kräftigere Strebepfeiler. Die acht eingetragenen Teilstätten sind die am besten erhaltenen Stilbeispiele von insgesamt zwanzig Moscheen, die heute noch in Côte d'Ivoire existieren.

Grenzen des Römischen Reichs - Donaulimes (westliches Segment) (Deutschland, Österreich, Slowakei)

Das westliche Segment des Donaulimes folgte dem Fluss für rund 600 Kilometer entlang der römischen Provinzgrenzen, vom heutigen Bad Gögging in Deutschland durch Österreich bis in die Slowakei. Erstmalig in der flavianischen Dynastie (69-96 vor unserer Zeitrechnung) angelegt und später ausgebaut, bestanden seine vernetzten Befestigungsanlagen aus Legionärsfestungen, Forts verschiedener Größe sowie Wachtürmen und Zivilgebäuden. Der Limes stellte jedoch keine unüberwindliche Barriere dar, sondern erlaubte in erster Linie die kontrollierte Ein- und Ausreise sowohl von Militäreinheiten als auch von Zivilisten. Das führte in der Region zu tiefgreifenden Veränderungen in Bezug auf Siedlungsmuster, Architektur und Landschaftsgestaltung, die bis heute sichtbar sind. Damit ist diese Grenzlandschaft ein außergewöhnliches Beispiel für die langfristige, wechselseitige Durchdringung bestehender Zivilgemeinden und dem Militärkomplex im Norden des Römischen Reichs.

Porträt

Grenzen des Römischen Reichs - Niedergermanischer Limes (Deutschland, Niederlande)

In den letzten Dekaden vor Christus begonnen, verlief der Niedergermanische Limes 400 Kilometer entlang des unteren Rheins, von der Nordseeküste der heutigen Niederlande bis südlich von Bonn. Sein Bau markierte die früheste durchgehende Grenzlinie des Römischen Reiches. Die heute noch erhaltenen Überreste vor allem militärischer Einrichtungen zeigen die Entwicklung und Funktionsweisen sowohl der großen Operationsbasen als auch der kleineren Anlagen, die eine ausgedehnte Grenzbefestigung erfordert. Für das Verständnis des Grenzlebens selbst und erloschener Traditionen wie dem Flussschiffbau sind die erhaltenen Fragmente von unschätzbarem Wert.

Porträt

Mathildenhöhe Darmstadt (Deutschland)

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein gründete 1899 auf der Mathildenhöhe Darmstadt eine Künstlerkolonie als Zentrum der damals neu entstehenden Reformbewegung in Architektur, Kunst und Handwerk. Die experimentelle Wohn- und Arbeitsstätte wurde von den Künstlern selbst gestaltet und im Zuge von vier internationalen Ausstellungen 1901, 1904, 1908 und 1914 erweitert. Das Ensemble der Mathildenhöhe ist ein außerordentliches Zeugnis von Architektur und Landschaftsgestaltung an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Sie steht stellvertretend für die in und an ihr arbeitende Künstlergemeinschaft, deren wegweisende Visionen für Wohn- und Arbeitswelten als Vorläufer der architektonischen Moderne gelten können.

Porträt

SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz (Deutschland)

SchUM ist das Akronym der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen von Speyer, Worms und Mainz. Es bezeichnet den Zusammenschluss der drei jüdischen Gemeinden der Städte. Als Verbund der SchUM-Städte bildeten Mainz, Worms und Speyer im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Europa. Von der wechselvollen Geschichte der drei Gemeinden erzählen bis heute Bauwerke und Friedhöfe, die zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland und Europa gehören. Das rituelle und gesellschaftliche Leben der Gemeinden spiegelt sich in der Architektur des Judenhofs in Speyer, des Wormser Synagogenbezirks und der alten jüdischen Friedhöfe in Worms und Mainz. Form und Gestaltung dieser Stätten beeinflussten jüdisches Architekturdesign und jüdische Bestattungskultur in ganz Mitteleuropa nördlich der Alpen. Auch die Schriften der SchUM-Gelehrten sind bis heute Teil jüdischer Tradition.

