Die verschiedenen Orte zeigen das Leben und Schaffen Martin Luthers und seines Mitreformers Philipp Melanchthon. Als Stätten entscheidender Ereignisse der Reformation sind sie von herausragender Bedeutung für das politische, kulturelle und spirituelle Leben der westlichen Welt. 1996 wurden die Gedenkstätten mit dem UNESCO-Welterbetitel ausgezeichnet.

Fakten

Aufnahmejahr: 1996
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (iv), (vi)

Von der Kritik zur Spaltung

Die Reformatoren formulierten Kritik an kirchlichen Missständen wie dem Ablasshandel und der Käuflichkeit kirchlicher Ämter. Sie wollten zunächst die römisch-katholische Kirche reformieren. Letztlich führte die Bewegung jedoch zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen. Eine Erfindung Mitte des 15. Jahrhunderts trug entscheidend zur Verbreitung und damit zum Erfolg der Schriften der Reformatoren bei: der Buchdruck. 

Luther-Statue in Wittenberg
Luther-Statue in Wittenberg | © OTF Berlin, Commons Wiki
Externer Link: CC-BY-SA 3.0
Blick auf das Lutherhaus in Wittenberg
Lutherhaus in Wittenberg | © LutherMuseen, Tomasz Lewandowski

Ein lebhaftes Bild einer historischen Zeit

Zu den Gedenkstätten in Eisleben gehören das Geburts- und das Sterbehaus Luthers. Ersteres wurde bereits 1693 zum Denkmal erklärt und gilt als eines der ältesten Museen der Welt. Luthers Sterbehaus wurde 1726 zum Denkmal ernannt und nach 1863 durch den Preußischen Staat in eine Gedenkstätte umgewandelt. Zu den Gedenkstätten in Wittenberg zählen das Haus des Melanchton und das Wohnhaus Luthers, das Augustineum, in dem er seine „reformatorischen Entdeckungen“ machte und seine Studenten unterrichtete. Die Lutherhalle entwickelte sich zum Anziehungspunkt für Reformatoren aus ganz Europa und die Lutherstube war Ort der später veröffentlichten „Tischgespräche“. Diese Denkmale sind Monumente von hoher Qualität und von besonderem Wert, da sie durch ihre Einrichtung ein lebhaftes Bild einer historischen Zeit von weltlicher und geistlicher Bedeutung zeichnen

Zu den Luthergedenkstätten gehört darüber hinaus die Stadtkirche mit dem berühmten Cranach-Altar. An diesem Hauptschauplatz des Reformationsgeschehens predigte Luther über 30 Jahre lang, hielt die berühmten Invokativpredigten und führte die neuen Gottesdienstformen ein. Die Stadtkirche war jedoch auch Schauplatz der Radikalisierung der reformerischen Tendenzen, zu denen der Bildersturm am 6. Februar 1522 zählt. Die Bausubstanz der Stadtkirche wurde nach Luthers Tod kaum verändert.

Eine weitere zentrale Gedenkstätte ist die Schlosskirche in Wittenberg. An ihre Tür hat Luther der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 seine berühmten „95 Thesen“ geschlagen. Er löste damit die Reformation und ein neues Zeitalter in der Religions- und Politikgeschichte der westlichen Welt aus. In ihrer Gesamtheit stellen die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg ein einzigartiges Zeugnis der protestantischen Reformation dar, sowie besondere Beispiele des Historizismus des 19. Jahrhunderts (Aufnahmekriterium viExterner Link:). Teile der in diesen Wirkungsstätten verfassten Schriften Luthers wurden 2015 als Weltdokumentenerbe anerkannt. Das in das Weltregister „Memory of the World“ aufgenommene Dossier umfasst zahlreiche Manuskripte, Briefe und Originaldrucke, darunter ein Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe und ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen.

