Westliches Tian-Shan-Gebirge

Lebensraum zahlreicher bedrohter Tierarten

Die serielle, transnationale Welterbestätte umfasst ein aus 13 Teilgebieten bestehendes Areal mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Tieren, Pflanzen und Ökosystemen. Innerhalb des zentralasiatischen Tian-Shan-Gebirgssystems gelegen, ist die Region von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung für den langfristigen Erhalt und die Weiterentwicklung unterschiedlichster Nutzpflanzen, insbesondere Obst- und Nussbäume.

Faktenbox

Das geschützte Gebiet erstreckt sich über zwei Gebirgszüge unterschiedlichen Alters – das Tian-Shan-Gebirge und das Karatau-Gebirge – und liegt auf dem Territorium der drei Staaten Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan. Auf einer Höhe zwischen 700 und gut 4.500 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, ist die Landschaft geprägt durch kontinentales Klima und durch die Berge bedingte Mikroklimata. Die Folgen sind ein Mosaik unterschiedlichster Landschaftsarten, insbesondere verschiedener Waldtypen, und eine ausgeprägte Biodiversität mit einer Vielzahl endemischer Tier- und Pflanzenarten.

Für diverse stark bedrohte Tierarten bietet die Region Rückzugs- und Schutzmöglichkeiten. Hierzu zählen unter anderem der Östliche Kaiseradler, der Schneeleopard und Menzbiers Murmeltier, welches nur im westlichen Tian-Shan-Gebirge vorkommt. Auch für eine Vielzahl an Vogelarten bietet das Gebiet Schutz und Lebensraum. So befinden sich innerhalb des Welterbegebiets gleich drei Vogelgebiete: das Naturreservat Aksu-Dzhabagly, das Kenshektau-Gebirge und ein Teil des Biosphärenreservates im Chatkal-Gebirge. Eine endgültige, lückenlose Erfassung der biologischen Vielfalt in dem Gebiet der Welterbestätte steht noch aus.

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

„Western Tien-Shan has an exceptional value as a centre of origin of cultivated plants.”

"Western Tien-Shan hat einen außergewöhnlichen Wert als ein Zentrum der Herkunft von Kulturpflanzen."

Natürlicher Ursprungsort von Nutzpflanzen

Die Region des westlichen Tian-Shan-Gebirges gilt als eines von 12 Gebieten weltweit, aus welchen viele unserer heutigen Nutzpflanzen, insbesondere diverse Obst- und Nusssorten, ursprünglich stammen. So gelten die Walnuss-Wälder im geschützten Gebiet als die größten ihrer Art weltweit. Auch finden sich in den Grenzen der Welterbestätte mehrere auf der Roten Liste von IUCN vermerkte, vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten, darunter die wilden Apfelsorten Siverse und Nedzvetsky und wilde Aprikosenbäume.

Das Gebiet ist jedoch nicht nur Schutzraum für Tiere und Pflanzen, sondern zugleich Ausgangspunkt wissenschaftlicher Forschung. Die wilden Obst- und Nusswälder bieten als genetische Ressource einen wesentlichen Anknüpfungspunkt für die Züchtung keim- und krankheitsresistenter Obst- und Nusssorten, die zur Sicherung der Nahrungsquellen der Weltbevölkerung beitragen können.

Bedroht wird die biologische Vielfalt durch noch nicht ausreichenden Schutz vor illegaler Abholzung, durch die Nutzung als Weidegrund und durch Wilderei. Das grenzüberschreitende, durch eine trilaterale Kommission koordinierte Management der Welterbestätte bietet hier die Möglichkeit eines verbesserten umfassenden und einheitlichen Schutzes.

Welterbe in Zentralasien

Die Welterbestätte Tian-Shan-Gebirge ist neben ihrem außergewöhnlichen Wert aus zwei weiteren Gründen von besonderer Bedeutung für die UNESCO-Welterbeliste. Diese Liste spiegelt das Menschheitserbe von außergewöhnlichem universellem Wert auf der gesamten Welt und in all seinen Facetten wider. Aktuell sind auf der Liste jedoch noch einige Regionen im Vergleich zu anderen stark unterrepräsentiert. Hierzu zählt auch Zentralasien. Die Einschreibung der trilateralen Welterbestätte ist vor diesem Hintergrund besonders zu begrüßen.

Des Weiteren liegt das Gebiet der Welterbestätte in zwei Ökoregionen, die laut IUCN-Studien bisher noch nicht auf der Welterbeliste vertreten sind: die Steppe im Alai- und westlichen Tian-Shan-Gebirge und die offenen Graslandschaften im Gebiet des Gissaro-Alai.

Eine stärkere Ausgeglichenheit der UNESCO-Welterbeliste hinsichtlich des gemeinsamen kulturellen und natürlichen Erbes der Menschheit ist das Ziel der „Globalen Strategie”, welche 1994 durch das Welterbekomitee ins Leben gerufen wurde. Eine stärkere Balance im Verhältnis von Natur- und Kulturerbe ebenso wie eine größere Repräsentativität der Welterbeliste durch die Priorisierung von Regionen, bestimmten Arten von Kulturerbestätten und natürlichen Lebensräumen sollen im Rahmen der Globalen Strategie gefördert werden. Deren Umsetzung wird regelmäßig durch das Welterbekomitee überwacht und vorangetrieben.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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