Schirmherrschaften Immaterielles Kulturerbe

Die UNESCO und die Deutsche UNESCO-Kommission fördern ausgewählte und sichtbare Aktivitäten mit starker Multiplikatorenwirkung im Bereich des Immateriellen Kulturerbes.  

Lagois-Fotowettbewerb 2018: "Kreativität, Wissen, Tradition: Immaterielles Kulturerbe weitergeben"

Der Lagois-Fotowettbewerb 2018 des Evangelischen Presseverbands für Bayern sucht unter Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission herausragende fotografische Arbeiten, die sich mit dem Immateriellen Kulturerbe beschäftigen. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und versteht sich auch als Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018.

Er umfasst zwei Kategorien und richtet sich an Profifotografen sowie Jugendliche zwischen 14 und 26 Jahren. Bei der Preisverleihung im Frühjahr 2019 wird eine Wanderausstellung der prämierten Bilder eröffnet. Diese soll ab 2019 durch Deutschland touren und kann dann von Galerien, Kommunen oder Bildungseinrichtungen ausgeliehen werden.

Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 alle zwei Jahre vergeben. Namensgeber ist der bayerische Pfarrer Martin Lagois (1912-1997), der mit seiner Medienarbeit großen Einfluss auf die evangelische Publizistik ausübte. 2016 widmete sich der Lagois-Fotowettbewerb dem Thema "Auf der Flucht: Frauen und Migration".

Workshop-Festival „Transnationale Konzepte im modernen Tanz“

Seit 2014 ist der Moderne Tanz – Stilformen und Vermittlungsformen der Rhythmus- und Ausdruckstanzbewegung als Kulturform im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes anerkannt. Ein Workshop-Festival der Gesellschaft für Tanzforschung (gtf) widmete sich im März 2018 in Berlin den Migrationsbewegungen von Tanzkünstlerinnen und -künstlern in Europa im Übergang zwischen der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Vier europäische künstlerische Recherche-Projekte dienen als Ausgangspunkt für eine vergleichende Auseinandersetzung mit Fragen zu transnational verbreiteten Arbeitsweisen und Werkentwicklungen sowie zur Vermittlung und Weitergabe im zeitgenössischen Tanz. Neben den Workshops gibt es im Rahmen des Festivals vier „Lecture Demonstrations & Performances“ sowie eine Podiumsdiskussion und eine Posterpräsentation.

Die Veranstaltung reiht sich in die gesamteuropäische Auseinandersetzung mit dem Kulturerbe im Jahr 2018 unter dem Motto „Sharing Heritage“ des Europäischen Kulturerbejahrs (ECHY) ein. 

Die Welt des Schattentheaters

Das Linden-Museum Stuttgart ließ in der Ausstellung vom 3. Oktober 2015 bis zum 10. April 2016 "Die Welt des Schattentheaters: Von Asien bis Europa" die Tradition des Schattentheaters lebendig werden und veranschaulichte, welche Faszination diese Kunst in vielen Teilen der Welt ausübt. Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission.

Die Ausstellung beleuchtete zum einen die Geschichte des Schattentheaters und die Entwicklung dieser Tradition in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zum anderen nahm sie Bezug auf die Gegenwart und betonte die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Traditionen des Schattentheaters von Asien über den Orient bis hin nach Europa. Die Ausstellung informierte über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Aufführungsprinzipien, der Aspekte des Erzählens und der Typologie der Figuren. Die Tradition des Schattentheaters wurde durch Inszenierungen mit Musik, Gesang, Bild und Film zum Leben erweckt. Außerdem gab es Mitmach-Elemente für Besucher.

In vielen Ländern ist das Schattentheater bis heute ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität. Die Aufführungen gehören beispielsweise in Indien, auf Java/Indonesien und in Thailand zu traditionellen Festen und zeremoniellen Handlungen. Die kulturvergleichende Ausstellung würdigt das Schattentheater als weltweit verbreitetes und verbindendes Kulturerbe. Sie präsentiert auch Exponate von Traditionen, die von der UNESCO in die "Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit" aufgenommen worden sind. Dazu gehören unter anderem das indonesische Schattenspiel Wayang Kulit oder das türkische Karagöztheater.

Marionetten als Kulturbotschafter

Das Augsburger Puppentheatermuseum "die Kiste" zeigte 2015 eine Marionetten-Ausstellung, die die historische Wasserwirtschaft in Augsburg thematisierte. Die Ausstellung war vom 15. April bis 25. Oktober zu sehen und stand unter Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission.

Die Ausstellung verknüpfte Geschichten und Märchen des Augsburger Puppentheaters mit der Geschichte und Gegenwart der Augsburger Wasserwirtschaft. Gezeigt wurden unter Einsatz von Marionetten die Augsburger Brunnen, Wasserräder, Wasserwerke und die Flößerei in Augsburg. Die Ausstellung umfasste eine Reihe von kindgerechten Lernstationen. Speziell für Kinder wurden Workshops angeboten zu Themen wie "Experimente mit Wasser“ oder "Wir bauen ein Wasserrad aus Recycling-Materialien".

Die Ausstellung würdigte das Puppenspiel als weltweit verbreitetes Kulturerbe. Die Tradition des Puppenspiels findet sich in verschiedenen Varianten auf der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit wieder. Darin verzeichnet sind das kambodschanische Schattentheater Sbek Thom, das chinesische Schattentheater, das Schattentheater Karagöz aus der Türkei sowie das Wayang-Puppentheater aus Indonesien. Ein Projekt, das durch die Ausbildung junger Nachwuchsspieler das jahrhundertealte Puppenspiel in der südostchinesischen Provinz Fujian erhalten soll, wurde zudem in das Register guter Praxisbeispiele zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Das Augsburger Puppentheatermuseum "die Kiste" lässt das Puppenspiel lebendig werden und bringt es den Zuschauern so nahe, dass sie in die Welt der Puppen eintauchen können. Es ist mit über 60.000 Besuchern pro Jahr das erfolgreichste Museum seiner Art in Europa.

