Kultur und Natur

Weltdokumentenerbe in Deutschland

Deutschland ist mit 28 Einträgen im Memory of the World-Register der UNESCO vertreten. Sie dokumentieren die Vielfalt deutscher Beiträge zur Kulturgeschichte in der Verschiedenheit der Inhalte, Formen und Orte der Überlieferung.

Illustration Weldokumentenerbe

Memory of the World

496 Dokumente im UNESCO-Weltregister „Memory of the World“ – davon 28 deutsche Einträge

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Tondokumente traditioneller Musik 1893-1952 (Edison-Zylinder) des Berliner Phonogrammarchivs (Jahr der Aufnahme: 1999)

Viele der ältesten bekannten Tondokumente werden im Berliner Phonogramm-Archiv aufbewahrt, welches inzwischen mehr als 145.000 Musikaufnahmen aus Kulturen aller Erdteile enthält. Das Archiv bewahrt Tausende seltener Tonaufnahmen von längst verstorbenen Künstlerinnen und Künstlern oder auch von nicht mehr gespielten Musikstücken. Die ältesten Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1893.

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Gutenberg-Bibel (2001)

Die 1.282 Seiten umfassende Gutenberg-Bibel der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist eines von vier vollständig erhaltenen auf Pergament gedruckten Exemplaren und das einzige in Deutschland vorhandene. Gutenberg gilt als Erfinder des europäischen Buchdruckes mit beweglichen Metalllettern und ebnete mit dieser Erfindung den Weg zur Massenalphabetisierung.

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Goethes literarischer Nachlass (2001)

Mit dem literarischen Nachlass hat der weltberühmte Dichter und Forscher Johann Wolfgang von Goethe einen wertvollen Schatz hinterlassen. In ihm befinden sich sowohl die weithin bekannte Literatur Goethes als auch unbekanntere Schriftstücke wie Briefe und Abhandlungen.

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Beethovens Neunte Sinfonie (2001)

Die 9. Sinfonie gilt als Höhepunkt des kompositorischen Schaffens von Ludwig van Beethoven. Entstanden zwischen 1822 und 1824, hat sie mit dem grandiosen Chorfinale von Schillers „Ode an die Freude“ die Musikgeschichte nachhaltig beeinflusst.

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Fritz Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“ (2001)

„Metropolis“ ist der bekannteste deutsche Stummfilm. Die meisterhafte filmische Umsetzung eines Zukunftsbildes der modernen Stadt sowie seine ereignisreiche Geschichte der Wiederentdeckung und Restaurierung machen ihn zu einem einzigartigen Dokument des Menschheitserbes.

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Reichenauer Handschriften (2003)

Die Handschriften des Klosters Reichenau am Bodensee aus dem 10. und 11. Jahrhundert sind ein herausragendes Zeugnis der ottonischen Buchmalerei. Nach dem Niedergang des karolingischen Reiches war unter den sächsischen Kaisern eine kulturelle Blüte eingeleitet worden. Auf dem Gebiet der Kunst führte dies zu einer Vorrangstellung der ottonischen Buchmalerei in Europa.

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Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (2005)

Die „Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“ sind neben der Luther-Bibel das bekannteste und weltweit am meisten verbreitete Buch deutscher Sprache. Sie sind zugleich die erste systematische Zusammenfassung und wissenschaftliche Dokumentation der mündlich überlieferten europäischen und orientalischen Märchentraditionen.

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Waldseemüllerkarte von 1507 (2005)

Die Weltkarte „Universalis cosmographica secundum Ptholomaeie traditionem et Americi Vespucii aliorumque Lustrationes“ gilt international als die erste Landkarte, welche die westliche Hemisphäre und den Pazifischen Ozean getreu wiedergibt. Sie ist ein herausragendes Beispiel für einen kulturellen Wendepunkt im Übergang von antiker zu moderner Weltsicht.

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Waldseemüllerkarte von 1507

Renaissance-Bibliothek des Mathias Corvinus (Bibliotheca Corviniana) (2005)

Charakteristisch für die Bibliotheca Corviniana sind die meist prachtvollen Illuminierungen der Handschriften mit eingezeichnetem Wappen des Königs, die mit Gold gezierten Ledereinbände und die Samt- und Seideneinbände. Zusammengetragen wurde die Bibliothek mit großem Aufwand vom ungarischen König Mathias Corvinus (1458-1490). Nach seinem Tod und nach der Eroberung Budas 1541 wurde die Bibliothek in alle Welt verstreut.

