Kultur und Natur

Biosphärenreservat sein

Die wichtige Arbeit der UNESCO-Biosphärenreservate beginnt nach der Anerkennung. Sie schützen Natur nicht vor dem Menschen, sondern erhalten sie für den Menschen und mit dem Menschen.

Biosphärenreservate ermöglichen, fördern und fordern das nachhaltige Wirtschaften der Menschen im Biosphärenreservat und ein tragfähiges gesellschaftliches Zusammenleben. Die konkreten Arbeitsschwerpunkte eines Biosphärenreservats sind je nach Gebiet unterschiedlich und umfassen zum Beispiel:

  • Schutz ökologisch wertvoller Flächen, Vertragsnaturschutz, Renaturierung, Arten- und Biotopschutz,
  • Förderung ökologisch verträglicher Land- und Forstwirtschaft, Wieder- oder Neueinführung von alten Haustierrassen,
  • Unterstützung der regionalen Vermarktung von nachhaltig erzeugten Produkten (zum Beispiel Partnerinitiativen) und entsprechender regionaler Wirtschaftskreisläufe,
  • Stärkung von nachhaltigem Tourismus,
  • Unterstützung der Gründung von naturschonenden Unternehmen,
  • Klimaschutz (zum Beispiel durch erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Elektromobilität) und Anpassung an den Klimawandel
  • Bewältigung des demographischen Wandels im ländlichen Raum, zum Beispiel durch Förderung moderner Mobilitätskonzepte,
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  • Bewahrung wertvollen Immateriellen Kulturerbes und Bautraditionen,
  • Forschung und langfristige Umweltbeobachtung, und
  • Mitwirkung im Weltnetz der Biosphärenreservate

Die Aufgaben von UNESCO-Biosphärenreservaten ergeben sich aus drei Dokumenten:

  • Die nationalen MAB-Kriterien, vom MAB-Nationalkomitee 2007 verabschiedet auf Basis der internationalen Leitlinien/Sevilla-Strategie von 1995,
  • Lima-Aktionsplan, den vom 4. Weltkongress der Biosphärenreservate beschlossenen Plan für die Weiterentwicklung der Biosphärenreservate bis 2025,
  • Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen mit ihren „Sustainable Development Goals“ (SDGs), als übergreifender Rahmen der Weltgemeinschaft für die Zeit bis 2030.

Ob die Biosphärenreservate ihre Aufgaben angemessen erfüllen, wird spätestens alle zehn Jahre in einem aufwändigen Evaluierungsprozess (Periodic Review) überprüft. In Deutschland ist die Erstellung und Überprüfung des Evaluierungsberichts, in enger Abstimmung mit dem MAB-Nationalkomitee, ein aufwändiger, aber sehr effektiver Prozess der Qualitätsentwicklung und -sicherung. MAB-Nationalkomitee und UNESCO der ICC formulieren am Ende der Evaluierung jeweils konkrete Empfehlungen für die künftige Weiterentwicklung eines Biosphärenreservats.

Ursache

Ursache

Für 6,4 Prozent der rund 65 Millionen Besuchenden der deutschen Biosphärenreservate ist die UNESCO-Anerkennung Grund für den Aufenthalt.

Wirkung

Wirkung

Von dem allein durch diese Besucherinnen und Besucher entstehenden Einkommen leben über 5.000 Menschen.

UNESCO-Biosphärenreservate agieren in einem Dreieck von gleichzeitig zu erreichenden Zielen beziehungsweise zu erfüllenden Funktionen:

  • Erhalt von leistungs- und funktionsfähigen Lebensräumen, Landschaften, Arten und genetischer Vielfalt (conservation function), in den Kernzonen durch Schutz der Eigendynamik weitgehend unbeeinflusster Lebensräume und in den Pflegezonen durch Pflege halbnatürlicher Lebensräume und vielfältiger Kulturlandschaften;
  • Wirtschaftliche Entwicklung, die sozio-kulturell und ökologisch nachhaltig ist (development function);
  • Wissen, also Forschung, Monitoring, Bildung und Informationsaustausch (logistic function).

Die Stärkung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, insbesondere Bodenschutz, Grund-, Oberflächen- und Trinkwasserschutz, Klima-, Arten- und Biotopschutz ist wichtig, da jedes Biosphärenreservat einen repräsentativen Ausschnitt der jeweils naturräumlichen Fauna und Flora beherbergt. Biosphärenreservate tragen damit zur Vielfalt regionaler Lebensräume bei und leisten einen Beitrag zur Umsetzung des UN-Übereinkommens über die Biologische Vielfalt.

Innovative Wirtschaftslandschaften

Daneben sind Biosphärenreservate ebenso innovative Wirtschaftslandschaften, wo beispielhafte Konzepte einer umweltgerechten Landnutzung gemeinsam mit den dort lebenden und wirtschaftenden Menschen umgesetzt werden. Dies können sein: ökologischer Landbau und naturnahe Waldbewirtschaftung, innovative Produktionsansätze, erneuerbare Energien, Verringerung von Energieverbrauch und Rohstoffeinsatz, geschlossene Stoffkreisläufe, nachhaltiger Tourismus umweltschonend erzeugte Produkte und Sortimente sowie regionale Vertriebs- und Kooperationsstrukturen.

Forschung und Bildung

Biosphärenreservate eignen sich besonders für die langfristige Ökosystemforschung und die ökologische Umweltbeobachtung, weil Teile von ihnen unbefristet geschützt sind. In Biosphärenreservaten sollte vor allem inter- und transdisziplinäre Forschung durchgeführt werden – unter anderem mit dem Ziel, dass solche Forschung unter Einbindung der vor Ort Verantwortlichen Optionen für optimierte Wirtschaftsformen entwickelt („Reallabore“, „Co-Produktion“). Biosphärenreservate sind gleichermaßen prädestiniert für Bildung für nachhaltige Entwicklung, und zwar nicht nur für Kinder und Schülerinnen und Schüler, sondern ebenso für Besucherinnen und Besucher und die erwachsene Bevölkerung. Dilemmata und Zielkonflikte aus dem „echten Leben“ eignen sich hervorragend als Lernsituationen, um damit Wissen, Fähigkeiten, Werte und Haltungen vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Entwicklung zu hinterfragen.

In der „Ständigen Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate in Deutschland“ (AGBR) tauschen sich die Leiterinnen und Leiter der Verwaltungsstellen der Biosphärenreservate regelmäßig aus. Die AGBR tagt zweimal jährlich und berichtet an die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) und arbeitet eng zusammen mit Europarc Deutschland, einem 1991 gegründeten, gemeinnützigen Dachverband. Der Verein ist die deutsche Sektion des 1973 gegründeten europäischen Dachverbands Europarc Federation. Alle deutschen Großschutzgebiete, also Biosphärenreservate, Nationalparks und viele Naturparks, arbeiten seit 2005 in der Öffentlichkeitsarbeit unter der Dachmarke Nationale Naturlandschaften zusammen.

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