Nan Madol - das zeremonielle Zentrum von Ostmikronesien

Die erste Welterbestätte Mikronesiens

Mit Nan Madol wurde im Rahmen der 40. Welterbekomitee-Sitzung erstmals eine Stätte auf dem Gebiet der Föderierten Staaten Mikronesiens in die Welterbeliste aufgenommen.

Faktenbox

Mit dieser Entscheidung wurde zugleich die unterrepräsentierte Region der pazifischen Inselstaaten innerhalb der Liste des Welterbes gestärkt und ein großer Fortschritt in der Umsetzung des Aktionsplanes für Welterbe im Pazifik erreicht. Dieser Aktionsplan ist Teil des UNESCO-Programms „Small Developing Island States“, welches der Unterstützung kleiner Inselstaaten dient, die auf Grund ihrer geringen Größe und starken Beeinflussung durch den Klimawandel besonderen Herausforderungen gegenüber stehen.

Auf 99 künstlichen, vor der mikronesischen Insel Phonpei gelegenen Inseln aus Basaltgestein und Korallenblöcken finden sich Überreste von steinernen Palästen, Wohnstätten und zeremoniellen Anlagen in monumentalen Ausmaßen, welche zwischen 1200 und 1500 n. Chr. zu Zeiten der Saudeleur-Dynastie errichtet wurden (Kriterium i).

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

„Nan Madol bears exceptional testimony to the development of chiefly societies in the Pacific Islands. […] Through its archaeological remains, [it] is tangibly associated with Pohnpei’s continuing social and ceremonial traditions and the authority of the Nahnmwarki.”

"Nan Madol ist ein außergewöhnliches Zeugnis für die Entwicklung von Häuptlingsgesellschaften auf den Pazifikinseln. [...] Durch seine archäologischen Überreste wird es spürbar mit den fortgesetzten sozialen und zeremoniellen Traditionen auf der Insel Pohnpei und der Autorität der Nahnmwarki in Verbindung gebracht. "

Ein besonderes Beispiel austronesischer Kultur

Das Welterbekomitee hat in seiner Entscheidung Nan Madol als außergewöhnliches Zeugnis der sozialen und religiösen Praktiken der damaligen Inselgesellschaften gewürdigt. So sind die megalithischen Strukturen Ausdruck der Entwicklung hierarchischer, von einem Nahnmwarki (Häuptling) geführter Gesellschaftsstrukturen im pazifischen Raum, deren Einfluss sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Nan Madol unterliegt auch heute noch den Besitz- und Verwaltungsformen des Nahnmwarki-Systems (Kriterium iii iv vi).

Die Stätte steht in besonderem Maße für die Kultur der austronesisch sprechenden Bevölkerung der Pazifikregion, die sich ursprünglich von Taiwan aus im pazifischen und südasiatischen Raum ausgebreitet hat. Weltweit existiert mit dem Lelu-Komplex vor der pazifischen Insel Kosrae nur eine einzige annähernd vergleichbare Stätte von dieser Bedeutung. Vor diesem Hintergrund hat das Welterbekomitee vorgeschlagen, eine Erweiterung der Stätte Nan Madol um den Lelu-Komplex zu einem späteren Zeitpunkt zu erwägen.

Publikation

Katastrophenschutz an Welterbestätten.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2017

Akute Bedrohung der neuen Welterbestätte

Auf Grund der akuten Bedrohung der Stätte hat das Welterbekomitee mit der Einschreibung auf die Welterbeliste zugleich die Einordnung von Nan Madol als Erbe in Gefahr vorgenommen. Die steinernen Strukturen und Überreste des zeremoniellen Zentrums sind unmittelbar durch diverse Entwicklungen der natürlichen Umgebung bedroht, insbesondere durch ungebremsten Vegetationswuchs und die Verschlammung der Wasserwege zwischen den Inseln. Als Folge des Klimawandels und der touristischen Öffnung der Insel treten diese natürlichen Prozesse verstärkt auf. So hat die Konstruktion eines mehrere Inseln verbindenden Zugangsweges für Touristen wahrscheinlich zu Anstauungen von Wasser geführt, die wiederum Verschlammung und Mangrovenwachstum beschleunigt haben.

Mit der Einschreibung auf die Liste des gefährdeten Welterbes wird das Ziel verfolgt, die internationale Gemeinschaft zu einer verstärkten Unterstützung Mikronesiens als betroffener Vertragsstaat der Welterbekonvention von 1972 aufzurufen. Gemeinschaftlich und unter Bewahrung lokaler Traditionen und Strukturen sollen Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung und nachhaltigen Bewahrung von Nan Madol als Erbe der gesamten Menschheit ergriffen werden.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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