UNESCO-Projektschule Gewerbliche und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerische Schulen Emmendingen
Eine Kultur des Friedens schaffen
Die Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen (GHSE) setzen sich aus verschiedenen Schulen zusammen, verstehen sich jedoch als eine Institution. Hier können alle Abschlüsse des deutschen Schulsystems erworben werden: Vom Hauptschulabschluss bis hin zur allgemeinen Hochschulreife. Den Schülerinnen und Schülern werden Orientierungs- und Vorbereitungsjahre angeboten und über die Hälfte von ihnen absolviert eine duale Ausbildung. Neben der fachlichen Qualität der Ausbildung stehen die Ziele und Werte der UNESCO im Vordergrund, wobei ein Fokus auf interkulturellen Begegnungen liegt, um so eine Kultur des Friedens zu fördern.
Fakten
- Aufnahmejahr: 1993
- Status: Anerkannt
- Bundesland: Baden-Württemberg
- Schulform: Berufliches Schulzentrum
- Webseite: ghse.de
Geteilter Respekt
Das Leitbild der GHSE gibt das Selbstverständnis der Bildungsinstitution wieder: „Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft arbeiten in einem Klima gegenseitigen Respekts. Wir treten Intoleranz und Gewalt aktiv entgegen“. Die Thematik des solidarischen, gleichberechtigten und friedlichen Zusammenlebens spielt daher eine zentrale Rolle im Schulalltag der Kinder und Jugendlichen aus mehr als 100 Nationen, die an den GSHE gemeinsam lernen. Sie werden ermutigt bei Konflikten stets demokratische Lösungsansätze anzustreben. Inspiration hierzu bieten zum Beispiel Begegnungen mit Zeitzeuginnen und -zeugen zur Pflege der Erinnerungskultur sowie Vorträge und Diskussionen von und mit verschiedenen Autorinnen und Autoren, Menschenrechts- und Klimaaktivistinnen und -aktivisten. So erweitern die Jugendlichen ihre Blickwinkel auf verschiedene Themen und erkennen die Vernetzung globaler Herausforderungen wie Hunger, Krieg, Verfolgung, Flucht und Umweltprobleme.
Kreative Perspektivwechsel
Im Austausch mit Gleichaltrigen im Rahmen von Seminaren und Sommercamps gelingt es den Jugendlichen Kontakte zu knüpfen, Ideen auszutauschen und Neues zu erfahren. Sie beschäftigen sich dabei über mehrere Tage intensiv mit Themen wie „Safe our planet with democracy“, „Flüchtlinge willkommen“ oder auch „Menschenrechte kommen in Mode.“ Die internationalen Kooperationen der GHSE fördern das Verständnis globaler Zusammenhänge. Jährliche Studienfahrten in verschiedene Regionen der Welt ermöglichen Jugendlichen und Lehrkräften Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen. Austausche werden in viele Länder durchgeführt, beispielsweise nach Chile, China, Frankreich, Israel, Palästina, Spanien und in die Schweiz. Das vom Förderverein der GHSE durchgeführte Dialogforum zwischen deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendlichen hat dabei in Anbetracht der politischen Situation einen besonderen Stellenwert. Das UNESCO-Team organisiert außerdem jährlich eine Veranstaltung zum Weltfrauentag, um Jugendliche für das Thema Gleichberechtigung zu sensibilisieren. Hiermit geht eine Nähaktion einher, welche auf die prekäre Situation von Textilarbeiterinnen weltweit hinweist. Dabei werden die Jugendlichen ermutigt, ihre Konsumgewohnheiten mit Blick auf die globalen Verbindungen zur Textilproduktion infrage zu stellen.
Photovoltaik nebst Honigproduktion
In verschiedenen Arbeitsgemeinschaften setzen sich die Jugendlichen mit dem Thema Klimawandel auseinander. Hierbei betrachten sie nicht nur die physikalischen Grundlagen und die aktuelle Faktenlage, sondern erörtern auch umweltfreundliche Lösungswege. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf den persönlichen Lebensstil gelegt. In Seminarkursen beschäftigen sich die die Schülerinnen und Schüler tiefergehend mit der Thematik: Zum Beispiel analysieren sie die Strom-Verbrauchsdaten des Schulgebäudes und ermitteln Energie-Einsparpotentiale, so dass auf dem Dach nun zunehmend Photovoltaikanlagen installiert werden. Das an diesem Ort vernehmbare Summen entspringt zumeist nicht der Stromgewinnung, sondern stammt vielfach von den Bienen, die dort in ihren Stöcken herumschwirren. Der dabei gewonnene, schuleigene Blütenhonig wird von der gesamten Schulgemeinschaft und Gästen sehr geschätzt. Überhaupt spielt die Artenvielfalt für die Schule eine große Rolle. Eine von Jugendlichen angelegte Blumenwiese liefert dazu einen wichtigen Beitrag.
„Wir weigern uns Feinde zu sein.“
- Schulmotto
Tradition und Digitalität
Die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums und einiger Berufsschulklassen haben die Möglichkeit, eine Tabletklasse zu besuchen. Das individuelle Lernen der Schülerinnen und Schüler, aber auch die Unterrichtsprozesse werden durch den Einsatz der Tablets und verschiedener Apps unterstützt und optimiert. Um den Jugendlichen auch die Risiken des digitalen Zeitalters aufzuzeigen, setzten sich die GHSE das Ziel, in den Eingangsklassen des beruflichen Gymnasiums regelmäßig Workshops im Bereich „Demokratie und Digitalität“ durchzuführen.
Neben dem Fokus auf neue Technologien nehmen auch die Erinnerung und der Erhalt einstig moderner Techniken einen wichtigen Stellenwert ein. So unterstützt das UNESCO-Team den Erhalt einer der letzten erhaltenen Hammerschmieden des Schwarzwaldgebietes aus dem Jahr 1867, ein wichtiges technisches Kulturdenkmal der badischen Region, finanziell. Jedes Jahr arbeiten zudem viele Schülerinnen und Schüler mit dem Kollegium an der Durchführung des Weihnachtsmarktes im Zeichen der UNESCO-Arbeit. In den Schulwerkstätten werden dazu verschiedene Gegenstände aus Holz, Metall und Textilien gestaltet und gemeinsam mit Leckereien aus der Schulküche verkauft. Den Gewinn des Marktes spendet die Schule an Partner in Lateinamerika (Bolivien, Chile und Peru), dem Nordirak und an unterschiedliche NGOs.