Als sich während der letzten Eiszeit vor 43.000 Jahren moderne Menschen (homo sapiens) in Europa niederließen, siedelten sie auch in den zahlreichen Schutz bietenden Höhlen der Schwäbischen Alb. Hier hinterließen sie die ältesten mobilen Kunstwerke der Welt, deren Bedeutung für das Verständnis der Menschheitsgeschichte und die Entwicklung der Künste weltweit einzigartig ist. Die Welterbestätte Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb wurde 2017 in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben.

Fakten

Aufnahmejahr: 2017
Bundesland: Baden-Württemberg
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (iii)

Eine einzigartige archäologische Fundlandschaft

Die Welterbestätte ist eine weltweit einzigartige archäologische Fundlandschaft in den Tälern von Ach und Lone im östlichen Teil Baden-Württembergs. Die dort vorhandene Dichte archäologischer Stätten ist außergewöhnlich. An allen Fundorten konnten durch archäologische Ausgrabungen seit den 1860er Jahren Stein- und Knochengeräte sowie Schmuck- und Kunstobjekte freigelegt werden, die zwischen 33.000 und 43.000 Jahre alt sind. Die Höhlen und Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb dokumentieren in herausragender Weise die Kultur der ersten in Europa siedelnden modernen Menschen. Einzigartige Zeugnisse dieser Kultur, die sich in den Höhlen erhalten haben, sind geschnitzte Figuren, Schmuck und Musikinstrumente. Sie gehören zu den ältesten Belegen figürlicher Kunst und den weltweit ältesten bis heute gefundenen Musikinstrumenten weltweit.

Blick in das Achtal auf der Schwäbischen Alb
Achtal | © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Hannah Parow-Souchon

Mobile Kunst

Bisher wurden über 50 aus Elfenbein oder Knochen gearbeitete Figuren gefunden. Die Mehrheit dieser Kunstobjekte bildet die Fauna der eiszeitlichen Landschaft, einer Steppentundra, ab und zeigt Tiere wie das Elfenbein-Mammut aus der Vogelherdhöhle oder auch Wisent, Pferd, Höhlenlöwe oder Höhlenbär und Darstellungen kleinerer Tiere. Besonders hervorzuheben sind die Darstellungen von Menschen sowie Mischwesen von Mensch und Tier. Dazu zählen die Venus vom Hohle Fels, weltweit bekannt als die bisher älteste Frauendarstellung ihrer Art, und der Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel. Zudem wurden hier die ältesten bisher bekannten Flöten weltweit gefunden. Sie gelten als der direkte Nachweis, dass die eiszeitlichen Jäger und Sammler bereits Musik machten.

Zwei Täler - sechs Höhlen

In den zwei Teilgebieten der Welterbestätte befinden sich jeweils drei Höhlen: im nordöstlich von Ulm gelegenen Lonetal sind dies die Vogelherdhöhle, die Hohlenstein Stadel-Höhle und die Bocksteinhöhle; im westlich von Ulm gelegenen Achtal bei Blaubeuren sind es das Geißenklösterle, der Hohle Fels (inmitten des UNESCO Global Geoparks Schwäbische Alb) und die Sirgensteinhöhle. Die archäologische Forschungstradition in den Höhlen überdauert bereits ein Jahrhundert und bildet mit mehr als dreißig separaten Forschungsprojekten die Grundlage für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe. 

Das Welterbe und seine Funde entdecken

Die Fundstücke aus den Höhlen befinden sich im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren, im Ulmer Museum und im Museum der Universität Tübingen.

Die Höhlen sind zu festgelegten Öffnungszeiten zugänglich. Die Möglichkeit der Besichtigung von Exponaten und Fundstellen dient der Vermittlung des außergewöhnlichen universellen Wertes der Stätte.

Infobox

Der außergewöhliche universelle Wert

Authentizität

Die Authentizität der Stätte zeigt sich in der Präsenz geologischer Sedimentschichten, die den archäologisch bedeutsamen Schichten bis zu ihrer Ausgrabung Schutz boten, und den umliegenden Felsformationen, in denen sich die Höhlen befinden. Seit mehr als einem Jahrhundert werden die Stätten systematisch archäologisch erforscht, und die Dokumentation wird fortgesetzt. Auch die archäologischen Erkenntnisse, die aus diesen Ausgrabungen gewonnen wurden, unterstreichen die Authentizität der Stätte. In mehreren Höhlen wurden noch nicht alle Schichten freigelegt; andere Höhlen innerhalb der Stätte sind noch unerforscht und bilden die Grundlage für künftige Forschung.

Integrität

Die Stätte umfasst alle sechs Höhlen in der Region, in denen bedeutende Sedimentschichten aus dem Aurignacien freigelegt wurden, einschließlich der vier Höhlen mit Objekten figürlicher Kunst und Musikinstrumenten, sowie deren landschaftliches Umfeld. Alle Elemente, die notwendig sind, um den Wert der Stätte zum Ausdruck zu bringen, sind innerhalb seiner Grenzen vorhanden. Das Umfeld der Höhlen in Bezug auf Topografie und Vegetation des Lone- und Achtals einschließlich der Kalksteinfelsen, Talböden und angrenzenden Hochflächen wird darin ausreichend berücksichtigt.

Kriterien

Kriterium (iii)

Die Stätte „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ dokumentiert in außergewöhnlicher Weise die Kultur der ersten in Europa siedelnden anatomisch modernen Menschen. Einzigartige Zeugnisse dieser Kultur, die sich in den Höhlen erhalten haben, sind geschnitzte Figuren, Schmuck und Musikinstrumente. Die Kunstwerke gehören zu den ältesten bislang entdeckten Objekten ihrer Art, die Musikinstrumente sind sogar die ältesten, die bisher weltweit gefunden wurden.

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