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Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz (2007)

Der Briefwechsel des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ist ein einzigartiges Zeugnis der europäischen Gelehrtenrepublik im Übergang vom Barock zur frühen Aufklärung. In rund 15.000 Briefen an 1.100 Adressatinnen und Adressaten umfasst er alle wichtigen Bereiche der Wissenschaften.

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Gottfried Wilhelm Leibniz, Porträt von Christoph Bernhard Francke, um 1700

Nibelungenlied (2009)

Das Nibelungenlied ist das berühmteste Heldenepos der mittelhochdeutschen Literatur. Es gilt als herausragendes Beispiel der europäischen Heldenepik, vergleichbar mit der griechischen Troia-Sage, und wurde um 1200 von einem unbekannten Dichter am Hof des Passauer Bischofs Wolfger von Erla niedergeschrieben.

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Nibelungenhandschrift C, Blatt 1r mit Exlibris von Laßberg

Benz-Patent von 1886 (2011)

Das Benz-Patent von 1886 für ein dreirädriges Fahrzeug mit Gasmotor eröffnete den Weg in die Automobilität. Es gilt heute als Geburtsurkunde des Automobils. Der Ingenieur Carl Benz hatte erstmalig Fahrzeug und Antrieb als eine Einheit entworfen. Dies zählt bis heute zu den bedeutendsten technischen Innovationen.

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Dokumente zum Bau und Fall der Berliner Mauer und der Zwei-plus-Vier-Vertrag (2011)

Der Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 und die Dokumente zum Bau und Fall der Berliner Mauer sind wichtige Bestandteile des politischen und kollektiven Gedächtnisses Deutschlands, Europas und der Welt.

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Fotostrecke der Flucht von Conrad Schumann, 15. August 1961, Berlin

Lorscher Arzneibuch (2013)

Das Lorscher Arzneibuch ist das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. Es entstand Ende des 8. Jahrhunderts in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch und gelangte vor 1.000 Jahren durch Kaiser Heinrich II. nach Bamberg.

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Himmelsscheibe von Nebra (2013)

Die Himmelsscheibe von Nebra ist die älteste bekannte Darstellung kosmischer Phänomene. Sie wurde während ihrer 100- bis 200-jährigen Nutzungszeit mehrfach verändert, bevor sie vor etwa 3.600 Jahren auf dem Mittelberg bei Nebra im heutigen Sachsen-Anhalt zusammen mit wertvollen Beigaben rituell begraben und den Göttern geweiht wurde.

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Die Goldene Bulle (2013)

Die Goldene Bulle war von 1356 an das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu dessen Ende im Jahre 1806. Nachdem es immer wieder zu Streitigkeiten und Kriegen um die Thronfolge gekommen war, schuf Kaiser Karl IV. mit der Goldenen Bulle eine gesetzliche Vorgabe für die Krönung eines neuen Königs.

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Schriften von Karl Marx: „Das Manifest der Kommunistischen Partei“ und „Das Kapital“ (2013)

„Das Manifest der Kommunistischen Partei“ und „Das Kapital“, beide von Karl Marx in Zusammenarbeit mit Friedrich Engels verfasst, gelten als zwei der wichtigsten Publikationen des 19. Jahrhunderts. Die Texte hatten großen Einfluss auf die Entwicklung sozialistischer, kommunistischer und anderer revolutionärer Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts.

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Manifest der Kommunistischen Partei, veröffentlicht im Februar 1848

Frühe Schriften der Reformationsbewegung (2015)

Die Veröffentlichung der Ablassthesen Martin Luthers im Jahr 1517 markiert den Beginn der Reformationsbewegung. Ausgehend von Wittenberg entwickelte sie innerhalb kurzer Zeit eine weitreichende Überzeugungskraft, nicht zuletzt durch Nutzung moderner Druck- und Kommunikationstechniken.

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Autograph der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach (2015)

Johann Sebastian Bachs Werke gehören weltweit zu den am meisten gespielten Musikstücken der klassischen Musik. Zu seinen berühmtesten Kompositionen gehört, neben dem Weihnachtsoratorium und den Passionen, die h-Moll-Messe (BWV 232). Deren Originalpartitur ist bis heute erhalten.

