Deutschland wäre ohne den Einfluss des Menschen heute zu zwei Dritteln mit Buchenwäldern bedeckt. Das Erscheinungsbild Europas ist durch seine Buchenwälder geprägt: Vor 6.500 Jahren bedeckten sie 40 Prozent des europäischen Kontinents. Es ist die Anpassungsfähigkeit der Buche, die es ihr ermöglicht hat, sich innerhalb weniger Jahrtausende nach der letzten Eiszeit aus isolierten Gebieten in den Alpen, Karpaten und Pyrenäen auszubreiten.

Fakten

Aufnahmejahr: 2007 (Erweiterungen 2011 (Aufnahme des deutschen Teils) sowie 2017 und 2021)

Bundesländer: Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen

Staaten: Albanien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine

Art der Stätte: Naturstätte

Erfüllte Aufnahmekriterien: (ix)

Erweiterung eines europaweit einzigartigen Waldökosystems

Ursprünglich bestand die im Jahr 2007 zum Welterbe ernannte, grenzüberschreitende Stätte aus zehn Waldgebieten in der Slowakei und der Ukraine. Im Jahr 2011 kamen fünf Buchenwaldgebiete in Deutschland hinzu, womit die Welterbestätte fortan als „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“ bekannt wurde. Mit dieser ersten Erweiterung empfahl das Welterbekomitee gleichzeitig, weitere außerordentliche Buchenwaldbestände in Europa zu identifizieren, um den Schutz dieses einzigartigen Waldökosystems zu gewährleisten und den Ausbreitungsprozess der Buche angemessen abzubilden. 2017 wurde die Welterbestätte um 63 und 2021 um 16 Teilgebiete erweitert und umfasst nun Buchenwaldgebiete in achzehn Vertragsstaaten der UNESCO-Welterbekonvention unter dem Titel „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. 

Blick in den Buchenwald Hayedos de Ayllón, Spanien, Teil des Welterbes Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas
Hayedos de Ayllón, Spanien, Teil des Welterbes Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas | © Cerezo G.
Externer Link: CC-BY-ND
Eine Person spaziert durch einen Buchenwald auf Rügen, Teil der Welterbestätte Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas
Waldspaziergang im Buchenwald auf Rügen, Teil der Welterbestätte Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas | © Josef Hinterleitner

Fünf Teilgebiete in Deutschland

In Deutschland gehören zu den als UNESCO-Welterbe anerkannten Teilgebieten der Grumsiner ForstExterner Link: in Brandenburg, der Nationalpark Kellerwald-EderseeExterner Link: in Hessen, der Nationalpark JasmundExterner Link: auf Rügen und der Serrahner Buchenwald im Müritz-NationalparkExterner Link: in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Nationalpark HainichExterner Link: in Thüringen. Der Nationalpark Jasmund zeigt Tiefland-Buchenwälder auf Kalk und Geschiebelehm. Buchenwälder, Kalkklippen und das Meer bilden eine faszinierende Kulisse. Der Buchenwald scheint an den Kalkklippen in die See zu stürzen. Das raue Küstenklima und dessen Interaktion mit der Topografie führten zu einer Vielzahl verschiedener Buchenwaldgesellschaften, die vereinzelt zwischen Strömen und Mooren liegen. Im Teilgebiet Serrahn des Müritz-Nationalparkes, gelegen inmitten einer ausgedehnten Wald- und Seenlandschaft, vermittelt der Buchenwald eine Vorstellung dessen, wie die deutschen Tiefland-Buchenwälder einst ausgesehen haben. Seen und Moore bereichern die Waldlandschaft, schaffen eine reiche Diversität der Habitate und bilden die Grundlage für eine üppige Biodiversität. Im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-ChorinExterner Link: befindet sich der größte, noch zusammenhängende Tiefland-Buchenwald der Erde.

Das Welterbe erleben

Für das künftige transnationale Management der Stätte kooperieren die zwölf an der Stätte beteiligten Staaten eng.

Mit ihren Besucherzentren ermöglichen die einzelnen Teilgebiete Einblick in das wertvolle Ökosystem der europäischen Buchenwälder mit ihrer Flora und Fauna, geführte Touren und Mitmach-Angebote vor Ort machen den Ausflug ins Welterbe zu einem besonderen Erlebnis.

Unter dem Motto „Kultur liebt Natur – Natur liebt Kultur“ kooperiert die Welterbestätte in Deutschland nachhaltig mit der Wartburg. Erklimmt der Besucher den Aussichtsturm im Hainich, so wird er nicht nur über das Naturerlebnis des Buchenwaldes informiert, sondern auch über die wechselvolle Geschichte der in Sichtweite liegenden Wartburg. Bei seinem Besuch der Wartburg wiederum wird der Gast auf den Hainich eingestimmt. Dabei sind die nachhaltige Mobilität und ein einfacher Zugang zu den touristischen Highlights genauso wichtig wie die gegenseitige Vermittlung. Der „Wunderbare Wanderbus“ sorgt für den reibungslosen Transport von einer Erbestätte zur anderen. Damit erlebt der Gast gleichermaßen Natur- und Kulturerbe. Eben in solchen Partnerschaften liegt der Kern des Welterbegedankens.

