Dolmenstätten von Antequera

Prähistorische Megalith-Monumente in Andalusien

Seit Juli 2016 zählen die Dolmenstätten von Antequera zum UNESCO-Welterbe. In die Welterbeliste wurden eine Serie von drei Megalith-Monumenten aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit sowie zwei Naturdenkmäler im Herzen von Andalusien aufgenommen.

Faktenbox

Das Ensemble ist Spaniens 45. Welterbestätte und eines der bedeutendsten Beispiele der megalithischen Architektur in Europa. Die Dolmenstätten von Antequera setzen sich aus den Dolmen von Viera und Menga sowie dem Tholos von El Romeral und zwei als Naturdenkmäler geschützten Teilgebieten zusammen: dem Berg Peña de los Enamorados mit anthropomorphem Profil und dem Massiv El Torcal. Die Naturdenkmäler bilden nicht nur einen visuellen Bezugspunkt innerhalb der Kulturstätte. Die Lage und Form der Megalith-Monumente weisen auch auf eine wichtige rituelle Bedeutung der Verbindung von Natur und Grabstätten hin.

Die beiden Dolmen von Viera und Menga wurden während der Jungsteinzeit aus großen Steinblöcken errichtet und weisen jeweils einen typischen Türsturz auf, während der Tholos von El Romeral aus der Bronzezeit stammt und sich von den beiden anderen Grabstätten durch die in der zu dieser Zeit verbreitete Kuppelbauweise unterscheidet. Die ursprüngliche Struktur der drei Megalith-Monumente ist fast vollständig erhalten und zeugt in besonderer Weise von einer lange verschwundenen kulturellen Tradition.

Ein einzigartiges Beispiel menschlicher Schöpferkraft

Der außergewöhnliche universelle Wert der Dolmenstätten beruht auf drei der zehn Aufnahmekriterien. Der Transport und das Zusammensetzen der zahlreichen tonnenschweren Steinblöcke mittels rudimentärer Technik und Werkzeuge sind ein herausragendes Beispiel der menschlichen Schöpferkraft (Kriterium i). Darüber hinaus sind Dolmenstätten zwar in ganz Europa verbreitet, in Antequera sind diese jedoch ein einzigartiger Ausdruck einer eigenständigen verschwundenen Tradition, die sich durch eine untrennbare Verbindung zwischen den Bauwerken und den umliegenden Naturdenkmälern auszeichnet (Kriterium iii).

Dolmenstätten sind üblicherweise zum Sonnenaufgang hin ausgerichtet. Der Dolmen von Menga ist jedoch der einzige seiner Art in Kontinentaleuropa, der zu einem Berg mit anthropomorphem Profil hin ausgerichtet ist – dem Peña de los Enamorados. So stellt die Dolmenstätte von Antequera einen bedeutsamen Abschnitt der Menschheitsgeschichte dar (Kriterium iv), als die ersten großen rituellen Bauwerke in Westeuropa entstanden.

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

"The Dolmens materialize an extraordinary conception of the megalithic landscape, being exponents of an original relationship with the natural monuments to which they are intrinsically linked."

"Die Dolmen materialisieren eine außergewöhnliche Konzeption der Megalithlandschaft, die eine ursprüngliche Beziehung zu den Naturdenkmälern darstellt, mit denen sie untrennbar verbunden sind."

Zudem verdeutlichen die Dolmenstätten in Antequera die enge Verbindung zwischen Kultur und Natur. So sind nicht nur die drei Grabstätten geschützte Denkmäler. Auch der Berg Peña de los Enamorados ist ein geschütztes Naturdenkmal, das Massiv El Torcal ist Teil des EU-weiten Netzes von Natura 2000-Schutzgebieten. In welchem Maße Naturschutzgebiete wesentlich zum Schutz von Kulturerbe und insbesondere von UNESCO-Welterbestätten beitragen, zeigt u.a. die im Juli 2016 veröffentlichte Studie des BUND "Natur schützt Kultur".

Kulturdenkmäler aus prähistorischer Zeit

Die Dolmenstätten von Antequera gehören zu den jüngsten Stätten in einer Reihe zahlreicher gut erhaltener ur- und frühgeschichtlicher Zeugnisse auf der iberischen Halbinsel, wozu auch die Höhlenmalereien von Altamira oder die archäologische Stätte von Atapuerca zählen. Darüber hinaus sind die Dolmenstätten von Antequera ein Zeugnis für die europaweite Verbreitung dieser Grab- und Ritualstätten und den vorgeschichtlichen Austausch zwischen Gesellschaften. Dolmenstätten sind von Nord- bis Südeuropa zu finden. Ein weiteres Beispiel dieser Architekturform ist unter anderem das archäologische Ensemble von Brú na Bóinne in Irland.

Das UNESCO-Welterbezentrum hat zur Repräsentativität ur- und frühgeschichtlicher Stätten auf der Welterbeliste das Programm HEADS (Human Evolutions: Adaptations, Dispersals und Social Developments) entwickelt. Im Rahmen dieses Programms wurden unter anderem Felsmalereien und prähistorische Grabstätten als wichtige Zeugnisse der menschlichen Evolution identifiziert. Sie ermöglichen wertvolle Einblicke in die Ursprünge unserer kulturellen Vielfalt und deren Ausdrucksformen. Der 2010 vom Welterbekomitee verabschiedete Aktionsplan des HEADS-Programms zur Unterstützung ur- und frühgeschichtlicher Stätten konzentriert sich insbesondere auf die stärkere Verbindung von Erforschung und Erhalt der Stätten und die Identifizierung weiterer außergewöhnlicher Relikte der menschlichen Evolution. In diesem Rahmen wird bei der 41. Sitzung des Welterbekomitees 2017 auch der deutsche Antrag zur Aufnahme der "Höhlen der ältesten Eiszeitkunst" in die Welterbeliste vorgestellt werden.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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