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Goldener Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II. (2015)

Am 7. Mai 1756 sandte der birmanische König Alaungphaya einen Brief an den britischen König George II. Dieser Brief war nicht aus Papier, sondern aus einer mit Rubinen besetzten Gold-Platte. In dem Brief machte der König aus Birma ein Angebot zur Aufnahme von Handelsbeziehungen. König Georg hingegen wies seine Untergebenen lediglich an, den Brief in die Bibliothek einzusortieren, wo er bis heute liegt.

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Handschriften des Buches „Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik“ (2015)

Das Buch „al-Masālik wa-'l-mamālik“ ist ein bedeutender geografischer Text des berühmten Geografen und Kartografen Abu Ishaq Ibrahim ibn Muhammad al-Istahri aus dem zehnten Jahrhundert. Es enthält akkurate Beschreibungen der damaligen sozio-ökomischen, kulturellen und politischen Verhältnisse in islamischen Ländern – von Indien bis nach Afrika.

Handschriften des Buches „Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik“

Digitale Sammlungen zur sprachlichen Vielfalt (2015)

Die Sammlung zur Sprachenvielfalt im Sprachenarchiv „The Language Archive“ (TLA) des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in den Niederlanden umfasst 64 digitale Kollektionen. Die auditiven, visuellen und textuellen Quellen zu 102 Sprachen und Kulturen aus der ganzen Welt stellen einen Meilenstein der internationalen Sprachdokumentation und Sprachwissenschaft dar.

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Verfahrensunterlagen und Tonbandaufnahmen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (2017)

Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965) rückte den millionenfachen Mord der Nationalsozialisten an Juden, Minderheiten und politischen Gegnern erstmals in seinem gesamten Umfang in das Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit. Ton- und Schriftaufzeichnungen dieses Prozesses sind sorgsam archiviert worden.

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Constitutio Antoniniana (2017)

Mit der Constitutio Antoniniana verlieh der römische Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus, auch bekannt als Caracalla, um 212/213 n. Ch. sämtlichen freien Bewohnern des Imperium Romanum das römische Bürgerrecht. Bis dahin hatten viele Bewohner den Rang von „Fremden“ inne und damit einen gegenüber den römischen Bürgern nachteiligen Rechtsstatus im Bereich des Straf- und Zivilrechts, der Steuerveranlagung und der sozialen Mobilität.

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Codex Manesse (2023)

Der Codex Manesse, auch Große Heidelberger Liederhandschrift (Cod. Pal. germ. 848) genannt, gilt als die umfangreichste und berühmteste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung. Vermutlich auf Initiative der Zürcher Patrizier Johann und Rüdiger Manesse wurde um 1300 in Zürich mit dieser Sammlung begonnen und diese circa 1340 beendet.

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Ausschnitt Codex Manesse, Walther von der Vogelweide, Universitätsbibliothek Heidelberg, Public Domain

Behaim-Globus (2023)

Der Behaim-Globus im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und damit der älteste Globus der Welt. Mit seinen Hunderten von Piktogrammen und Ortsbezeichnungen, kleinen erzählerischen Texten, Herrscherbildern, Wappen, Fabelwesen und exotischen Tieren vermittelt der Globus ein enzyklopädisches Bild des geografischen und historischen Wissens am Ausgang des Mittelalters.

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Dokumente zur Geschichte der Hanse (2023)

Zur Darstellung der Geschichte der Hanse sind unter Federführung des Archivs der Hansestadt Lübeck 21 Dokumente aus Archiven in sechs europäischen Staaten ausgewählt worden. Gemeinsam zeigen sie die Entwicklung Nordeuropas vor über 600 Jahren, geprägt von einer Organisation von Kaufleuten und rund 200 Mitgliedsstädten. Der Handelsraum der Hanse berührte 25 heutige europäische Staaten.

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Karolingische Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen (2023)

Die Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen zählen zu den bedeutendsten Bilderhandschriften aus der frühmittelalterlichen Zeit um 800, der beginnenden Epoche der karolingischen Kaiser. Die Handschriften enthalten den lateinischen Text der vier Evangelien. Dem Text beigefügt sind ganzseitige Darstellungen der vier Evangelisten.

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Archive des Internationalen Suchdienstes (Bad Arolsen) (2013)

Deutschland hat sich außerdem als Mitglied der Internationalen Kommission des Internationalen Suchdienstes (ITS), gemeinsam mit den weiteren zehn Mitgliedstaaten, an der Nominierung der „Archive des Internationalen Suchdienstes (Bad Arolsen)“ beteiligt. Die Aufnahme ins Register erfolgte 2013.

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