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Integrität

Die ausgewählten Teilgebiete repräsentieren die Vielfalt der alten Buchenwälder und Buchenurwälder in ganz Europa im Hinblick auf unterschiedliche klimatische und geologische Bedingungen und Höhenzonen. Die einzelnen Teilgebiete der Stätte machen seinen außergewöhnlichen universellen Wert aus und bringen die Vielfalt der europäischen Buchenwaldökosysteme zum Ausdruck. Zusammen tragen die Teilgebiete zur Integrität der gesamten Stätte bei. Darüber wird die Integrität jedes Teilgebiets auf lokaler Ebene dadurch deutlich, dass es innerhalb der Serie das gesamte Spektrum der natürlichen Waldentwicklungsprozesse in seinem spezifischen geografischen und ökologischen Umfeld abbildet. Die meisten
Teilgebiete sind ausreichend groß, um diese für ihre langfristige ökologische Tragfähigkeit erforderlichen natürlichen Prozesse aufrechtzuerhalten. Die größten Bedrohungen für die Stätte sind Holzeinschlag und Fragmentierung des Lebensraums. Holzeinschlag in der Nähe von Teilgebieten kann mikroklimatische Veränderungen und Nährstoffmobilisierungen auslösen, die sich negativ auf die Integrität der Stätte auswirken. Veränderungen der Landnutzung in der Umgebung können zu einer erhöhten Fragmentierung des Lebensraums führen, was insbesondere kleinere Teilgebiete beeinträchtigen würde. Infrastrukturentwicklung ist nur in der Umgebung einiger weniger Teilgebiete eine potenzielle Bedrohung. Der
Klimawandel stellt bereits eine Gefahr für einige Teilgebiete dar; weitere Auswirkungen einschließlich Veränderungen der Artenzusammensetzung und der Verlagerung von Lebensräumen sind zu erwarten. Es sollte jedoch beachtet werden,
dass ein Merkmal des außergewöhnlichen universellen Werts der Stätte darin besteht, dass es die Fähigkeit der Buche unter Beweis stellt, sich in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet an verschiedene ökologische und klimatische Bedingungen
anzupassen. Daher müssen potenzielle zukünftige Veränderungen überwacht und dokumentiert werden, um diese Prozesse besser zu verstehen. Durch die oben genannten Bedrohungen kann die Integrität der Teilgebiete in unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt werden, beispielsweise durch Verringerung der strukturellen Vielfalt, Fragmentierung, Verlust der ökologischen Konnektivität, Verlust der Biomasse und Veränderung des Mikroklimas, wodurch die Funktionalität und die Anpassungsfähigkeit des Ökosystems insgesamt verringert werden. Um diesen Bedrohungen zu begegnen, werden Pufferzonen eingerichtet und von den zuständigen Stellen entsprechend verwaltet.

Kriterien

Kriterium (ix)

Die Stätte ist für das Verständnis der Geschichte und Entwicklung der Gattung Fagus unverzichtbar, die aufgrund ihrer weiten Verbreitung auf der Nordhalbkugel und ihres ökologischen Werts von globaler Bedeutung ist. Diese weitgehend unberührten, komplexen Wälder der gemäßigten Zonen weisen umfassende ökologische Merkmale und Prozesse reiner und gemischter Bestände der europäischen Buche auf, die durch verschiedenste Umweltbedingungen, auch in klimatischer und geologischer Hinsicht, geprägt sind und sich über fast alle europäischen Buchenwaldregionen erstrecken. Die Wälder aus allen Höhenzonen von den Küstengebieten bis zur Baumgrenze zählen zu den am besten erhaltenen Beispielen aus dem Verbreitungsgebiet des europäischen Buchenwaldes. Die Buche ist eines der wichtigsten Elemente im Biom des gemäßigten Laubwaldes und ein herausragendes Beispiel für die Wiederbewaldung und Entwicklung terrestrischer Ökosysteme und Gemeinschaften seit der letzten Eiszeit. Die anhaltende Ausbreitung der Buche von ihren ursprünglichen Rückzugsgebieten der Eiszeit in Süd- und Osteuropa nach Norden und Westen kann entlang natürlicher Korridore und Trittsteine auf dem gesamten Kontinent verfolgt werden. Die Dominanz der Buche in weiten Teilen Europas ist ein lebendiges Zeugnis der genetischen Anpassungsfähigkeit dieser Baumart – eines Prozesses, der noch immer andauert.

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