Der 1988 stillgelegte Rammelsberg dokumentiert zehn Jahrhunderte Bergbaugeschichte. Er ist als einziges Bergwerk der Welt kontinuierlich über 1000 Jahre in Betrieb gewesen und war einst das größte zusammenhängende Kupfer-, Blei- und Zinkerzlager der Welt. Aufgrund des Reichtums an Bodenschätzen prägte das Bergwerk auch die Geschichte und Entwicklung der benachbarten Stadt Goslar. Zusammen wurden die Altstadt von Goslar und der Rammelsberg 1992 von der UNESCO zum Welterbe ernannt. Im Jahr 2010 erfolgte die Erweiterung der Welterbestätte um die Oberharzer Wasserwirtschaft, die einst die Wasserkraft für den Bergbau nutzbar machte und als eines der weltweit größten vorindustriellen Energieversorgungssysteme gilt.

Fakten

Aufnahmejahr: 1992 (2010 erweitert)
Bundesland: Niedersachsen
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (i), (ii), (iv)

Kaiserpfalz Goslar

Kaiser Heinrich II erbaute in Goslar eine Kaiserpfalz. Sie war über Jahrhunderte hin die größte und sicherste Pfalzanlage sächsischer und salischer Kaiser. Die erste Reichsversammlung fand 1009 in Goslar statt und die Stadt war bis zum Jahr 1253 als Pfalz immer wieder Aufenthaltsort der deutschen Könige und Kaiser.

Die Kaiserpfalz in Goslar
Kaiserpfalz in Goslar | © zug55, Flickr
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Das Bergwerk am Rammelsberg
Bergwerk am Rammelsberg | © Gunnar Ries, zwo, Flickr
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Bergwerk Rammelsberg

Zu den zahlreichen Bergbaudenkmälern des Bergwerks Rammelsberg gehören die Abraumhalden des 10. Jahrhunderts, der Rathstiefste Stollen - einer der ältesten und besterhaltenen Stollen des deutschen Bergbaus aus dem 12. Jahrhundert -, das Feuergezäher Gewölbe als der älteste ausgemauerte Grubenraum Europas aus dem 13. Jahrhundert, der Maltermeisterturm als das älteste Tagesgebäude des deutschen Bergbaus aus dem 15. Jahrhundert, der Roeder-Stollen aus dem 18./19. Jahrhundert mit zwei originalen Wasserrädern und die Übertageanlagen aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Kupfer-, Blei- und Zinnminen im Rammelsberg waren ab dem 11. Jahrhundert bis in die 1980er-Jahre in Betrieb. Sie legen ein hervorragendes Zeugnis über die Bergwerksanlagen und den Bergbau in Europa ab.

Zentrum für Handel und Christentum

Aufgrund seiner reichhaltigen Metallerzvorkommen spielte Goslar auch eine bedeutende Rolle in der Hanse. Das heute noch geschlossen erhaltene Stadtbild ist geprägt durch Gildehäuser, das historische Rathaus und viele Bürgerhäuser mit kunstvollen Schnitzarbeiten am Fachwerk. Goslar wurde ein Zentrum des christlichen Glaubens. Die Türme der 47 Kirchen und Kapellen bestimmten die einzigartige Silhouette der Stadt.

Wasserwirtschaft als Meisterstück

Die Oberharzer Wasserwirtschaft, die als Meisterstück früher Bergbau- und Ingenieurkunst gilt, besteht aus einer Vielzahl künstlicher Teiche und Gräben mit Abläufen und unterirdischen Schächten. Aufgrund seiner großflächigen überirdischen Anlage ist es eines der größten vorindustriellen Wasserwirtschaftssysteme und belegt die Bedeutung der Bewirtschaftung und Nutzung des Wassers für den Bergbau vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die technische Entwicklung des Bergbaus im Oberharz war Vorreiter in Europa.

