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Brennpunkt Zukunft – Herausforderungen und Chancen prospektiver Bildung

Fachtagung der UNESCO-Projektschulen in Goslar

Über 100 Lehrkräfte und Schüler von UNESCO-Projektschulen aus ganz Deutschland diskutierten vom 18. bis 22. September in Goslar Herausforderungen und Chancen prospektiver Bildung. Wie Bildung Herausforderungen wie Flüchtlingsbewegungen, wachsendem Rassismus oder Ressourcenknappheit begegnen und zu nachhaltiger Entwicklung beitragen kann, stand im Zentrum der diesjährigen Fachtagung der UNESCO-Projektschulen. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission in Kooperation mit den Bundesländern Bremen und Niedersachsen ausgerichtet.

Minister a.D. Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, stellte bei der Fachtagung "Thesen zur Schule der Zukunft" vor. Er erklärte: "Schule wird sich nur ändern, wenn sich auch das Rollenverständnis der Politik und Administration ändern. Schulen brauchen für Innovationen vor allem eines: Freiraum. Schulgesetze müssen Schulen ermöglichen, selbstverantwortlich Lösungen im Rahmen des allgemeinen Bildungsauftrags zu finden."

Die Fachtagung der UNESCO-Projektschulen stand in diesem Jahr unter dem Motto "Brennpunkt Zukunft – Herausforderungen und Chancen prospektiver Bildung". Workshops zur Energiewende, einer nachhaltigen Ressourcennutzung, Postwachstum oder dem Erhalt des Kultur- und Naturerbes und weiteren Themen beleuchteten aktuelle Herausforderungen der Bildungsarbeit angesichts globaler Entwicklungen. Das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung war dabei stets Leitlinie auf der Suche nach Lösungsansätzen.

Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen Heinz-Jürgen Rickert: "Die UNESCO-Projektschulen haben sich auf einen umfassenden Reformkurs begeben, um sich fit zu machen für die Kernaufgaben der Zukunft. Wir wollen mit guter Bildung und unserem hohen Innovationspotenzial zu nachhaltiger Entwicklung beitragen, keineswegs als 250 singuläre Schulen, sondern als aktives Netzwerk, in dem rund 150.000 Jugendliche, 90.000 Erziehungsberechtigte und 20.000 Lehrkräfte mit großem Engagement agieren. Schule muss sich deutlich verändern: sie muss partizipativer, Inhalte und Methoden zeitgemäßer, lebensnäher und sozial gerechter werden."

Niedersächsische UNESCO-Projektschulen stellen sich vor

Im Rahmen der Fachtagung stellte sich auch das Netzwerk der niedersächsischen UNESCO-Projektschulen vor. Drei Schulen aus diesem Netzwerk präsentieren sich auf unesco.de:

 

Henning-von-Tresckow-Grundschule, Hannover

UNESCO-Projektschule seit: 2007
Anzahl der Schülerinnen und Schüler: 207

www.henning-von-tresckow-grundschule.de

Als kleine Grundschule freuen wir uns besonders, dem UNESCO-Netzwerk anzugehören. Die UNESCO-Jahresthemen werden auch von unseren Grundschülerinnen und Grundschülern bearbeitet. Themen wie Friedenserziehung, Umwelterziehung, Erziehung zur Demokratie, dem "Eine Welt Gedanken", der Auseinandersetzung mit den Menschenrechten und dem Kultur- und Naturerbe erregen gerade bei den Schülerinnen und Schülern im Grundschulalter großes Interesse und werden nachhaltig während der Grundschulzeit verfolgt. Wir sind in unserem Regionalnetzwerk mit der Bismarckschule Hannover, der BBS 3 Hannover, der Marie Curie Schule Wennigsen und der Herderschule Bad-Pyrmont verbunden. Hier einige Beispiele aus unserer Arbeit:

  • Gemeinsam haben wir in der Innenstadt von Hannover einen Flashmop zu unserem Jahresthema "Schau hin – misch dich ein!" organisiert.
  • Wir nehmen an der regelmäßig stattfindenden Schülerkonferenz der Grundschulen der Stadt Hannover teil und werden dabei von "Politik zum Anfassen" unterstützt.
  • Unsere "Natur Ranger AG" kümmert sich darum, aus unserem Schulgelände ein besonderes Biotop zu machen.
  • Unserer Welterbe-AG fährt nach Norddeich Mole, um das Wattenmeer kennenzulernen.
  • Wir unterstützen einen Schüler an der "One World Secondary school Kisangara" in Tansania, indem wir in jedem Schuljahr ein Projekt für ihn initiieren, um einen Teil seines Schulgeldes zu finanzieren.

