Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof
Die vorzügliche Lage an kontinentalen Verkehrssträngen machte Regensburg, das bereits in römischer Zeit gegründet wurde, schon im 8. Jahrhundert zu einem wichtigen Versammlungspunkt der Großen des karolingischen Reichs. Mit der Konsolidierung des ostkarolingischen Reiches im 9. Jahrhundert wurde Regensburg für Jahrhunderte zu einem der politischen Hauptversammlungsorte dieses neuen mitteleuropäischen Staats und seines Nachfolgers, des Heiligen Römischen Reiches. Der Immerwährende Reichstag in Regensburg (1663-1806) bildete sich als politisches Instrument dieses zentraleuropäischen Machtkonglomerats heraus.
Fakten
Aufnahmejahr: 2006
Bundesland: Bayern
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iii), (iv)
2000 Jahre strukturelle Kontinuität
Eine Vielzahl von Bauwerken zeugt von der Geschichte der Stadt als eines der Zentren des Heiligen Römischen Reiches, darunter die Geschlechtertürme, die großen romanischen und gotischen Kirchenbauten und Klöster St- Emmeram, Alte Kapelle, Niedermünster und St. Jakob, die Steinerne Brücke, die Porta Praetoria, der Dom St. Peter und das spätgotische Rathaus.
Die Regensburger Altstadt hat den Umfang bewahrt, den sie im frühen 14. Jahrhundert angenommen hatte, und spiegelt wie keine andere Stadt in Mitteleuropa die wirtschaftlichen, politischen und religiösen Entwicklungen des hohen Mittelalters wider. Mit ihren bedeutenden Austauschbeziehungen auch im Hinblick auf kulturelle und architektonische Einflüsse prägte sie die Region nördlich der Alpen entscheidend mit.
Die historische Bausubstanz spiegelt zwei Jahrtausende struktureller Kontinuität und beinhaltet römische, romanische und gotische Bauwerke. Die Regensburger Architektur des 11. bis 13. Jahrhunderts bestimmt noch heute den Charakter der von hohen Bauwerken, dunklen und engen Gassen und mächtigen Befestigungsanlagen geprägten Stadt.
Regensburg wurde während des Zweiten Weltkriegs zwar schwer bombardiert, die von der mittelalterlichen Mauer umfasste Kernzone hingegen blieb unberührt. Bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzten Bemühungen ein, den von den Kriegszerstörungen nicht betroffenen historischen Baubestand der Altstadt zu erhalten.
Das Welterbe erleben
Zum fünfjährigen Jubiläum als UNESCO-Welterbe eröffnete die Stadt 2011 ein Besucherzentrum im historischen Salzstadel. Es ist Ausgangspunkt für die Erkundung der Welterbestadt Regensburg und macht die Welterbeidee vor Ort mit interaktiven Spielstationen und Medieninstallationen, aber auch mit eindrucksvollen Exponaten zu Regensburg und seiner Geschichte erlebbar.
Der außergewöhnliche universelle Wert
Authentizität
Weil die Stadt nicht aus Holz, sondern aus Stein gebaut wurde, haben die einzelnen denkmalgeschützten Gebäude ihre Authentizität bewahrt. Die Restaurierung der Gebäude wird sorgfältig überwacht und gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen sowie unter Berücksichtigung der historischen Struktur korrekt durchgeführt.
Integrität
Die Regensburger Altstadt hat ihre ursprüngliche mittelalterliche Silhouette seit dem 14. Jahrhundert bewahrt. Die Altstadt hat den Zweiten Weltkrieg ungewöhnlich gut überstanden. Infolgedessen, aber auch aufgrund von in den 1970er-Jahren begonnenen Restaurierungsmaßnahmen, sind zahlreiche alte Gebäude gut erhalten geblieben, was zur historischen Integrität der Stadt beiträgt und dafür sorgt, dass wichtige Ansichten des Guts geschützt bleiben. Das Gut umfasst daher alle notwendigen Elemente, die den außergewöhnlichen universellen Wert zum Ausdruck bringen. Es gibt keine nachteiligen Auswirkungen aufgrund von Entwicklung und/oder Vernachlässigung.
Kriterien
Kriterium (ii)
Die Regensburger Architektur verdeutlicht die Rolle der Stadt als mittelalterliches Handelszentrum und ihren Einfluss in der Region nördlich der Alpen. Regensburg war ein wichtiger Umschlagsort auf den kontinentalen Handelsrouten nach Italien, Böhmen, Russland und Byzanz und hatte vielfältige Verbindungen zu den transkontinentalen Seidenstraßen. Die Stadt zeugt daher von einem wichtigen Zusammentreffen kultureller und architektonischer Einflüsse, die ihre Stadtlandschaft geprägt haben.
Kriterium (iii)
Die Regensburger Altstadt ist ein außergewöhnliches Zeugnis kultureller Traditionen, insbesondere des Heiligen Römischen Reiches, und Ort der meisten Reichsversammlungen im Hochmittelalter. Auch in der jüngeren europäischen Geschichte spielte Regensburg als Sitz des Immerwährenden Reichstags von 1663 bis 1806 eine wesentliche Rolle. Von diesen Funktionen zeugen die Überreste zweier kaiserlicher Paläste aus dem 9. Jahrhundert und eine Vielzahl anderer gut erhaltener historischer Gebäude, die den Reichtum und die politische Bedeutung der Gemeinde belegen.
Kriterium (iv)
Die Regensburger Altstadt mit Stadtamhof ist ein außergewöhnliches Beispiel für eine mitteleuropäische Handelsstadt aus dem Mittelalter, in der die historischen Entwicklungsstadien gut nachvollziehbar geblieben sind und die Entwicklung des Handels, insbesondere zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert, auf einzigartige Weise deutlich wird.