Die Tradition der Kur hat sich in Europa auf besondere Art herausgebildet. Rund um die Heilquellen entstand ein eigener städtebaulicher Typ: die Kurstadt. In den elf europäischen Städten, die Teil des Welterbes sind, zeugt deren Architektur bis heute von der Bäderkultur. Drei dieser Städte liegen in Deutschland: Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems.

Fakten

Aufnahmejahr: 2021

Bundesland: Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz

Staaten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Tschechien, Vereinigtes Königreich

Art der Stätte: Kulturstätte

Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iii)

Die Kurstadt als eigener städtebaulicher Typ

Die Tradition der Kur hat sich in Europa auf besondere Art herausgebildet. Rund um die Heilquellen entstand ein eigener städtebaulicher Typ: die Kurstadt. Alles hier ist üppig, nobel, herausragend. Stuck, Marmor, Samt, wohin das Auge blickt. Gebäude mit schlossartigen Ausmaßen, hohe Kolonnaden, historisierende Rundbögen und Säulenkapitelle, üppige Gärten mit alten Bäumen und weißen Bänken, Kunstwerke im freien Raum, Springbrunnen, Anlagen für Sport, Spiel und Unterhaltung – in den Kurvierteln von Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems ist alles opulent. Das kleine Wort mit großem Inhalt drängte sich ebenso in den Sinn, durchwanderte man Bath in England, Vichy in Frankreich, Spa in Belgien, Montecatini in Italien, Baden bei Wien in Österreich, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in Tschechien. „Wer heute an eine Kurstadt denkt, denkt an diese Städte“, sagt Volkmar Eidloth, Spezialist für das europäische Bädererbe und pensionierter Hauptkonservator im Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Als transnationales, serielles Projekt, als beispielhaft für einen Stadttypus, gehören diese elf „Bedeutenden Kurstädte Europas“ deshalb zu den jüngsten Mitgliedern der großen Familie der UNESCO-Welterbestätten.

Baden-Badens Trinkhalle von außen, ein prächtiges Gebäude mit Säulengang, davor ein Garten mit einem Rondell aus Blumen. In der Mitte eine Büste des Kaisers Wilhelm I.
Trinkhalle aus dem 19. Jahrhundert in Baden-Baden | © Deutsche UNESCO-Kommission
Kurhaus mit Brunnenhalle in Bad Ems
Kurhaus mit Brunnenhalle in Bad Ems | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung

Alles beginnt wie so oft mit dem Wasser. Mineralische Quellen, heiß oder kalt, sprudeln aus der Erde hervor. Die Römer bauen öffentliche Thermalbäder darüber, etwa in Baden-Baden. Soldaten sollen darin die geschundenen Knochen kurieren, an einem Tag der Woche darf auch die Familie mit ins Bad. Im europäischen Mittelalter lädt der Landesherr schon mal zum Festmahl in die Badestube. Auch getrunken wird das Wasser. Je nach Lage im Gestein und damit seinen Inhaltsstoffen soll es gegen Magen-Darm-Probleme, Atemwegserkrankungen und Knochenschmerzen helfen.

Brunnenhalle, Bad Kissingen

Wasser sprudelt aus blankgeputzten Bronzehähnen. Lange, nicht weniger glänzende Rohre transportieren es aus den direkt unter der Halle liegenden Quellen mit den klangvollen Namen Rakoczy und Pandur. Wie schon im 19. Jahrhundert schenken die Brunnenfrauen morgens und am Nachmittag das heilende Nass aus, je nach Beschwerden mit natürlicher Kohlensäure oder still, leicht angewärmt oder kalt. Früher wurde nach dem Trunk gewandelt. Dafür hat der Architekt Max Littmann die Trink- und Wandelhalle direkt an die Brunnenhalle gebaut, ebenso wie den Regentenbau mit mehreren Sälen für Konzerte und Veranstaltungen, während Spielbank und Luitpoldbad auf der gegenüberliegenden Seite der Fränkischen Saale zur Erweiterung des Kurbereiches entstanden. Die Erhabenheit der Architektur verlangsamt auch heute noch den Schritt in der Wandelhalle, ähnlich wie beim Betreten einer Kirche. Littmanns Bau wartet mit Superlativen auf: erstes Gebäude seiner Art in Stahlbeton, erste geschlossene Trinkhalle, die größte ihrer Art weltweit sowieso. Technische Finesse ist die Bühne, auf der ein Salonorchester täglich Kurkonzerte gibt: Das drehbare Kunstwerk kann sowohl im Inneren als auch außen für Freiluftkonzerte im Kurpark genutzt werden. Das Wandeln ist zwar ein bisschen aus der Mode gekommen. Doch die Bewegung, der Spaziergang im angrenzenden Kurpark, die Wanderung raus zum Gradierwerk, wo das salzhaltige Wasser über hohe Wände aus Reisig fließt und Freiluftinhalationen dient – das alles gehört noch immer zum Kuren dazu.