Porträt

Leuchtturm von Cordouan (Frankreich)

1584 auf einem Felsplateau vor der Gironde-Mündung errichtet, ist der Leuchtturm von Cordouan bis heute in Betrieb. Sein Bau sollte die Tradition berühmter Leuchttürme der Antike fortsetzen und der französischen Monarchie zu einem bedeutenden Machtsymbol verhelfen. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm auf 67 Meter erhöht und modernisiert, wobei sowohl die technischen Änderungen in der Lichtkammer als auch die Steinschnittarbeiten auf höchstem Niveau umgesetzt wurden. Damit verdankt sich die heutige Berühmtheit des Leuchtturms von Cordouan der künstlerischen, handwerklichen und technologischen Meisterschaft seiner Erbauer. Zudem wurde er über die Jahrhunderte mehrfach für Versuche herangezogen, die Navigationsunterstützung durch Leuchttürme insgesamt zu verbessern.

Nizza, Winterkurort der Riviera (Frankreich)

Das milde Klima und die malerische Umgebung Nizzas veranlassten ab Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr wohlhabende Familien, hier die Wintermonate zu verbringen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts führten die wachsende Zahl und Vielfalt der Winterbewohner zur sukzessiven Entwicklung neuer Stadtteile. Nizza wurde zum internationalen Zentrum des architektonischen und städtebaulichen Gedankenaustauschs. Der daraus resultierende Reichtum an Architekturstilen, urbanen Gestaltungselementen und Gebäudedekors bezeugt noch heute den einzigartigen kosmopolitischen Charakter der Stadt an der Riviera.

Dholavira: Eine Stadt der Harappan Kultur (Indien)

Dholavira, zwischen 3000 und 1500 vor unserer Zeitrechnung auf der wasserarmen Insel Khadir im großen Rann von Kachchh, einem Salzsumpf, erbaut, war das südliche Zentrum der Harappan-Kultur. Die archäologische Fundstätte umfasst die befestigte Stadt und den Friedhof. Obwohl teilweise mit anderen Harappan-Städten vergleichbar, weist Dholavira zahlreiche Besonderheiten auf. Dazu zählen eine planvolle Stadtanlage, vielschichtige Verteidigungssysteme, soziale Ordnungsstrukturen, eine umfangreiche und qualitativ hochwertige Perlenherstellung sowie einzigartige Bestattungstraditionen in der Natur. Zudem zeugt ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit Brunnen, Tanks, Dämmen, Stauseen und Abflüssen von außerordentlichem Erfindungsreichtum. Als eine der wichtigsten repräsentativen Stätten der Harappan ist Dholavira unverzichtbar für das Verständnis dieser Kultur.

Tempel von Kakatiya Rudreshwara (Ramappa), Telangana (Indien)

Der Rudreshwara-Tempel, im Volksmund Ramappa-Tempel genannt, ist das bedeutendste Shiva-Heiligtum eines großen Tempelkomplexes aus der Kakatiyan-Zeit von 1123 bis 1323. Reich geschmückt mit verzierten Balken und Säulen aus geschnittenem Granit und Dolerit, krönt ihn ein markanter pyramidenförmiger Vimana, ein horizontal gestufter Turm, aus sogenannten „schwimmenden Ziegeln“. Auf dem Tempelgelände – wie auch im gesamten Komplex – befinden sich zudem zahlreiche hochwertige Steinskulpturen. Der Komplex ist damit ein herausragendes Beispiel für die Entwicklung von Kakatiya-Tempeln im Rahmen groß angelegter Landschaftsgestaltung.

Kulturlandschaft Hawraman/Uramanat (Iran)

Bis zu 40.000 Jahre alte Pfade, Felsunterkünfte, Friedhöfe, Burgen und Inschriften erzählen von einer ununterbrochenen Besiedelung der Zagros-Berge, die sich konsequent an die unwirtliche Umgebung angepasst hat. Die kurdische Bevölkerung, die das Gebiet seit Jahrtausenden bewohnt, pflegt bis heute althergebrachte Lebens- und Arbeitsweisen, wie die Wanderweidewirtschaft, das saisonale Wohnen in Havars oder die Anlage steil abfallender Terrassen für Landwirtschaft und Siedlungsbau.

Transiranische Eisenbahn (Iran)

Die Transiranische Eisenbahn verbindet das Kaspische Meer im Nordosten mit dem Persischen Golf im Südwesten des Landes. Mit ihren 360 Brücken und 224 Tunneln überquert sie zwei Gebirgszüge sowie Flüsse, Hochland, Wälder und Ebenen über 1.394 Kilometer und vier Klimazonen hinweg. Die Bahnstrecke wurde von der iranischen Regierung und 43 internationalen Bauunternehmen entworfen, 1927 begonnen und 1938 fertiggestellt. Im Gegensatz zu den meisten frühen Eisenbahnprojekten wurde ihr Bau durch nationale Steuern finanziert, um ausländische Investitionen und Kontrolle zu vermeiden. Ihre Fertigstellung war ein wichtiger Schritt zur Modernisierung des Landes und zur Verbindung von Zentralasien mit Westasien.

