Museumsinsel Berlin
Die Öffnung vormals fürstlicher Sammlungen und Schatzkammern für die Allgemeinheit wurde seit der Französischen Revolution zur Forderung. 1810 verfügte der preußische König Friedrich Wilhelm III., in Berlin eine öffentliche Kunstsammlung anzulegen. So entstand die Museumsinsel, wie der nördliche Teil der Spreeinsel in Berlin genannt wird.
Fakten
Aufnahmejahr: 1999
Bundesland: Berlin
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iv)
Materieller Ausdruck der Aufklärung im Herzen Berlins
Über die Zeitspanne eines Jahrhunderts erbaut, sind die Museumsbauten der Berliner Museumsinsel Ausdruck der Entwicklung von Museumskonzepten und eindrucksvolles Beispiel der Verschmelzung von Gebäuden und ausgestellten Sammlungen. Den Gedanken der Aufklärung folgend ist die Museumsinsel eine außergewöhnliche materielle Umsetzung der revolutionären Forderung, Sammlungen für die Allgemeinheit zu öffnen. Von den berühmten preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler errichtet, zeugen das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum trotz der über hundertjährigen Bauphase von planerischer und architektonischer Kontinuität. Mit dem Bau des Alten Museums zwischen 1824 und 1828 als erstes öffentlich zugängliches Museum Preußens beginnt die Baugeschichte der Museumsinsel. Mit der Errichtung des Pergamonmuseums wurde sie 1930 beendet.
Der kulturelle Wert der Museumsinsel ist eng mit ihrer historischen Rolle in der Entwicklung des Gebäudetyps des modernen Museums verbunden. Zwischen Gebäuden und Sammlungen besteht eine direkte Beziehung, die in den architektonischen Formen und Volumina Ausdruck findet.
Eine architektonische Besonderheit im Alten Museum ist die Anordnung und Ausgestaltung der Sammlungsräume, die sich um die zentrale Rotunde als geistiges Zentrum anordnen. In diesem Kuppelraum sollten nach Schinkels Vorstellung die herausragenden Kunstwerke aller Epochen aufgestellt werden und dem Betrachter die Summe des geistigen Erbes als Bildungsziel vor Augen halten.
1841 verfügte der preußische König Friedrich Wilhelm IV., die ganze Spree-Insel zu einer Freistätte für Kunst und Wissenschaft auszugestalten.
Restauration und Rekonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurden die fünf Museumsgebäude unterschiedlich stark beschädigt. Mit Ausnahme des Neuen Museums konnten sie nach 1945 restauriert und rekonstruiert werden. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die auf Ost- und Westberlin aufgeteilten Sammlungen schrittweise wieder zusammengeführt. Das Neue Museum blieb aufgrund starker Schäden für 60 Jahre lang unberührt. Erst ab 2003 wurde es restauriert und 2009 wiedereröffnet. Die Restauration unter Leitung des britischen Architekten David Chipperfield folgte dem Prinzip der ergänzenden Wiederherstellung, demzufolge die noch erhaltenen Bestandteile des Gebäudes denkmalgerecht restauriert und wo nötig durch neue Bauteile ergänzt wurden. Wie alle weiteren Sanierungen an den Museumgebäuden erfolgten auch Restauration und Rekonstruktion des Neuen Museums auf der Grundlage des Masterplans MuseumsinselExterner Link:. Dieser Masterplan soll gleichermaßen den Schutz der historischen Bausubstanz und eine moderne, besucherorientierte Sanierung sicherstellen.
Der außergewöhnliche universelle Wert
Authentizität
Trotz der Kriegsschäden und der darauffolgenden zahlreichen Konservierungsmaßnahmen hat die Museumsinsel mit Blick auf ihre historischen Gebäude sowie deren Funktionen, Gestaltung und Kontext ein hohes Maß an Authentizität bewahrt. Die Authentizität sowohl der historischen Merkmale als auch in Bezug auf die Entwicklung der Museumsfunktion ist in Charakter, Stil und thematischem Inhalt der ausgestellten Sammlungen sowie in der organischen
Verbindung zwischen den Sammlungen und den Ausstellungsräumen bewahrt worden. Durch die derzeit durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen werden die Kriterien der Authentizität in hohem Maße erfüllt.
Integrität
Die Museumsinsel enthält alle Elemente, die notwendig sind, um den außergewöhnlichen universellen Wert eines bemerkenswerten Beispiels für ein öffentliches Stadtforum zum Ausdruck zu bringen, das die symbolische Bedeutung
einer Akropolis hat. Darüber hinaus sind die außergewöhnliche planerische und architektonische Kontinuität und die Beständigkeit bei der Umsetzung des Konzepts im Laufe von über einem Jahrhundert zu betonen, wodurch die Integrität sowie die urbane und architektonische Kohärenz in jeder Entstehungsphase des Ensembles sichergestellt wurden.
Kriterien
Kriterium (ii)
Die Berliner Museumsinsel ist ein einzigartiges Ensemble von Museumsgebäuden, das die Entwicklung des modernen Museumbaus im Laufe von über einem Jahrhundert veranschaulicht.
Kriterium (iv)
Das moderne Museum ist ein soziales Phänomen, das aus dem Zeitalter der Aufklärung stammt und seine Ausweitung auf alle Menschen der Französischen Revolution verdankt. Die Museumsinsel ist das außergewöhnlichste Beispiel dieses Konzepts, dem eine konkrete Form gegeben und das in einen symbolischen innerstädtischen Kontext gesetzt wurde.