Eingang der Brunnenhalle in Bad Kissingen
Eingang der Brunnenhalle in Bad Kissingen | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung
Regentenbau in Bad Kissingen
Regentenbau in Bad Kissingen | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung

Mit dem Beginn der Neuzeit, mit Aufklärung und Naturwissenschaften, wird das überlieferte Wissen um die Heilkraft des Wassers sowohl beim Baden als auch beim Trinken systematisch untersucht und angewandt. Die Balneologie als eigene Wissenssparte wird geboren. Die Städte mit ihren Quellen werden zu Orten der Heilung und Erholung. Kaiser, Zaren und Adlige, aber auch das aufstrebende Bürgertum verbringen vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert ganze Sommer in ihren Lieblingsbädern. Man lustwandelt im Kurgarten und erwandert die Umgebung, besteigt Aussichtstürme und rastet in historisierenden Tempelchen. Man lauscht Konzerten und Lesungen, vergnügt sich im Casino oder auf der Pferderennbahn, spielt Tennis und Golf, Sportarten, die gerade erst aus England aufs Festland geschwappt sind.

Zitat Anna-Maria Boll

In den Kurstädten wurden immer schon technische und architektonische Innovationen ausprobiert.

Anna-Maria Boll

Site Managerin in Bad Kissingen

Die Konkurrenz untereinander ist groß: Seit dem 18. Jahrhundert gehört es zum guten Ton, dass jede noch so kleine Herrschaft ein Kurbad hat. So entstehen entlang der Alpen und Pyrenäen und im Mittelgebirgsgürtel quer durch Europa von England bis Rumänien rund 1500 größere und kleinere Kurorte. Das wiederum begünstigt deren städtebauliche Entwicklung. Rund um die Heilquellen werden exklusive Kurgebiete angelegt. Damit werden Touristen angelockt, die bald die Einwohnerinnen und Einwohner an Zahl übertreffen. Jedes Kurbad soll vergleichbare Annehmlichkeiten bieten und zugleich ein bisschen mondäner, glitzernder, heilender, bedeutsamer sein als die anderen. „In den Kurstädten wurden immer schon technische und architektonische Innovationen ausprobiert“, sagt Anna Maria Boll, die sich als Site Managerin in Bad Kissingen um das dortige UNESCO-Welterbe kümmert.

Anna-Maria Boll
Anna-Maria Boll | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung
Hans-Jürgen Sarholz
Hans-Jürgen Sarholz | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung

Concordia-Turm, Bad Ems

Kurhaus, Kolonnaden, Kursaal, Kasino, Kurpark – wie hingegossen reihen sich die Insignien der Kurstadt am Ufer der Lahn. Die aktuell 15 Thermalquellen liegen eng beieinander an eben diesem Fluss. Allein fünf von ihnen sprudeln in und unter der Brunnenhalle, die heute Teil des Grand-Hotels ist. Das Wasser ist vor allem heilsam für Atemwegserkrankungen, die bekannten Emser Salz-Pastillen werden daraus hergestellt. „Das Besondere an Bad Ems ist, dass wir seit dem Mittelalter eine ungebrochene Badetradition an dieser Stelle haben“, erzählt Hans-Jürgen Sarholz. Der Bad Emser leitet seit mehr als 30 Jahren das städtische Museum und ist in Personalunion Site Manager der Stadt. Dort, wo heute das Grand-Hotel steht, erzählt er, erhoben sich erst mittelalterliche Badetürme, dann die Paläste der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und Fürsten von Oranien-Nassau. Seite an Seite badeten die Hoheiten in dieser Stadt, die sie gemeinsam regierten. Seit dieser Zeit ist Bad Ems einer der berühmtesten Badeorte Deutschlands. Im 19. Jahrhundert wächst es gar zum „Weltbad“, ebenso wie Bad Kissingen und Baden-Baden. Das internationale Publikum – bis heute ein wesentliches Merkmal der „Bedeutenden Kurstädte Europas“ – wird angeführt vom russischen Zaren Alexander II. und Preußens König Wilhelm I. Hier zeigt sich der spätere deutsche Kaiser bürgerlich ohne Uniform und ist seinem Volk so nahe wie nur selten. Reichkanzler Otto von Bismarck kurt hingegen lieber in Bad Kissingen, wo er am Stadtrand eine mondäne Wohnung bezieht, das Kissinger Diktat verfasst und über eine Sozialversicherung für die Deutschen nachdenkt. „Die gesellschaftliche Lücke zwischen Adel und Bürgertum wurde in den Kurstädten geschlossen“, sagt Volkmar Eidloth.