Die Arkadengänge Bolognas (Italien)

Die aus insgesamt 62 Kilometern ausgewählten Abschnitte spiegeln verschiedene Stil- und Bauphasen wider. Konzipiert als privates Eigentum zur öffentlichen Nutzung, sind die Arkadengänge Ausdruck und Bestandteil der urbanen Identität Bolognas.

Paduas Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert (Italien)

Die Freskenzyklen befinden sich im alten Stadtzentrum Paduas, untergebracht in acht Gebäudekomplexen: der Cappella degli Scrovegni, der Chiesa degli Eremitani, dem Palazzo della Ragione, dem Palazzo Papafava dei Carraresi, dem Baptisterium sowie den angrenzenden Piazze, der Basilica di Sant’Antonio und dem Oratorio di San Michele. Inspiriert von Fortschritten der optischen Wissenschaft nutzten Giotto und andere Künstler des 14. Jahrhunderts hier erstmalig die räumliche Perspektive und stellten menschliche Figuren mit individuellen Zügen und Gefühlsäußerungen dar. Ihre Werke bezeugen das besondere prähumanistische Klima im Padua des frühen 14. Jahrhunderts und beeinflussten Freskoarbeiten weit über die Zeit der italienischen Renaissance hinaus.

Prähistorische Stätten der Jomon in Nordjapan (Japan)

Im Süden der Insel Hokkaido geben siebzehn archäologische Fundstätten Zeugnis von der besonderen Lebensweise und komplexen spirituellen Kultur der Jomon. Statt nach dem Beginn ihrer Sesshaftigkeit Land zu bewirtschaften, blieben die zwischen 15000 und 400 vor unserer Zeitrechnung lebenden Jomon stets Jäger, Fischer und Sammler. Dadurch griffen sie während der Jahrtausende nur wenig in ihre Umwelt ein und passten vorrangig sich selbst an die klimatischen Veränderungen an. So sind Siedlungsplätze der Jomon in nahezu jedem Gelände zu finden, von den Bergen bis zum Meer. Zugleich dokumentieren ihre Gräber, künstlichen Erdwälle und vermutlich für Zeremonien verwendeten Steinkreise nicht nur eine reiche spirituelle Praxis, sondern auch soziale Bindungen zwischen den verstreuten Siedlungen.

As-Salt - Ort der Toleranz und der urbanen Gastfreundschaft (Jordanien)

Begünstigt durch ihren neuen Status als Verwaltungshauptstadt Transjordaniens erlebte As-Salt zwischen den 1860er- und 1920er-Jahren eine Blütezeit. Die rasante Entwicklung der kleinen Siedlung zu einer pulsierenden Handelsmetropole zeigt sich heute noch in den charakteristischen gelben Kalksteingebäuden und dem zwischen ihnen angelegten Netz aus Treppen, Alleen, öffentlichen Plätzen und Straßen. Statt sich in abgegrenzten Vierteln anzusiedeln, pflegten die ankommenden Händler, Großbauern und Handwerker mit den Einheimischen einen intensiven kulturellen Austausch über Herkunfts- und Glaubensgrenzen hinweg. Zeugnisse dieser besonders ausgeprägten urbanen Gastfreundschaft sind unter anderem die zahlreichen Gasthäuser und das Sozialhilfesystem Takaful Ijtima.

Franziskanermissionen in der Sierra Gorda in Querétaro (Mexiko - Erweiterung)

Die 1994 zum UNESCO-Welterbe ernannten 14 Klöster am Fuße des Popocatépetl weisen alle eine ähnliche Struktur auf: Ein meist rechteckiges Atrium, eine einschiffige Kirche und Klostergebäude, die sich normalerweise südlich der Kirche befinden und um einen kleinen Innenhof oder als Kreuzgang angelegten Patio herum angeordnet sind. Auch der neue Bestandteil, das Ensemble des Franziskanerklosters und der Kathedrale Maria Himmelfahrt, folgt diesem Aufbau. Dieses Modell beeinflusste nicht nur die Sakralarchitektur in Mittel- und Südostmexiko. Während der im 18. Jahrhundert ausgedehnten Kolonisierung und Missionierung gen Norden verbreiteten sich derartige Klöster und Missionsstationen bis an beide Küsten der heutigen USA.

