Fakten

Aufnahmejahr: 2018
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (i), (ii)

Meisterwerk Westchor

Bereits ab 1028 erbaut, wurde der Naumburger Dom im 13. Jahrhundert zu einer Doppelchoranlage weiterentwickelt, die den Übergang von spätromanischer zu frühgotischer Architektur widerspiegelt. Der Sakralbau besticht insbesondere durch seine zwei gotischen Chöre westlich und östlich des romanischen Kirchenschiffs. Der in nur sechs Jahren errichtete westliche Chor stellt ein Meisterwerk des Naumburger Meisters dar: Die Verbindung von Architektur, Bildhauerei und Glasmalerei zeigt in außergewöhnlicher Weise die tiefgehenden Veränderungen der religiösen Praktiken und der visuellen Kunst im Hochmittelalter.

Blick in den Westchor im Naumburger Dom
Westchor im Naumburger Dom | © Foerderverein Welterbe Saale Unstrut / Guido Siebert
Zwei Stifterfiguren im Naumburger Dom
Stifterfiguren im Naumburger Dom | © Foerderverein Welterbe Saale Unstrut / Guido Siebert

Hervorzuheben sind die zwölf Stifterstatuen – darunter die Statue der Uta von Ballenstedt – sowie der Westlettner mit dem Passionsrelief und der Kreuzigungsgruppe auf dem Portal. Sie sind integrale Bestandteile des Westchors, welcher so ein gesamtheitliches Kunstwerk und ein außergewöhnliches Beispiel der Architektur des Mittelalters darstellt.

Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingerichtete Werkstatt des Naumburger Meisters war angesichts seines pan-europäischen Charakters Ausdruck des gelebten kulturellen Austausches in Europa während des Hochmittelalters. Sie wirkte als Pionier bahnbrechender Innovationen in der zeitgenössischen Architektur und Bildhauerei.

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Authentizität

Die Authentizität des Naumburger Doms zeigt sich in den intakten Materialien und Formen des Doms und der dazugehörigen Bauten, Kunstwerke und Skulpturen aus dem Hochmittelalter. Bei allen Restaurierungsarbeiten seit dem 19. Jahrhundert wurde Stein aus den ursprünglichen, schon für den Bau des Doms genutzten Steinbrüchen verwendet. Die ursprünglichen Funktionen des Gebäudes werden beibehalten; Gottesdienste finden regelmäßig statt. Lage und Umgebung des Doms im Zentrum der Naumburger Altstadt sind unverändert, und die Stätte weist insgesamt einen guten Erhaltungszustand auf.

Integrität

Die eingeschriebene Stätte verfügt über alle Eigenschaften, die erforderlich sind, um ihren außergewöhnlichen universellen Wert zum Ausdruck zu bringen. Hier stehen der Dom und die zugehörigen Architekturelemente, Skulpturen und Kunstwerke, die alle in ihrer ursprünglichen Konzeption erhalten geblieben sind, an erster Stelle. Die Strukturen aus dem 13. Jahrhundert sind intakt und keinen schädigenden Einflüssen oder Vernachlässigung ausgesetzt. Die Sicht- und funktionalen Beziehungen zur umgebenden Stadt- und Kulturlandschaft sind frei von Beeinträchtigungen. Die Pufferzone spiegelt die urbane Formensprache der Altstadt von Naumburg wider.

Kriterien

Kriterium (i)

Aufgrund des von einem genialen Bildhauer – dem „Naumburger Meister“ – und seiner Werkstatt entworfenen und gestalteten Westchors ist der Naumburger Dom einzigartig unter den mittelalterlichen Kathedralen. Durch die organische Verbindung von Architektur, Plastik und Glasmalerei wurde ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk geschaffen. Die zwölf lebensgroßen, farbig gefassten Stifterfiguren im Westchor, die Passionsreliefs des Westlettners, die Kreuzigungsgruppe an seinem Portal sowie die zahlreichen Kapitelle sind herausragende Beispiele für die Bauplastik des Mittelalters. Eine der Stifterfiguren – Uta von Ballenstedt – wird als Ikone der gotischen Bildhauerkunst erachtet. Einige der Figuren sind zusammen mit den Diensten aus einem Sandsteinblock gehauen; die verschiedenen Elemente und Materialien fügen sich in die gesamte Architektur und Bauweise ein. Hinter diesem ganzheitlichen Konzept aus Architektur, Plastik und Glasmalerei stand ein Vordenker, der diese Bausteine zu einem Gesamtkunstwerk
zusammenfügte.

Kriterium (ii)

Der Zusammenschluss von Bildhauern und Steinmetzen im frühen 13. Jahrhundert unter dem Namen „Naumburger Meister“ war wegweisend für die bahnbrechenden Innovationen in der Architektur und Bildhauerkunst der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dass der Naumburger Meister zusammen mit seiner Werkstatt von Nordostfrankreich über die Gegend des Mittelrheins bis hin zu den östlichen Grenzen des Heiligen Römischen Reiches und weiter nach Südwesteuropa wanderte, zeugt von einem ausgeprägten europäischen Kulturaustausch im Hochmittelalter.

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