Die Altstädte von Stralsund und Wismar waren Zentren des wendischen Teils der Hanse zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Die Bausubstanz mit zahlreichen herausragenden Denkmälern umfasst sowohl beeindruckende Beispiele der Backsteingotik als auch Bauten der Barockzeit, als beide Städte als wichtige Verwaltungs- und Verteidigungsposten des Schwedischen Königreiches fungierten. Gemeinsam wurden die Altstädte 2002 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben.

Fakten

Aufnahmejahr: 2002
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iv)

Zeugen von Fernhandel und Export der Hanse

Die mittelalterlichen Grundrisse der im 13. Jahrhundert gegründeten Städte sind samt Straßennetz, Plätzen, Parzellen- und Grundstückstruktur fast unverändert erhalten. Sie verdeutlichen die Struktur einer vom Fernhandel geprägten Hafenstadt im Falle Stralsunds und einer auf den Export ausgerichteten Hansestadt im Falle Wismars. Die ebenfalls im großen Umfang überlieferten Baudenkmäler der Hansezeit zeigen in ihrer Vielfalt und architektonischen Qualität die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Städte im Mittelalter auf: Stralsund wurde 1370 als Ort für die Friedensverhandlungen mit Dänemark (Stralsunder Friede) ausgewählt. Von dieser Zeit zeugen auch die aufwändig gestalteten Kaufmannshäuser und das historische Rathaus.

Alter Markt in Stralsund
Alter Markt in Stralsund | © W.Bulach, Wiki Commons
Externer Link: CC-BY-SA 4.0
Blick auf Hausfassaden in einer Gasse in der Stralsunder Altstadt
Gasse in der Stralsunder Altstadt | © Steffen Schobel, Flickr
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Impulsgeber der Backsteingotik

Typische Geschäftsgebäude wie die Dielenhäuser machen Stralsund und Wismar zu wichtigen Orten in der Entwicklung von für die Hanse beispielhaften Bautechniken und urbanen Strukturen. Beide Städte waren wichtige Impulsgeber für die Entwicklung und Verbreitung der Backsteingotik in der Region. Die sechs monumentalen Backsteinkirchen der beiden Altstädte bilden einen einzigartigen Querschnitt durch die berühmte Sakralarchitektur der Hansestädte im Ostseeraum. 

Zugleich bezeugen Stralsund und Wismar die Entwicklung von Verteidigungssystemen während der schwedischen Herrschaft im 17. und 18. Jahrhundert, als der kulturelle Einfluss der beiden Städte einen neuen Höhepunkt erreichte.

Internationale Vernetzung des Welterbes

Die Bewahrung der nahezu komplett erhaltenen Altstädte stellt angesichts von städtischen Wandlungsprozessen und Entwicklungsdruck eine Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich Stralsund und Wismar gemeinsam mit weiteren Städten im Rahmen der Organisation der Welterbe-Städte (OWHC)Externer Link: und im Arbeitskreis UNESCO-Welterbe-Altstädte des Deutschen Städtetages mit der Thematik der nachhaltigen Entwicklung von Welterbe-Städten. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist das Positionspapier des Deutschen Städtetages „Welterbe-Städte sichern und weiterentwickeln“. Um auch den Bewohnern und Besuchern der Altstädte deren Bedeutung und Wert als Welterbe sowie die Notwendigkeit ihres langfristigen Erhalts nahe zu bringen, haben sowohl Wismar als auch Stralsund Welterbe-Besucherzentren eingerichtet. Interessierte können hier mehr zu der Stätte und zu den Grundgedanken der Welterbekonvention erfahren.

Blick auf die Grube Wismar, ein regulierter Bach, mit dem "Gewölbe", ein Gebäude über dem Bach
Grube Wismar | © Norbert Kaiser, Commons Wiki
Externer Link: CC-BY-SA
Blick hinter die Schmuckfassade des Stralsunder Rathauses
Ein Blick hinter die Schmuckfassade des Stralsunder Rathauses | © Hansestadt Stralsund

Eine praktische Ausführung der internationalen Solidarität als Kerngedanke der Welterbekonvention ist die Deutsche Stiftung WelterbeExterner Link:. Sie wurde im Jahr 2000 durch die beiden Hansestädte mit dem Ziel gegründet, zur Ausgewogenheit der Welterbeliste beizutragen und gefährdete Welterbestätten zu unterstützen.

Darüber hinaus sind Stralsund und Wismar Mitglieder des Städtebundes Die HanseExterner Link: und im Rahmen der Europäischen Route der BacksteingotikExterner Link: international vernetzt. Der Verein dient der Förderung von Kunst und Kultur, von Wissenschaft, Bildung und Völkerverständigung und fördert die Entwicklung eines verträglichen Kulturtourismus entlang der Route. Der einzigartige Baustil der Backsteingotik findet sich entlang der Ostseeküsten sowie südlich davon im Binnenland Dänemarks, Deutschlands und Polens. Weitere Welterbestätten entlang der Route sind die Altstadt von Lübeck sowie die Backsteinkathedrale in Roskilde in Dänemark.

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Authentizität

Die Städte weisen eine große Anzahl authentischer historischer Strukturen auf, welche die Entwicklung von der Hansezeit bis zur schwedischen Zeit repräsentieren. Als Stadtkerne, die durchgehend bewohnt waren und stets das Zentrum des städtischen Lebens darstellten, deren Häfen in allen Epochen intakt und bedeutend für die Wirtschaft blieben, haben die beiden Städte ihre Nutzung kontinuierlich beibehalten und können daher auch in Bezug auf ihre Funktion als authentisch bezeichnet werden. Bei der Sanierung werden die heutigen hohen denkmalpflegerischen Maßstäbe angelegt, wobei die Erhaltung des authentischen Materials oberste Priorität genießt.

Integrität

Aufgrund der Lage der Städte sind ihre wichtigen Ansichten gut erhalten und die Grenze der mittelalterlichen Stadt ist in beiden Fällen noch gut erkennbar. Moderne Gebäude und Industriebauten wurden außerhalb der Altstädte in den Vorstädten errichtet. So ist es möglich, die historische Stadtsilhouette ohne größere Änderungen wahrzunehmen. Das Gebiet ist jedoch anfällig für visuelle Störungen durch neue Entwicklungen. Die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden waren relativ gering, und es hat sich viel architektonische Substanz aus dem Mittelalter und den folgenden Epochen erhalten. Alle Merkmale und Strukturen zur Vermittlung ihrer Bedeutung als führende Zentren der Hanse sind erhalten.

Kriterien

Kriterium (ii)

Wismar und Stralsund, führende Zentren im wendischen Quartier der Hanse vom 13. bis 15. Jahrhundert und bedeutende Verwaltungs- und Verteidigungszentren im schwedischen Königreich im 17. und 18. Jahrhundert, trugen zur Entwicklung und Verbreitung von Backsteinbautechniken und Gebäudetypen als charakteristischen Merkmalen der Hansestädte im Ostseeraum ebenso wie zur Entwicklung der Verteidigungssysteme in der schwedischen Zeit bei.

Kriterium (iv)

Stralsund und Wismar sind von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Bautechniken und der für die Hansestädte typischen urbanen Struktur, die mit den großen Pfarrkirchen, dem Rathaus von Stralsund und Geschäftsgebäuden wie dem Dielenhaus gut dokumentiert ist.

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