Holländische Wasserverteidigungslinien (Niederlande - Erweiterung)

Das sich über 200 Kilometer erstreckende Verteidigungssystem am Rand des holländischen Kernlands besteht aus der Neuen Niederländischen Wasserlinie und dem bereits 1996 zum UNESCO-Welterbe ernannten Festungsgürtel von Amsterdam. Zwischen 1815 und 1940 erbaut, umfasst die nun erweiterte Welterbestätte 96 Forts, Deiche, Schleusen, Pumpstationen, Kanäle und Flutpolder. Dieses einzigartige Verteidigungsnetzwerk schützt die Niederlande, indem es bei Bedarf einzelne Landstriche gezielt überflutet.

Archäoastronomischer Komplex von Chanquillo (Peru)

Obwohl er nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum – von etwa 250 bis 200 vor unserer Zeitrechnung – genutzt wurde, stellt der Archäoastronomische Komplex von Chanquillo den Höhepunkt langer astronomischer Entwicklungen im peruanischen Casma-Tal dar. Die Anlage besteht aus einem dreifach ummauerten Festungs- und Tempelhügel sowie dem Sonnenobservatorium, einem Verwaltungstrakt und dreizehn würfelähnlichen Türmen, die sich an einer Hügelkante entlangziehen. Diese Türme und der Berg Cerro Mucho Malo wurden als künstlicher Horizont genutzt, um über das gesamte Jahr hinweg Kalenderdaten mit einer Genauigkeit von ein bis zwei Tagen bestimmen zu können. Damit ist das im Norden Perus gelegene Chanquillo ein herausragendes Beispiel frühgeschichtlicher Zeitmessung.

Bergbaulandschaft Roșia Montană (Rumänien)

In Roșia Montană befindet sich die bedeutendste, weitläufigste und technisch facettenreichste Goldmine des Römischen Reiches. Während der Besatzung Dakiens zwischen 106 und 271 unserer Zeitrechnung angelegt, erstrecken sich die Stollen über sieben Kilometer und vier Berge. Archäologische Funde in der umliegenden Landschaft belegen zudem eine Vielzahl an Erzverarbeitungsstätten, Unterkünften, Verwaltungsgebäuden, Friedhöfen und sakralen Orten. Für Bau und Betrieb kamen innovative Techniken aus dem gesamten Römischen Reich zur Anwendung. Beispielsweise erfolgte die Entwässerung durch hispanische Schaufelräder mit Tretmühlenantrieb. Viele Elemente der Bergbaulandschaft sind jedoch einzigartig, darunter die übereinander gelegten vertikalen Abbaubereiche, die sogenannten Strossen, mit stufenweise ausgeschnittenem Dach. In ihrer Gesamtheit verkörpert Roșia Montană eine unvergleichliche Pionierleistung in der Abbautechnologie. Die Stätte wurde zudem in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen, da Lizenzen für den Edelmetall-Abbau in dem Gebiet bestehen.

Felsbilder am Onegasee und am Weißen Meer (Russische Föderation)

Die 4.500 Felsbilder in der Republik Karelien wurden von Menschen der Kammkeramischen Kultur während der Jungsteinzeit geschaffen. Sie sind in 33 Teilgebiete aufgeteilt, 22 am Onegasee und elf am Weißen Meer. Die Bilder sind nicht nur eine der größten Felskunststätten weltweit, sondern auch von herausragender Qualität und besonderer künstlerischer Ausdruckskraft.

Kulturraum von Ḥimā (Saudi-Arabien)

Die Stätte liegt an der ältesten Zollstation einer historisch bedeutenden Karawanenroute im Südwesten Saudi-Arabiens. Reisende, die zu verschiedenen Zeiten die Wüste durchquerten, hinterließen hier Spuren in Form von Inschriften und Bildern auf den nahe gelegenen Felsen. Ihre gemalten, geschriebenen oder eingeritzten Äußerungen über Liebe, Bräuche, Religionen und Jagd sowie über Tiere und Pflanzen stellen eine einzigartige Chronik der letzten 7.000 Jahre menschlicher Kultur dar.