Denkmalpflege als eigener historischer Wert

Bereits früh als Denkmäler anerkannt, haben die einzelnen zu den Luthergedenkstätten gehörenden Bauwerke mehr als vier Jahrhunderte lang diverse Restaurierungs- und Rekonstruktionsprozesse durchlaufen. Die Maßnahmen folgten oftmals religiösen Motiven und dienten sowohl der Verschönerung der Bauwerke zu Ehren der Reformation, als auch der Wiederherstellung des Zustandes zu Lebzeiten der Reformatoren. Vor diesem Hintergrund haben die Restaurierungsmaßnahmen, die die Bedeutung der Gedenkstätten über die Zeit hinweg widerspiegeln, heute einen eigenen historischen Wert.

Das Welterbe und andere UNESCO-Stätten erleben

Um die historische und aktuelle Bedeutung der Luthergedenkstätten sowie Wissen über Leben und Schaffen Luthers und seines Mitreformers auch den jungen und zukünftigen Generationen zu vermitteln, bieten die Luthergedenkstätten eine Reihe von Angeboten im Bereich kultureller Bildung an, die sich sowohl an Familien und private Gruppen, als auch an Schulklassen richten. Sie tragen dazu bei, ein Gefühl der langfristigen und gemeinschaftlichen Verantwortung für das kulturelle und religiöse Erbe zu kreieren. Darüber hinaus steht die Stätte im Rahmen eines gemeinsamen MarketingverbundesExterner Link: im engen Austausch mit weiteren UNESCO-Stätten in der Region - dem Gartenreich Dessau-Wörlitz, dem Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau sowie dem Biosphärenreservat Mittlere Elbe.

Innenansicht des Melnchthonhauses in Wittenberg
Innenansicht des Melnchthonhauses in Wittenberg | © LutherMuseen, Tomasz Lewandowski
Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Authentizität

Aufgrund der engen Verbindung der eingeschriebenen Gebäude mit der lutherischen Kirche und ihrer Rolle als Gedenkstätten für die Reformation wurden sie mehr als vier Jahrhunderte lang im Rahmen verschiedenster Projekte restauriert und rekonstruiert. Einige dieser Projekte haben zu einer Verschönerung der Gebäude geführt, durch die die Reformation und ihre Persönlichkeiten glanzvoller erscheinen sollten. Andere Maßnahmen zielten hingegen bewusst darauf ab, die Gebäude in den Zustand zurückzuversetzen, in dem sie sich zu Lebzeiten der großen Reformatoren befanden. Würde die strenge moderne Erhaltungspraxis zugrunde gelegt, so würden einige der bisherigen Eingriffe wohl als negative Beeinflussung der historischen Authentizität der Gebäude erachtet. Es kann jedoch auch argumentiert werden, dass diese Aktivitäten, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert durchgeführt wurden, einen eigenen historischen Wert haben; auch die spirituelle Bedeutung dieser Gruppe von Gebäuden muss berücksichtigt werden. Viele der früheren Eingriffe, die eher aus religiösen Gründen als zum Erhalt der Gebäude stattfanden, würden heute nicht mehr durchgeführt. Es ist jedoch sicher, dass die jüngsten Eingriffe vollständig nach den anerkannten Grundsätzen und Methoden des modernen Denkmalschutzes durchgeführt wurden und sich auch künftige Eingriffe danach richten werden.

Integrität

Die Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben enthalten alle Elemente, die notwendig sind, um den außergewöhnlichen universellen Wert einer weltweit bedeutsamen Glaubensbewegung zum Ausdruck zu bringen. Die Bestandteile des Sammelguts sind ausreichend groß, um sicherzustellen, dass die Merkmale und Prozesse dieser historischen Periode die Bedeutung der Stätte vermitteln.

Kriterien

Kriterium (iv)

Die Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben sind Kunstdenkmale von hoher Qualität, deren Ausstattung ein lebendiges Bild von einer historischen Ära vermittelt, die für die Kirche und die ganze Welt von großer Bedeutung war.

Kriterium (vi)

Die Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben sind von außergewöhnlichem universellem Wert und ein einzigartiges Zeugnis der protestantischen Reformation, die eines der bedeutendsten Ereignisse in der weltweiten religiösen und politischen Geschichte darstellt, sowie außergewöhnliche Beispiele für den Historismus des 19. Jahrhunderts.

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