Zitat Volker Eidloth

Die Kurbäder waren das Experimentierfeld des modernen Europa.

Volker Eidloth

pensionierter Denkmalpfleger

Politiker und Monarchen halten sich jedoch nicht allein zu Erholungszwecken in den Kurorten auf. Sie machen auch Politik. Die sogenannte diplomatie thermale war geboren. Hochzeiten werden arrangiert und politische Bündnisse geschmiedet, aber auch Kriege ausgelöst. Die weltberühmte Emser Depesche, die zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 führt, nimmt ihren Ursprung im Kurpark von Bad Ems. Und wenn ein Hamburger Kaufmann wie der Kaffee- und Tabakhändler Ernst von Merck in Baden-Baden seine Sommer in eigener Villa verbringt, dann wohl vor allem, um internationale Geschäfte anzubahnen.

Im Gefolge der Reichen, Schönen und Mächtigen in den Modebädern: Schriftsteller wie Fjodor Dostojewski und Iwan Turgenjew, der seiner Geliebten, der Opernsängerin Pauline Viardot-Garcia nachreist, die Pianistin Clara Schumann, Komponisten wie Jacques Offenbach, Franz Liszt und Johannes Brahms. Sie leben oft jahrelang in den Kurstädten, bauen eigene Villen und lassen sich zu Meisterwerken inspirieren. Architekten von Rang werden verpflichtet, Trinkhallen, Kurhäuser, Kolonnaden, Grand Hotels, aber auch private Villen und Sakralbauten für die verschiedenen Glaubensgemeinschaften zu entwerfen. Es entstehen orthodoxe russische und rumänische Kirchen und Kapellen ebenso wie evangelische, anglikanische oder katholische Gotteshäuser in sonst katholischen oder reformierten Gebieten. In den europäischen Kurbädern des 18. und 19. Jahrhunderts werden die Gedanken der Aufklärung in Werke und Werte übersetzt. „Die Kurbäder waren das Experimentierfeld des modernen Europa“, sagt Volkmar Eidloth, der Historische Geograph.

Volkmar Eidloth, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, im Interview

Lichtenthaler Allee, Baden-Baden

Gemütlich fließt die Oos durch ihr steiniges Bett. Kleine Treppenstufen lassen das Wasser plätschern, ein wenig nur, nicht zu laut. Links und rechts des schon im frühen 19. Jahrhundert verlegten und im Zeitgeist gestalteten Flussbettes zieht sich bis zum mittelalterlichen Kloster Lichtenthal ein Landschaftspark mit Springbrunnen und schmiedeeisernen Brücken, mit alten Bäumen und frischen Blumenrabatten. Dort stehen die Luxushotels, von denen Baden-Baden einige mehr hat als die anderen Städte, und einige der imposantesten Villen, die sich in ausgedehnten Vierteln an den grünen Hängen der Stadt fortsetzen. An der Oos, wohin das Kurviertel um 1800 verlagert wird, finden sich auch die Staatliche Kunsthalle und das Kunstmuseum Frieder Burda. „Diese private Sammlung zeitgenössischer Kunst schließt direkt an das Mäzenatentum an, das es in Baden-Baden seit dem 19. Jahrhundert gibt“, sagt Lisa Poetschki, Site Managerin der Welterbestätte bei der Stadt. Damals zeigt sich der Franzose Jacques Bénazet besonders spendabel: Ende der 1830er Jahre pachtet er die Spielbank der Stadt – und lässt die Säle nach dem Vorbild französischer Paläste gestalten. Noch heute spielt man französisches Roulette beispielsweise in einem der Säle, der dem Boudoir der Madame Pompadour nachempfunden ist. Im Casino treten die Stars der damaligen Zeit auf. Bis heute hat der dortige Florentiner-Saal die beste Akustik in Süddeutschland, weshalb dort etwa die Berliner Philharmoniker zu sommerlichen Matineen aufspielen. „Jacques und später sein Sohn Édouard machten aus Baden-Baden die Sommerhauptstadt Europas“, sagt Lisa Poetschki. Das Theater, die Galopprennbahn, die neue Trinkhalle, der Ausbau der Lichtenthaler Allee – alles finanziert aus der Schatulle der Bénazets, die die Stadt vor allem in Frankreich bewerben und berühmt machen. Wer in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris etwas auf sich hält, verbringt den Sommer in Baden-Baden, wo es garantiert die neuesten sportlichen Trends und die schicksten Boutiquen gibt.