Das Werk von Jože Plečnik in Ljubljana - am Menschen orientierte Stadtgestaltung (Slowenien)

Die Umgestaltung des Stadtbilds von Ljubljana durch den Architekten Jože Plečnik ist ein herausragendes Beispiel für die urbane Erneuerung, die im Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarn zwischen den Weltkriegen einsetzte. Plečnik plante auf Basis neukonzipierter Stadtachsen gezielte Verbesserungen: So interpretierte er das Zentrum in einer Kombination aus öffentlichen Räumen (Plätze, Parks, Straßen, Promenaden, Brücken) und öffentlichen Einrichtungen (Bibliothek, Kirchen, Märkte, Friedhöfe). Die von Plečnik geschaffene Stadtgestaltung Ljubljanas ist ein einzigartig harmonischer Dialog zwischen Alt und Neu. Darüber hinaus ist ihr Design multifunktional angelegt und ganz auf die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zugeschnitten.

Paseo del Prado und Buen Retiro, Landschaft der Künste und der Wissenschaften (Spanien)

Die Madrider Landschaft der Künste und Wissenschaften ist ein herausragendes Beispiel für neue städtebauliche Modelle im aufgeklärten Absolutismus des 18. Jahrhunderts. Das Streben nach einer utopischen Gesellschaft illustrierend, vereinigt sie auf 200 Hektar Gebäude für Kunst, Wissenschaft, Industrie, Gesundheit und Forschung. Die für sie neuentwickelte Form einer Alameda, eine Allee, diente darüber hinaus als Inspiration für die spanisch-amerikanischen Vizekönigreiche, wo im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert ähnliche Projekte umgesetzt wurden.

Arslan Tepe (Türkei)

Arslan Tepe ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Malatya-Ebene, zwölf Kilometer südwestlich des Euphrat. Vom 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis in die spätrömische Zeit besiedelt, erlebte es seine Blüte im späten Chalkolithikum, der Kupfersteinzeit, als der Palastkomplex erbaut wurde. Aus dieser Periode sind nicht nur der Besiedlungsplan und die Bautechnik belegt. Auch Wandputz und -malereien haben sich bemerkenswert gut erhalten. Damit gewährt Arslan Tepe einen einzigartigen Einblick in ein erstes elitäres Leben und die frühesten Formen staatlicher Verwaltung.

Die Ingenieurbaukunst von Eladio Dieste: Kirche von Atlántida (Uruguay)

Der Ingenieur Eladio Dieste entwarf die von 1958 bis 1960 gebaute Kirche mit Glockenturm und unterirdischem Baptisterium vollständig in Sichtmauerwerk. Er ließ sich dabei durch italienisch-frühchristliche und mittelalterliche Sakralarchitektur inspirieren, entwickelte für die Umsetzung aber eine neue Ziegelbautechnik mit verstärkter Keramik. Diese Erfindung ermöglichte ihm einen stark optimierten Materialverbrauch sowie bis dahin im Backsteinbau unbekannte Struktur- und Ausdrucksvarianten. Die Kirche von Atlántida ist die räumlich und ästhetisch expressivste Vertreterin dieses verstärkten Ziegelmauerwerks. Sie verkörpert die 1945 einsetzende weltweite Suche nach einer neuen architektonischen Sprache, die Modernität aus Tradition heraus entwickeln sollte.

Schieferlandschaft von Nordwestwales (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)

Die monumentalen Steinbrüche und Minen im Snowdon-Massiv sind ein beispielloses Zeugnis dafür, wie sich landwirtschaftlich genutzte Flächen während der Industriellen Revolution verwandelten. Obwohl schon zu Römerzeiten abgebaut, wurde der walisische Schiefer durch nachhaltige Großproduktion vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert zum globalen Marktführer. Seine weltweite Verwendung, insbesondere als Bedachungsmaterial, führte zu bedeutenden transkontinentalen Entwicklungen im Bauwesen und in der Architektur. Auch der Transfer walisischer Technologie, wie ausgeklügelte Be- und Entwässerungssysteme, trug erheblich zur sozioökonomischen Entwicklung vieler Regionen der Welt bei.

Naturstätten

Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (Bosnien und Herzegowina, Frankreich, Italien, Nordmazedonien, Polen, Schweiz, Slowakei, Tschechien - Erweiterung)

Die Rotbuche überlebte die letzte Eiszeit in südeuropäischen Rückzugsgebieten. Nach deren Ende vor rund 12.000 Jahren begann sie, sich auf weiten Teilen des Kontinents auszubreiten. Während dieses noch andauernden Expansionsprozesses bildete die Buche aufgrund der stark unterschiedlichen Lebensräume vielfältige Arten von Pflanzengesellschaften. Dadurch beherbergt diese Welterbestätte nicht nur einen unschätzbaren Bestand alter Bäume, sondern auch ein einzigartiges genetisches Reservoir. Die erweiterte Welterbstätte umfasst nun 94 Teilgebiete in 18 Ländern mit Buchenwäldern in allen Höhenlagen, von der Küstenregion bis zur Baumgrenze.

