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Tagung am 8./9. Mai in Wien: Spannungsfelder des Immateriellen Kulturerbes

Kooperationsprojekt der deutschsprachigen UNESCO-Nationalkommissionen

Immaterielles Kulturerbe muss nach der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) mit den bestehenden internationalen Menschenrechtsübereinkünften sowie mit dem Anspruch gegenseitiger Achtung von Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen sowie der nachhaltigen Entwicklung, vereinbar sein. Während diese Anforderungen häufig keine Probleme darstellen, gibt es auch Fälle, die durchaus kontrovers diskutiert werden. Diesen Fällen und dem Umgang damit widmet sich eine gemeinsame Tagung der deutschsprachigen UNESCO-Nationalkommissionen am 8. und 9. Mai 2018 in Wien. Interessierte sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.

Da Immaterielles Kulturerbe (Teil)-Lebenswirklichkeiten abbildet, haben der Hintergrund und soziale Kontext gelebter Traditionen und ortsüblicher Praktiken, die oftmals eine lange historische Verankerung haben, in der Trägergruppe oder lokal hohe Akzeptanz. In einigen wenigen Fällen wird diese Anerkennung jedoch von einer breiteren Öffentlichkeit der eigenen Gesellschaft sowie in anderen Teilen der Welt nicht geteilt: wenn Tiere (Tiernutzung, Zähmung, Rituale) betroffen sind, wenn es um Erfahrungswissen geht, das u.U. im Gegensatz zu wissenschaftlichen Erkenntnissen steht (z.B. traditionelle Heilmethoden), bei Genderfragen (Ausschluss von entweder Männern oder Frauen bei der Ausübung) oder bei der Beteiligung von Minderheiten bzw. an Religionen und Religionsgemeinschaften orientierten Bräuchen. Und auch innerhalb der Trägergruppen gibt es zu diesen Fragen gelegentlich durchaus Bruchlinien.

Auch wenn diese Fälle des Immateriellen Kulturerbes mit globalen Normen und Standards zwar vereinbar sind, zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre bei der Erstellung nationaler Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes deutlich, dass innerhalb von Gesellschaften unterschiedliche Beurteilungen in Bezug auf gesellschaftliche Normen existieren. Zeitliche Distanz, örtliche Besonderheiten, Alter der Personen, die urteilen, politisches Bewusstsein, persönliche Geschichte, etc. spielen eine Rolle, wie Traditionen, ihr Wert für die Gemeinschaft, für Einzelne und für die Gesellschaft sowie ihre Erhaltungswürdigkeit beurteilt werden.

Die Tagung widmet sich hinsichtlich dieser Voraussetzungen/Rahmenbedingungen u.a. folgenden Fragestellungen: Wie lässt sich angesichts dieser Lage der (gesellschaftliche) Wert von Immateriellem Kulturerbe und die Aufgaben, die die UNESCO den Mitgliedstaaten auferlegt hat, beurteilen? Welche Bedeutung hat Immaterielles Kulturerbe für junge Menschen und die heutigen vielfältigen Gesellschaften? Können Kriterien aufgestellt werden, die aus dem Dilemma konträrer Akzeptanz herausführen? Welche neuen Dialoge und Bewusstseinsprozesse hat das Arbeiten an nationalen Verzeichnissen angestoßen und wo zeigen sich Grenzen und Blockaden?

Inhalte und Ziele

Ziel der Veranstaltung ist es im Austausch diese Fragen zu diskutieren und gemeinsam Formate zu entwickeln, die den sachlichen Diskurs und eine gewinnbringende Auseinandersetzung hinsichtlich der genannten Antagonismen und Spannungsfelder zu verbessern. Diese sollen im Plenum und in folgenden vier Panels, die sich aus der Erstellungspraxis der nationalen Verzeichnisse ergeben haben, diskutiert werden:

  1. Kulturelle Praktiken und Gender bzw. Gleichstellung
  2. Kulturelle Praktiken und Kommerz bzw. touristische Inwertsetzung
  3. Kulturelle Praktiken und Religion/en/Minderheiten
  4. Kulturelle Praktiken und Tiere

 

Wie kann der (gesetzliche, ethische, politische, öffentliche) Rahmen der gesellschaftlichen Akzeptanz von Traditionen in diesen Bereichen besser gefasst und beschrieben werden? Können Kriterien oder zumindest Prüfsteine aufgestellt werden, die aus dem Dilemma konträrer Positionen und mangelnder Akzeptanz herausführen?

Zeit und Ort

Dienstag, 08.05.: 13 - ca. 17Uhr
Mittwoch, 09.05.: 09 - ca. 16Uhr

Die Veranstaltung findet im magdas HOTEL (Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien) statt. Standort: 1020 Wien, Laufbergergasse 12, Tel.: +43 1 720 0288 0.

Anmeldung

Um Anmeldung an Frau Gabriele Detschmann wird gebeten.

Ein detailliertes Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Die Kosten für Anreise und Übernachtungen sind von den Teilnehmeneden zu übernehmen.