Lisa Poetschki
Lisa Poetschki | © Deutsche UNESCO-Kommission / Erik Hartung

Palais Biron, Baden-Baden

In Baden-Baden ist es die Bürgerschaft, die ihre Kurstadt für so einzigartig und weltweit bedeutsam hält, dass sie eine Eintragung auf der UNESCO-Welterbeliste anstrebt. Schnell zeigt sich, dass Baden-Baden nicht allein ist in diesem Bestreben. Auch in der tschechischen Partnerstadt Karlsbad (Karlovy Vary) arbeitet man an einem Antrag. Eine internationale Konferenz in Baden-Baden macht 2010 deutlich: Neben diesen beiden gibt es weitere Städte, die stellvertretend für den Typus Kurstadt stehen, Paradebeispiele, nach deren Vorbild andere Städte angelegt wurden. Das Wesentliche jedoch: Die Gebäude, die Badeanlagen, die Unterhaltungsstätten sind erhalten, die Ensembles erkennbar. Und: Sie werden bis heute für Kurzwecke genutzt. Im Baden-Badener Friedrichsbad etwa, einem Prachtbau im Stil der Neo-Renaissance, wird noch immer ein römisch-irischer Badegang angeboten. Im Palais Biron schließlich, dort, wo der Hamburger Kaufmann Merck einst seine Geschäfte anbahnte, reift die Idee, einen transnationalen Antrag zu formulieren. Die Federführung übernimmt Tschechien mit seinem böhmischen Bäderdreieck. Zehn Jahre später bestätigt die UNESCO: Die europäischen Kurstädte mit ihrem einzigartigen Erbe – sie gehören zum Welterbe der Menschheit.

Interviews mit Anna Maria Boll, Site Managerin Bad Kissigen; Hans-Jürgen Sarholz, ehemaliger Leiter des Städtischen Museums Bad Ems; Lisa Poetschki, Site Managerin Baden-Baden

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Authentizität

Alle Bestandteile der Stätte bringen den außergewöhnlichen universellen Wert durch eine Vielzahl gemeinsamer und sehr authentischer Eigenschaften zum Ausdruck: Mineralquellen von großer Vielfalt, die ihre Ursprünglickeit einschließlich der Substanz, der Lage und der Umgebung beibehalten; eine ausgeprägte und gut erkennbare räumliche Anordnung und eine gut erhaltene Lage und Umgebung, die zusammengenommen einen dauerhaften Geist und ein dauerhaftes Gefühl bewahren; die Kurarchitektur, die in Form und Design, ursprünglichen Materialien und Substanz authentisch bleibt, auch wenn einige Gebäude eine Nutzungsänderung erfahren haben; die Bäderlandschaft, die ihre Form, ihr Design und ihre Funktion beibehält und weiterhin für den Zweck genutzt wird, für den sie entworfen wurde; die Bäderinfrastruktur, von der ein Großteil entweder original ist oder nach den ursprünglichen Prinzipien entwickelt wurde und weiterhin genutzt wird; die fortgesetzte Bädernutzung und -funktion trotz der Notwendigkeit, den heutigen Standards zu entsprechen.

Die Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit der Attribute, die in den Strukturen aus der Zeit von etwa 1700 bis in die 1930er Jahre, dem Hauptzeitraum, in dem sie zum außergewöhnlichen universellen Wert beitrugen, verkörpert sind, wird durch umfangreiche und nachhaltige Erhaltungsarbeiten, die sich auf umfangreiche Archivsammlungen von Plänen, Dokumenten, Veröffentlichungen und Fotografien stützen, weiter unter Beweis gestellt.

