Tempelanlage von Sambor Prei Kuk, Archäologische Stätte des alten Ishanapura

Bedeutendes Handelszentrum der prä-angkorianischen Zeit

In Kambodschas Urwald befindet sich die Stätte „Tempelanlage von Sambor Prei Kuk, Archäologische Stätte des alten Ishanapura" und bezeichnet in der Sprache der Khmer so viel wie "Tempel im Reichtum des Waldes". Sie ist der früheste Beleg eines eigenen Khmer-Stils und zeugt von der Übergangsphase künstlerischer Ausdrucksformen hin zum Stil des Khmer-Reiches von Angkor.

Faktenbox

Aufnahmejahr: 2017

Die Tempelanlage von Sambor Prei Kuk ist das Kernstück der ehemaligen Hauptstadt Ishanapura des Königreiches von Chenla, dessen Blütezeit zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. liegt. Sie befindet sich im Herzen Kambodschas, circa 30 km nördlich der Stadt Kampong Thom in der gleichnamigen Provinz. Die strategisch günstige Lage der ehemals florierenden Hauptstadt in einer Ebene, die zum einen durch die Flüsse Steung Sen und O Krou Ke, zum anderen durch zahlreiche Kanäle, Sümpfe und natürliche Deiche geprägt war, machte die Stadt zu dem wahrscheinlich bedeutendsten Handelszentrum der prä-angkorianischen Periode und zu einem Ort kulturellen und religiösen Austauschs.

Sambor Prei Kuk – Vorbild für Angkors unverwechselbaren Stil

Die Welterbestätte besteht aus den Überresten der Stadt Ishanapura, die sich auf einer Fläche von ungefähr 25 Quadratkilometern verteilen und sich wiederum aus drei Hauptanlagen der Tempel von Sambor Prei Kuk zusammensetzen: die Nord-Gruppe des Prasat Sambor, die zentrale Gruppe des Prasat Tao und die Südgruppe des Prasat Yeay Poan. Jeder einzelne Komplex besteht aus einem zentralen Turm (Prasat) auf einer erhöhten Plattform sowie kleineren Türmen und anderen Strukturen wie Backstein- und Lateritmauern, die ihn umgeben.

Die Einschreibung der „Tempelanlage von Sambor Prei Kuk, Archäologische Stätte des alten Ishanapura“ in die UNESCO-Welterbeliste erfolgte auf Grundlage von drei der zehn möglichen Aufnahmekriterien. So zeugt die Tempelanlage von einer architektonischen und städtebaulichen Einzigartigkeit im südostasiatischen Raum und zeichnet sich, auch aufgrund des starken indischen Einflusses, durch eine für die Region eigentlich untypische oktagonale Bauweise und durch eine Vielzahl künstlerischer Verzierungen im prä-angkoriansichen „Sambor Prei Kuk“-Stil aus. Die Kunst und Architektur, die sich auf diesem Weg entwickelten, wurden zum Modell für weite Teile des südostasiatischen Raums, aus dem sich später der einzigartige Khmer-Stil der angkorianischen Periode entwickelte (Kriterium ii).

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2017

„Some of these elements, including lintels, pediments and colonnades, are true masterpieces.”

"Einige dieser Elemente, darunter Fensterstürze, Giebel und Kolonnaden, sind wahre Meisterwerke."

Die Einflüsse des indischen Subkontinents finden sich darüber hinaus auch in sozialen, religiösen und künstlerischen Strukturen der Stätte. So spiegelt sich hier vor allem die Bedeutung der Tempelanlage als wichtigstes religiöses Pilgerzentrum Südostasiens wider und zeugt damit eindrücklich von den Traditionen einer untergegangenen Kultur (Kriterium iii).

Auch mit Blick auf die Lehren Buddhas, die hier in Form der frühesten Inschriften sowohl in Sanskrit als auch in Khmer identifiziert werden konnten, ist das antike Ishanapura eng mit der universellen Idee von Toleranz und Frieden verbunden (Kriterium vi).

Bombenkrater und gestohlene Statuen in Angkors Schatten

Die jüngere Geschichte Sambor Prei Kuks offenbart eine ebenso wechselvolle Historie der Tempelanlage wie ihre Ursprünge als einstige Hauptstadt des Khmer-Reichs. So suchte der Vietcong im Vietnamkrieg in den Tempelruinen Schutz vor den Luftschlägen der US-amerikanischen Armee, wovon heute noch mehr als 300 Bombenkrater im Dschungel rund um die Tempelanlage zeugen. Darüber hinaus hat der Bürgerkrieg zwischen den Roten Khmer und anderen kambodschanischen Milizen an einigen Ruinen Spuren hinterlassen. In dieser Zeit verschwand auch ein Großteil der in Sambor Prei Kuk befindlichen Götterstatuen und Lingas, die mitunter als Raubkunst für Waffen und Munition verkauft wurden.

Bisher weniger bekannt als die unweit gelegenen Ruinen von Angkor, die 1992 in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen wurden, bergen die archäologische Stätte des alten Ishanapura und seine Tempelanlagen jedoch noch weitere Informationen über die Kunst, Architektur und Stadtplanung der prä-angkorianischen Zeit, die künftig weiter archäologisch erschlossen und erforscht werden müssen.

Porträtserie

Im Rahmen der 41. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2017 in Krakau wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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