Ivindo-Nationalpark (Gabun)

Der Ivindo-Nationalpark liegt im Norden Gabuns und umfasst eine Fläche von knapp 300.000 Hektar. Er beherbergt eine reiche Süßwasserfauna, darunter viele bedrohte Arten wie das Westafrikanische Panzerkrokodil. Auch in den sehr alten Wäldern des Nationalparks leben zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten, so unter anderem der Waldelefant, der Westliche Flachlandgorilla, der Leopard und die Afrikanische Goldkatze.

Kolchische Regenwälder und Feuchtgebiete (Georgien)

Die Kolchischen Regenwälder und Feuchtgebiete gehören zu einem der zwei wichtigsten Überbleibseln arkto-tertiärer Reliktwälder im westlichen Eurasien. Sie zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Flora und Fauna aus, insbesondere endemischer Arten, die die Eiszeiten des Tertiärs überlebt haben. 28 Prozent der in der Region lebenden Amphibien, Reptilien und Säugetiere sind vom Aussterben bedroht. Darüber hinaus beherbergt Kolchis 44 Arten Gefäßpflanzen, 50 Wirbeltierarten und acht wirbellose Tierarten, die weltweit gefährdet oder potenziell gefährdet sind. Kolchis ist zudem Heimat zahlreicher Störarten, darunter des Kolchischen Störs, und dient als wichtiger Zwischenstopp für viele weltweit bedrohte Vogelarten, die durch den Batumi-Engpass ziehen.

Die Inseln Amami-Oshima, Tokunoshima, Iriomote und nördlicher Teil der Insel Okinawa (Japan)

Die Stätte liegt in einer der 200 Ökoregionen, die weltweit als entscheidend für den Erhalt globaler Biodiversität gelten. Sie umfasst mehr als 42.000 Hektar und besteht aus fünf Teilgebieten. Durch die Bildung der Okinawa-Rinne im späten Miozän trennte sich die kleine Inselkette vom Eurasischen Kontinent ab. In der Folge wurden die auf ihr lebenden Arten von benachbarten Landmassen isoliert und es entwickelte sich eine einzigartige biologische Vielfalt. Viele dieser Arten sind heute vom Aussterben bedroht, darunter 188 Arten von Gefäßpflanzen und 1.607 Insektenarten. Endemisch sind zudem 62 Prozent der auf den Inseln lebenden Landsäugetiere, 64 Prozent der Landreptilien, 86 Prozent der Amphibien und alle Süßwasserkrabben. Zwanzig Arten sind global gefährdet, darunter die Okinawa-Stachelratte, die Ryukyu-Schwarzbrust-Blattschildkröte und der Okinawa-Krallengecko.

Getbol, die koreanischen Wattflächen (Republik Korea)

Getbol ist eines der größten Wattenmeere der Welt. Die vier Teilstätten Seocheon Getbol, Gochang Getbol, Shinan Getbol und Boseong-Suncheon Getbol mit einer Gesamtfläche nahezu 130.000 Hektar befinden sich im Gelben Meer zwischen China und der koreanischen Halbinsel. Im Herzen der ostasiatisch-indopazifischen Zugroute gelegen, beherbergen sie Millionen wandernder Wasservögel, darunter den Schwarzstirnlöffler, den Tüpfelgrünschenkel und den Großen Brachvogel. Derzeit von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der Roten Liste der Ökosysteme als gefährdet eingestuft, ist Getbol Heimat von 2.150 verschiedenen Arten von Flora und Fauna, darunter 22 weltweit bedrohte oder potenziell bedrohte Arten wie den endemischen Löffelstrandläufer. Das Wattenmeer verfügt mit insgesamt 2.169 bekannten Arten zudem über eine außerordentlich hohe Vielfalt wirbelloser Tiere.

Waldkomplex Kaeng Krachan (Thailand)

Der fast 412.000 Hektar große Komplex im Westen Thailands weist eine herausragend hohe Biodiversität auf, einschließlich weltweit bedrohter Flora und Fauna. In seinen sechs Waldtypen finden sich 81 seltene und 48 vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten. Auch 35 Tierarten in unterschiedlichen Stadien der Gefährdung sind für Kaeng Krachan nachgewiesen, darunter vier endemische: das Siam-Krokodil, das Malaiische Schuppentier, die Gelbkopfschildkröte und die Braune Landschildkröte.

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