 

Adolf-Grimme-Gesamtschule, Goslar

UNESCO-Projektschule seit: 2012
Anzahl der Schülerinnen und Schüler: 663

www.agg-goslar.com

Die integrierte Gesamtschule in Goslar bewarb sich bereits kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2010 um Mitgliedschaft im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen. Somit prägten die Leitsätze der UNESCO-Arbeit von Anfang an den Aufbau unserer Schule. Die Schule liegt mitten im Weltkulturerbe: Die Goslarer Altstadt und die tausendjährige Geschichte des Bergbaus befinden sich in der direkten Nachbarschaft. Zusammen mit unserem Kooperationspartner Erzbergwerk Rammelsberg geben wir unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, das Welterbe unmittelbar zu erleben und tragen zu seinem Schutz bei. Gleichzeitig stellen wir uns den Herausforderungen der Gegenwart: An unserer Schule leben und lernen derzeit über 90 geflüchtete Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Nationalitäten. Die Integration dieser neuen Schülerinnen und Schüler wurde für uns zu einer zentralen Aufgabe der UNESCO-Arbeit. Wir gestalten Projekte wie den "Tag des Flüchtlings" oder die Lesung "Ein Morgen vor Lampedusa", welche zu Empathie und Solidarität gegenüber den Zufluchtsuchenden anregen sollen. Integrationskonzepte wie die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zu Integrationsscouts, welche die Flüchtlingskinder in der Schule tatkräftig unterstützen, werden nachhaltig umgesetzt. Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte unserer Schule organisieren in Kooperation mit dem "Netzwerk Mensch Oker" ehrenamtlich Spenden und Hilfsprojekte wie eine Kleiderbörse oder einen Fahrradkurs für Flüchtlinge. Projekte gegen Fremdenhass und Rassismus wie das Kunstprojekt "Gesicht zeigen" oder die Mitwirkung an friedlichen Demonstrationen regen zur Zivilcourage an.

 

Johannes-Althusius-Gymnasium, Emden

UNESCO-Projektschule seit: 2012
Anzahl der Schülerinnen und Schüler: 1.114

www.jag-emden.de

Das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) blickt auf eine mehr als 500-jährige Tradition zurück. Die Grundlagen unserer Arbeit und unseres vielfältigen Schullebens, die Unterrichtsangebote und die Gestaltung unseres Ganztags mit Arbeitsgemeinschaften, Förder- und Forderangeboten sind unserem Schulprogramm auf unserer Homepage zu entnehmen. Seit 2012 beteiligen wir uns an der Netzwerkarbeit der UNESCO-Projektschulen Niedersachsen, aufbauend auf der Schulpartnerschaft mit unserer westafrikanischen Partnerschule in Kono, Sierra Leone. Unser Engagement ermöglichte dort unter anderem den Bau eines neuen Schulgebäudes. Jetzt arbeiten wir aktiv mit dem neu gegründeten Verein "Ostfriesland in Sierra Leone e.V." zusammen. Ein weiterer wichtiger Tätigkeitsbereich des JAGs ist die Arbeit als "Umweltschule in Europa" und "Internationale Agenda 21-Schule". Zum Thema "Klimaschutz und Nutzung regenerativer Energien" sind Schülerinnen und Schüler zum Beispiel in Projekten wie "Jugend forscht" oder bei der Konstruktion und dem Einsatz von Solarmobilen erfolgreich. Unsere Garten-AGs beschäftigen sich mit "Biodiversität und Artenschutz“, indem sie zum Beispiel Kaninchen, Tauben und ein Wildbienenhotel betreuen. Hinzu kommen breit gefächerte kulturelle Aktivitäten. Weiterhin bereichern interkulturelle Begegnungen unseren Schulalltag. Denn als "Europaschule" pflegen wir internationale Kontakte und Erasmus+ Partnerschaften mit Schulen, zum Beispiel in Reykjavik (Island), Lannion (Frankreich), Valašske Meziřiči (Tschechien) und Santo Tirso (Portugal). Das JAG fühlt sich in seinem Bildungsauftrag seit vielen Jahren der Förderung von Menschenrechten, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie der Begegnung verschiedener Kulturen verpflichtet und möchte sich dauerhaft im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen engagieren.

 

Kooperationen zur Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung

Kooperationen wurden im Rahmen der Fachtagung zwischen den UNESCO-Projektschulen, der Initiative "Global Goals Curriculum" und der Autostadt Wolfsburg geschlossen. Ab 2017 werden die Partner sich gemeinsam für die Umsetzung des Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung engagieren, Lehr- und Lernmaterialien entwickeln, Methoden gestalten und nationale wie auch internationale partizipative Jugendworkshops durchführen.