UNESCO-Welterbe Heiligtum des Bom Jesus do Monte in Braga

Herausragende künstlerische Darstellung des Lebens Jesu Christi

Das Heiligtum des Bom Jesus do Monte ist ein herausragendes Beispiel für eine Architekturlandschaft, die die Gegenreformation der katholischen Kirche als Reaktion auf den aufkommenden Protestantismus veranschaulicht. Diese Kulturlandschaft erinnert durch die Nachbildung eines heiligen Berges mit einer Kirche an das christliche Jerusalem.

Das überwiegend im Barockstil gehaltene Heiligtum entstand über einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren und gründet auf der Tradition der „Sacri Monti“. Das Heiligtum des Bom Jesus do Monte ist ein rund 26 Hektar großes Anwesen auf der Anhöhe von Espinho, das sich über der Stadt Braga im Nordwesten Portugals erhebt. Es umfasst eine Parkanlage am Gipfel des Berges, ein dicht bewaldetes Gebiet und das Heiligtum des Bom Jesus do Monte samt seiner markanten Monumentaltreppe, einer Reihe von Kapellen mit Statuen, Springbrunnen und Barockgärten.

Das architektonische Ensemble des Heiligtums wurde vorwiegend aus Granit gebaut und bildet gemeinsam mit seiner Umgebung eine faszinierende und harmonische Einheit. Ein Netzwerk aus Wegen verbindet die verschiedenen Gebäude. Verwaltung sowie Pflege der Denkmäler und der Religionsausübung liegen seit 1629 in der Hand der Bruderschaft von Bom Jesus do Monte.

Herausragendes Beispiel der Gegenreformation und symbolträchtiger Wallfahrtsort der katholischen Kirche

Das Heiligtum des Bom Jesus do Monte ist ein herausragendes architektonisches Beispiel der Gegenreformation der katholischen Kirche als Reaktion auf den aufkommenden Protestantismus (Auswahlkriterium iv). Der Bau der Anlage muss im Kontext einer größeren Bewegung für die Schaffung eines „neuen“ Jerusalems gesehen werden, die vom Konzil von Trient (1545 bis 1563) ausging und sich mehrere Jahrhunderte über Europa erstreckte. Mit dem Ziel, die Menschheit über das Christentum aufzuklären, sollten Wallfahrts- und Andachtsorte der Erlösung gebaut werden. Erste Baumaßnahmen für das Heiligtum des Bom Jesus do Monte starteten bereits im 14. Jahrhundert. In den folgenden 600 Jahren wurde das Heiligtum immer wieder umgebaut. Auf diese Weise flossen soziale, politische, ökonomische und künstlerische Veränderungen in die Entwicklung der Kulturlandschaft hinein, die bis heute in der Architektur erkennbar sind. So finden sich neben barocken Elementen auch Rokoko und neoklassische Architekturelemente.

Illustration Welerbestätten

Faktenbox

Die Stätte ist eine der wenigen Wallfahrtsorte Portugals und von großer symbolischer und spiritueller Bedeutung: Auf kunstvolle Weise erzählt sie die Geschichte des Lebens Jesu Christi, beginnend mit dem Einzug in Jerusalem, dem daran anschließenden Leidensweg bis hin zu seiner Kreuzigung. Pilger erreichen die Anlage durch eine imposante barocke Monumentaltreppe. Der Treppenaufgang ist unterteilt in siebzehn Stationen, an denen biblische Themen wie beispielsweise die drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung dekorativ verarbeitet werden. Als Meisterwerk der Bildsprache ist die Treppe der Sinne mit ikonografischen und szenografischen Zierelementen bestückt, die Wände, Stufen und Brunnen überziehen und die fünf menschlichen Sinne darstellen.

Auszug aus der Erklärung zum Außergewöhnlichen Universellen Wert (OUV)

Located in the city of Braga, in the North of Portugal, the sanctuary of Bom Jesus do Monte is built facing west and has expansive views, at times of the ocean itself, overlooking the whole city of Braga, the Bracara Augusta founded in roman times of which it is historically inseparable. The sanctuary is a type of architectural and landscape ensemble rebuilt and enhanced throughout a period of over 600 years, mainly defined by a long and complex Viae Crucis expanding up the hill, leading pilgrims through chapels that house sculptural collections evoking the Passion of Christ, fountains, sculptures and formal gardens.

Das in der Stadt Braga im Norden Portugals gelegene Heiligtum Bom Jesus do Monte ist nach Westen ausgerichtet und bietet einen weiten Blick auf das Meer und die gesamte Stadt Braga, die in römischer Zeit als Bracara Augusta gegründet wurde und mit der es historisch untrennbar verbunden ist. Das Heiligtum ist ein architektonisches und landschaftliches Ensemble, das über 600 Jahre lang umgebaut und ergänzt wurde. Es zeichnet sich insbesondere durch einen langen und komplexen Kreuzweg aus, der die Pilger bergauf durch Kapellen mit Skulpturengruppen des Leidenswegs Jesu Christi und vorbei an Springbrunnen, Skulpturen und angelegten Gärten führt.

Religion und Welterbe

Etwa 20 % aller UNESCO-Welterbestätten haben eine spirituelle oder religiöse Bedeutung für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Religiöse Stätten sind in der Tat die ältesten Schutzgebiete der Welt. Religiöse Gemeinschaften spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der kulturellen und biologischen Vielfalt. Hierbei kommt der UNESCO eine führende Rolle bei der Entwicklung und Förderung von wirksamen normativen Maßnahmen zum Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes von religiösem Interesse zu. Um den spezifischen Herausforderungen im Zusammenhang mit religiösem Erbe zu begegnen, wurden in den letzten Jahren Richtliniendokumente veröffentlicht und Gremien eingerichtet, die sich mit diesen besonderen Herausforderungen auseinandersetzen. 2017 etablierte ICOMOS beispielsweise das wissenschaftliche Komitee PRERICO. Das Komitee beschäftigt sich mit der Erhaltung und dem Management von Orten mit religiöser und spiritueller Bedeutung mit dem Ziel, strukturelle und administrative Prozesse zu entwickeln und den wissenschaftlichen Austausch zwischen Fachkollegen zu stärken.

Porträtserie

Im Rahmen der 43. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2019 in Baku (Aserbaidschan) wurden 29 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

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