Die Bewirtschaftung und Nutzung des Wassers ist von außergewöhnlicher universeller Bedeutung. Der Rammelsberg, die Stadt Goslar und die Oberharzer Wasserwirtschaft zeigen die wechselseitigen Einflüsse von Bergbau und Wasserwirtschaft vom Mittelalter bis in die Moderne. Das Bergbau-Netzwerk war Inspiration für Georgius Agricola’s „De re metallica“. Alle drei Komponenten der Welterbestätte bilden ein Meisterwerk umfassender Bergbau- und Ingenieurkunst sowie Wasserbewirtschaftung und sind in ihrem Ausmaß wie auch in ihrer Nutzungsdauer vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts weltweit einmalig. Die Stätte ist ein hervorragendes Beispiel für die Verwaltung und den Handel im Mittelalter und der Renaissance, was sich anhand der Klosteranlage Walkenried und der Stadtplanung von Goslar nachvollziehen lässt.

Maschinenhalle im Bergwerk Rammelsberg
Maschinenhalle im Bergwerk Rammelsberg | © Mandias, Flickr
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Das Welterbe erleben

Das Welterbe im Harz lässt sich auf vielfältige Weise erkundenExterner Link:. Neben Erkentniswegen, Radtouren und speziellen Führungen an verschiedenen Standorten sowie einer informativen Welterbe-AppExterner Link: stehen den interessierten Besucherinnen und Besuchern drei Welterbe-InfozentrenExterner Link: offen.

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Integrität und Authentizität

Die Integrität des Wasserregals ist in Bezug auf seine sehr umfassende Einbettung in Stätte, die noch immer bestehende funktionale Dimension und die Qualität der umgebenden Landschaften im Oberharz hervorragend. Sie zeugt jedoch vor allem
von Veränderungen, die von der Renaissance bis in die Gegenwart vorgenommen wurden. In einigen konkreten Fällen sind Maßnahmen zur Erhaltung alter und traditioneller Elemente der Wasserbewirtschaftung unerlässlich.
Im Hinblick auf die industriellen und technischen Elemente des Bergwerks Rammelsberg ist die Authentizität der erhaltenen Elemente unbestritten. Unweigerlich fanden in Goslar über einen Zeitraum von fast tausend Jahren Veränderungen und Rekonstruktionen statt, aber der größte Teil des heutigen historischen Zentrums ist völlig authentisch. Das Kloster Walkenried besteht sowohl aus gut erhaltenen Elementen als auch aus Ruinen. Seine Authentizität ist unbestritten.

Kriterien

Kriterium (i)

Das historische Bergbaunetzwerk des Bergwerks Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal sind einer der größten Bergbau- und Hüttenkomplexe für Buntmetallerze in Europa. Das seit der Antike bekannte Vorkommen wurde seit dem Mittelalter kontinuierlich ausgebeutet, zunächst unter dem Einfluss der Zisterziensermönche und später unter der Kontrolle der regionalen Fürsten und des Heiligen Römischen Reiches, zu dessen Hauptstädten Goslar gehörte. Das Ensemble ist ein außergewöhnliches Beispiel für die menschliche Schöpferkraft in den Bereichen Bergbautechniken und industrielle Wasserbewirtschaftung.

Kriterium (ii)

Das historische Bergbaunetzwerk des Bergwerks Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal weisen einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in den Bereichen Bergbautechniken und Wasserbewirtschaftung vom Mittelalter über die Moderne bis zur Gegenwart in Europa auf. Agricolas De re metallica, das maßgebende Werk über Hüttenkunde und Bergbau in der Renaissance, wurde davon inspiriert.

Kriterium (iv)

Das historische Bergbaunetzwerk des Bergwerks Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal stellen ein außergewöhnliches und sehr umfassendes technisches Ensemble in den Bereichen Bergbautechniken, Nichteisenmetallurgie und Wasserbewirtschaftung zur Entwässerung und Stromerzeugung dar. Umfang und Dauer des kontinuierlichen Betriebs sind
außergewöhnlich. Aufgrund der Überreste des Klosters Walkenried und der städtebaulichen Gestaltung der Altstadt von Goslar ist es außerdem ein charakteristisches Beispiel für die verwaltungstechnische und wirtschaftliche Organisation im Mittelalter und in der Renaissance.

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