 

44. CIOFF-Weltkongress in Bautzen

Der Internationale Rat für die Organisationen von Folklore-Festivals und Volkskunst (CIOFF) veranstaltete 2014 seinen Weltkongress in Deutschland. Vom 16. bis 26. Oktober war Bautzen Gastgeber für rund 200 Delegierte der 101 nationalen Sektionen des Weltverbands. Die Veranstaltung stand unter Schirmherrschaft der UNESCO.

Die Kulturkonferenz im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen wurde von Hugo Ifran, CIOFF-Vizepräsident für kulturelle Angelegenheiten, und Prof. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, eröffnet. Dr. Dorothea Kolland, ehemalige Leiterin des Kulturamts in Berlin-Neukölln, erörterte die Rolle ethnischer Gruppen bei der Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes im kommunalen Kontext. Dr. Ines Keller vom Sorbischen Institut stellte das Beispiel der Lausitzer Sorben und ihren Beitrag zur Umsetzung der UNESCO-Konvention vor. Außerdem werden Gute-Praxis-Beispiele zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes durch ethnische Gruppen in Estland, Kanada und Paraguay präsentiert. Im Rahmen des Kongresses fand auch eine öffentliche Kulturkonferenz zum Thema "Awareness of Intangible Cultural Heritage – The role of ethnic communities" statt. Veranstalter der Konferenz sind der CIOFF Deutschland e.V. – die hiesige Sektion des Weltverbandes – und die Domowina, der Dachverband sorbischer Vereine der Ober- und Niederlausitz. CIOFF kümmert sich seit seiner Gründung im Jahr 1970 um die Bewahrung und Verbreitung von traditioneller Kultur und fördert mit seinen Veranstaltungen das Immaterielle Kulturerbe weltweit. CIOFF ist als Nichtregierungsorganisation mit Beraterstatus bei der UNESCO akkreditiert und unterstützt den Zwischenstaatlichen Ausschuss der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes.

Messe-Sonderschau "Bark Cloth"

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat für eine Sonderschau zum ugandischen Rindentuch im Rahmen der Möbelmesse "Living Interiors" in Köln 2014 die Schirmherrschaft übernommen. Die Handfertigung von Rindentuch (Bark Cloth) in Uganda wurde im Jahr 2005 von der UNESCO zum "Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Kulturerbes" erklärt, seit 2008 ist diese Handwerkstradition auf der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit verzeichnet.

Bark Cloth, eine aus Baumrinde gewonnene Faser, gehört zu den ältesten von Menschen produzierten Stoffen. Für die Herstellung wird die innere Rinde von Bäumen gelöst und so lange geschlagen, bis sie weich ist. Das Rindentuch wird für Lendenschürzen, Röcke, Vorhänge und Wandbekleidungen verwendet. Die Kunst dieser Tuchherstellung nimmt einen festen Platz im religiösen und festlichen Leben Ugandas ein. Das ugandisch-deutsche Familienunternehmen „Bark Cloth“ produziert auf Basis eines einzigartigen, traditionellen Verfahrens. Zunächst in Privatinitiative gegründet, später im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert, sichert das Unternehmen heute mehr als 500 ugandischen Familien ein Einkommen.

Die Philosophie des Unternehmens besagt, dass der beste Schutz für dieses Immaterielle Kulturerbe dessen Modernisierung ist. Besonderer Wert wird auf eine ökologisch und sozio-ökonomisch nachhaltige Produktionsweise gelegt. Bei der Sonderschau "Bark Cloth-Herstellung – ein immaterielles Kulturerbe" auf der Kölner Möbelmesse im Januar 2014 wurde die Fertigung, Weiterverarbeitung und zeitgemäße Verwendung des ugandischen Rindentuchs in Architektur, Design und Kunst dargestellt.

Im Reich der Schatten

Das TheaterFigurenMuseums in Lübeck brachte 2012 in einer Ausstellung unter UNESCO-Schirmherrschaft zwei Formen des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit miteinander in Verbindung: Das chinesische Schattentheater ist seit 2011, die Peking-Oper seit 2010 auf der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO verzeichnet.

Schon seit Jahrtausenden spiegeln Aufführungen des Schattentheaters und der Peking-Oper die Kulturgeschichte Chinas wider. Beim chinesischen Schattentheater erzeugen Puppenspieler mit an Stangen befestigten, aus Leder oder Papier gefertigten Figuren auf einem von hinten beleuchtetem Tuch die Illusion bewegter Bilder. Die Peking-Oper vereint Gesang, Rezitation, Schauspiel und Kampfkunstdarstellungen und wird bis heute als ästhetisches Ideal der chinesischen Oper betrachtet. Die Exponate der Ausstellung – rund 60 Figuren des chinesischen Schattentheaters und Kostüme der Peking-Oper – verbanden beide kulturellen Traditionen.

Viele "Roben" der Puppen sind an die Kostüme aus der Peking-Oper angelehnt, genauso wie die vorgeführten Stücke oftmals von der Oper für die Puppentheater-Bühne übernommen wurden. Beide kulturellen Ausdrucksformen haben eine lange Tradition in China und zählten vormals zu den beliebtesten Unterhaltungsmedien der häufig lese- und schreibunkundigen Bevölkerung. Die Ausstellung und begleitende Veranstaltungen trugen zur Vermittlung und Förderung der bedrohten Kunstformen und zur Erhöhung ihres Bekanntheitsgrades in Deutschland bei.