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Ausbildungshandbuch von Medienschaffenden zum Thema Migration erschienen

Mit 13 Modulen bietet das Handbuch umfangreiche Beispiele zum Training von Migrationsberichterstattung

Drei Forscherinnen des Erich-Brost-Instituts für internationalen Journalismus (EBI) der TU Dortmund haben für die UNESCO ein Handbuch zur Berichterstattung über Migration und Flucht erarbeitet. Damit wird erstmals ein UNESCO-Handbuch, das weltweit die Standards für die Journalistenausbildung setzt, von einem deutschen Journalismus-Institut verfasst.

Am Donnerstag, 15. Juli, hat die UNESCO das Handbuch der Dortmunder Forscherinnen nun im Rahmen einer Medien-Fachtagung der „International Association for Media and Communication Research (IAMCR)“ in Nairobi einer weltweiten Öffentlichkeit präsentiert.

Das rund 300 Seiten starke Werk basiert auf sechs Jahren Vorarbeit, umfangreichen wissenschaftlichen Analysen des TU-Teams und zahlreichen internationalen Konferenzen und Workshops zur Berichterstattung über Migration und Flucht – in den Zielländern von Migranten und Flüchtlingen ebenso wie in den Herkunfts- und Transitländern. Dort fehlt es den Redaktionen vielfach an Wissen und Ressourcen: Eine Studie des EBI hat gezeigt, dass afrikanische Medien beim Thema Migration vielfach nur die Agenda europäischer Medien übernehmen – eine eigene Perspektive, zumal auf die Ursachen von Flucht und Migration, fehlt.

Guy Berger, der für Medienpolitik zuständige Direktor bei der UNESCO, lobte das Handbuch bei der Vorstellung des Projekts als „Meilenstein“. Prof. Dr. Susanne Fengler, wissenschaftliche Leiterin des Erich-Brost-Instituts, sagt: „Obwohl das Thema Migration weltweit immer wieder die Schlagzeilen dominiert, für erhitzte Diskussionen sorgt und Wahlausgänge bestimmt, gab es bislang kein umfassendes Grundlagenwerk für Journalistinnen und Journalisten. Gerade ihnen kommt jedoch eine Schlüsselrolle für die öffentliche Debatte zu.“

Fengler ist zusammen mit Monika Lengauer und Anna-Carina Zappe Herausgeberin des Handbuchs. Mehr als 34 internationale Gastautorinnen und -autoren haben Beiträge zu dem Projekt geliefert. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Auswärtigen Amtes sowie der Robert-Bosch-Stiftung.

Das Handbuch „Reporting on Migrants and Refugees“ wendet sich an Journalismus-Institute, Lehrende und Studierende der Journalistik sowie Medienprofis in aller Welt und ist interdisziplinär angelegt. In 13 Kapiteln wird zum einen Grundlagenwissen über die Rahmenbedingungen, Gründe und Auswirkungen von Flucht und Migration vermittelt – zugeschnitten auf die Bedürfnisse von angehenden und praktizierenden Journalistinnen und Journalisten.

„Sie brauchen schnell Zugriff auf zuverlässige und aktuelle Zahlen und Fakten, sie müssen sich über korrekte Begriffe rückversichern können. Das Handbuch bietet beides und nennt praktische Lösungen für die Lehre, das journalistische Studium und den Redaktionsalltag“, so Monika Lengauer, Ko-Autorin des Handbuchs. Zum anderen greift das Handbuch für Medienmacher und Redaktionen weltweit relevante professionelle Fragen auf: Welche Forschungsergebnisse zur Migrationsberichterstattung liegen vor, wie wirkt diese auf das Publikum? Und wie können Geschichten kreativ umgesetzt und vermarktet werden? „Zudem geht es darum, die Journalistinnen und Journalisten in ihrer ethischen Verantwortung zu stärken. Das schließt die persönliche Betroffenheit mit ein. Es geht im Handbuch daher auch um traumasensible Berichterstattung“, betont Anna-Carina Zappe, Ko-Autorin des Handbuchs.

Das Handbuch liegt auf Englisch vor, Übersetzungen ins Französische und Arabische folgen in Kürze, weitere Sprachen sind geplant.

„Dass das Erich-Brost-Institut diese politisch so sensible Publikation für die UNESCO verfassen durfte, ist auch ein Zeichen für das Vertrauen und die Wertschätzung, die das Erich-Brost-Institut der TU Dortmund weltweit genießt“, so Susanne Fengler anlässlich der internationalen Präsentation des Handbuchs.

Quelle: Meldung der Technischen Universität Dortmund

Publikation

Reporting on Migrants and Refugees. UNESCO Handbook for Journalism Educators.
UNESCO, 2021