Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau
Zwischen 1919 und 1933 revolutionierte das Bauhaus als Hochschule für Gestaltung weltweit das künstlerische und architektonische Denken und Arbeiten. Die Bauten der Professoren der Schule – Henry van de Velde, Walter Gropius, Hannes Meyer, Laszlo Moholy-Nagy und Wassily Kandinsky – begründeten die Neue Sachlichkeit, die die Architektur und Kunst des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat, in dem sie Kunst und Handwerk zusammenbrachte und sich vor allem auf zweckbetonte Werke konzentrierte.
Fakten
Aufnahmejahr: 1996, 2017 erweitert
Bundesland: Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iv), (vi)
Symbol moderner Architektur
Die Bauhausgebäude in Weimar, Dessau und Bernau sind zentrale Werke der modernen europäischen Kunst und dokumentieren das auf eine radikale Erneuerung von Architektur und Design ausgerichtete Avantgarde-Konzept auf einzigartige Weise. Sie stehen für die Blüte der Moderne, die hier ihren Ausgang nahm und weltweite Wirkung entfaltete. Das Bauhaus wurde zum Symbol moderner Architektur und ist untrennbar mit Walter Gropius verbunden. Die Laubenganghäuser in Dessau und die ADGB-Gewerkschaftsschule sind einzigartige Beispiele für das Streben nach Einheit von Praxis und Lehre. Die Bauhaus-Schule begründete die Avantgarde der Klassischen Moderne, die die Kunst und Architektur im 20. Jahrhundert maßgeblich veränderte. Sie erinnert an das unvollendet gebliebene Projekt „Moderne mit menschlichem Antlitz“, das versuchte, die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zerstörerisch zu nutzen, sondern aus ihnen ein Umgebung zu schaffen, die der menschlichen Sehnsucht gerecht wird. Aus diesem Grund sind sie wichtige Denkmäler für Kunst, Kultur und die historischen Ideen des 20. Jahrhunderts. Auch wenn sich die Philosophie der Sozialreform des Bauhauses als Wunschdenken herausstellte, wurde ihr utopisches Ideal in der Form der Architektur Wirklichkeit. Die direkte Zugänglichkeit fasziniert noch immer und gehört so zum Welterbe der Menschen weltweit.
Drei Orte, ein Welterbe
Zur 1996 in Weimar und Dessau anerkannten Welterbestätte gehören die ehemalige Kunstakademie, die Kunstgewerbeschule und das Haus am Horn in Weimar, das Bauhausgebäude und die sieben Meisterhäuser in Dessau. In Weimar nahm das Bauhaus 1919 seine Arbeit auf und veranstaltete 1923 seine erste Leistungsschau. In Dessau war die "Hochschule für Gestaltung" ein Pilgerort für Vorreiter der Avantgarde. Walter Gropius, Gründer, Organisator und Propagandist der Einrichtung, entwarf das Gebäude, das 1926 eingeweiht wurde. 2017 wurde die Welterbestätte um die unter der Leitung des zweiten Bauhausdirektors Hannes Meyer gebauten Laubenganghäuser in Dessau sowie die Bundesschule ADGB in Bernau erweitert. Die zur Welterbestätte hinzugefügten Objekte waren Pionierleistungen in der Geschichte. Die fünf Laubenganghäuser in Dessau-Roßlau stehen exemplarisch für die Entwicklung des Sozialwohnungsbaus in der Zwischenkriegszeit. Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes war ein zentraler Baustein bei der Entwicklung fortschrittlicher Ausbildungsprogramme in Zusammenarbeit mit Arbeiterorganisationen.
Besucherzentrum in Bernau
Am 29. Juli 2020 – auf den Tag genau 92 Jahre nach der Grundsteinlegung der Bundesschule – wurde der Grundstein für ein Besuchszentrum am Bauhaus Denkmal Bernau gelegt. Hier sollen ab Oktober 2021 Besucher der UNESCO-Welterbestätte empfangen und umfangreich über die Geschichte der ehemaligen ADGB-Bundesschule, zum UNESCO-Gedanken und über die Vielfalt des Bauhausbauten in Weimar, Dessau und Bernau informiert werden. Gleichzeitig wird es Veranstaltungsort für Gespräche, Lesungen, Workshop und vieles Mehr sein, durch die Besucherinnen und Besucher sowie Anwohnerinnen und Anwohner zusammengebracht werden.
Video: UNESCO-Welterbestätte Bauhaus – Laubenganghäuser in Dessau
Funktionsprinzip und moderne Architektur
Das Bauhaus repräsentiert den Wunsch, eine moderne Architektur mit den neuen Materialien der Zeit, wie Stahlbeton, Glas, Stahl, und Bauverfahren wie Skelettbau und Glasfassaden zu entwickeln. Die Bauwerke basieren auf dem Funktionsprinzip. Die Form der Gebäude verweigert sich den traditionellen, historischen Repräsentationssymbolen. In einem stark abstrahierenden Prozess werden die architektonischen Formen – sowohl die unterteilte Struktur des Baus als auch die einzelnen Strukturelemente – auf ihre primären Grundformen reduziert. Sie leiten ihren Ausdruck aus einer Komposition ineinander verschlungener Würfel ab.