Integrität

Die elf Teilstätten stellen die außergewöhnlichsten Beispiele für europäische Kurstädte dar und teilen eine Reihe entscheidender Merkmale, die während der wichtigsten "kulturschaffenden" Phase ihrer Geschichte und Entwicklung, der Blütezeit von etwa 1700 bis zu den 1930er Jahren, entstanden sind. Jede einzelne von ihnen wirkt weiterhin in ihrer ursprünglichen Weise.

Die Stätten veranschaulichen die wichtigsten Etappen der Entwicklung des Phänomens der Heilbäder, angefangen bei den einflussreichsten Kurorten im 18. Jahrhundert über die Entwicklung von Musterbädern im 19. Jahrhundert bis hin zu den Städten, die die letzte Phase des Phänomens zu Beginn des 20. bezeugen.

Zu den einzelnen Stätten gehören die wichtigsten Kuranlagen und Gebäude, die für thermale Aktivitäten genutzt werden, soziale Einrichtungen und Gebäude für Freizeit und Vergnügen, Beherbergungseinrichtungen. dazugehörige Kurinfrastruktur, sowie die umgebenden Kurlandschaften.

Alle Teilstätten und ihre Bestandteile sind im Allgemeinen in einem guten Zustand. Für die zu erhaltenden Elemente sind entweder bereits Arbeiten geplant oder erwarten eine alternative Nutzung, wobei ihr derzeitiger Erhaltungszustand beibehalten wird. Modernisierungen und Sanierungen, die vorgenommen werden, um mit den Standards von Dienstleistungen, Hygiene und neuen Spa-Technologien Schritt zu halten, können zu Spannungen mit der Erhaltung als historische Gebäude führen und müssen sorgfältig berücksichtigt werden.

Kriterien

Kriterium (ii)

Die bedeutenden Kurstädte Europas zeigen einen wichtiges Wechselspiel innovativer Ideen, die die Entwicklung der Medizin, der Balneologie und der Freizeitaktivitäten von etwa 1700 bis in die 1930er Jahre beeinflusst haben. Dieses Wechselspiel wird durch eine urbane Typologie greifbar, in deren Mittelpunkt natürliche Mineralquellen stehen und die der Gesundheit und Freizeit gewidmet ist. Diese Ideen beeinflussten die Popularität und die Entwicklung der Kurorte und der Balneologie in ganz Europa und in anderen Teilen der Welt.

Die großen europäischen Heilbäder wurden zu Zentren des Experimentierens, die mit ihren Konkurrenten Schritt hielten, indem sie sich an die sich ändernden Geschmäcker, Empfindlichkeiten und Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher anpassten. Neben den Ärztinnen und Ärzten waren es vor allem die Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designer sowie Gärtnerinnen und Gärtner, die die bauliche und "natürliche" Umgebung der Kurbäder gestalteten. So finden sich auf dem Gelände bedeutende Beispiele der Bäderarchitektur wie das Kurhaus und der Kursaal, die Trinkhalle, die Kolonnaden und die Galerien, die dazu dienten, die natürlichen Mineralwasserressourcen zu erschließen und ihre praktische Nutzung zum Baden und Trinken zu ermöglichen.

Kriterium (iii)

Die bedeutenden Kurstädte Europas sind ein außergewöhnliches Zeugnis des europäischen Kurphänomens, das seine Wurzeln in der Antike hat, aber von etwa 1700 bis in die 1930er Jahre seine größte Ausprägung erfuhr. Die "Kur", entweder äußerlich (durch Baden) oder innerlich (durch Trinken und Inhalieren), beinhaltete einen stark strukturierten und zeitlich festgelegten Tagesablauf und eine Kombination aus medizinischen Aspekten und Freizeit, einschließlich Unterhaltung und sozialer Aktivitäten (z. B. Glücksspiel, Theater, Musik, Tanz) sowie körperlicher Betätigung in einer therapeutischen Kurbadlandschaft im Freien.

Diese Parameter beeinflussten unmittelbar die räumliche Gestaltung der Kurstädte und die Form und Funktion der Kurgebäude oder der "Kurarchitektur". Städtische Parks und Promenaden ermöglichten es den Kurgästen, "zu sehen und von anderen gesehen zu werden".

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