#SOSAfricanHeritage
UNESCO-Welterbe Nationalpark Taï: Zoonosen in Zeiten von Pandemien
Durch zielgruppengerechte Informationsveranstaltungen, verbesserte Naturschutzmaßnahmen und eine neue Datenbank wurde die lokale Bevölkerung der Welterbestätte Nationalpark Taï für die Zusammenhänge von Umweltzerstörung und menschlicher Gesundheit sensibilisiert.
Das Sonderprogramm
Ziel des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage der Deutschen UNESCO-Kommission ist es, UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservate in Ländern Afrikas bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Dadurch trägt #SOSAfricanHeritage zum Erhalt selbstständiger und dauerhaft tragfähiger Organisationsstrukturen bei und sichert Räume, die der Bildung für Weltoffenheit und Nachhaltigkeit sowie der kulturellen Vielfalt gewidmet sind.
Der Nationalpark Taï ist einer der letzten großen Überreste des primären Tropenwaldes in Westafrika. Seine reiche natürliche Flora, bedrohte Säugetierarten wie das Zwergflusspferd und elf Affenarten sind von großem wissenschaftlichem Interesse. Die Welterbestätte, die gleichzeitig auch UNESCO-Biosphärenreservat ist, liegt an der Grenze zu Liberia im Südwesten von Côte d’Ivoire, etwa 200 Kilometer südlich der Stadt Man und 100 Kilometer von der Küste entfernt. Das südliche Drittel ist das feuchteste und artenreichste Gebiet, insbesondere Hülsenfrüchte gibt es dort in großer Vielfalt.
Im Park durchgeführte Forschung hat in den Tierpopulationen bestimmte Krankheiten wie Tuberkulose, Milzbrand oder Streptokokken nachgewiesen. Bei Primaten bedrohen diese Krankheiten die Populationen und riskieren darüber hinaus die Entstehung von Zoonosen. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die auf natürliche Weise zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden. Darüber hinaus beeinträchtigen Goldschürferei, Rodungen und Wilderei das Ökosystem, welches das Parkmanagement zu erhalten versucht.
Einschränkungen durch Pandemie
Der Ursprung von Covid-19 lässt erkennen, dass Pandemien oft eine Krise der biologischen Vielfalt darstellen: Das ökologische Gleichgewicht hält das Reservoir millionenfacher Krankheitserreger bei Wildtieren in Schach. Doch der Rückgang an Vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt hat dazu geführt, dass 70 Prozent der neu auftretenden Infektionen zoonotischen Ursprungs sind. Der Park Taï ist hierfür eine natürliche Schutzbarriere, die jedoch von der lokalen Bevölkerung, die weiterhin umweltschädigende Praktiken anwendet, nicht ausreichend wahrgenommen wird. Zudem führte die Covid-19-Pandemie zu einer Einschränkung der Managementaktivitäten im Park.
Abhilfe durch Wissensvermittlung
Ziel des im Rahmen von #SOSAfricanHeritage geförderten Projekts war es, die mit dem Rückgang der Biodiversität verbundenen Risiken anzugehen und die lokale Bevölkerung über die Gefahr von Zoonosen zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck trug das Site Management in einem ersten Schritt bereits bestehende Forschungsergebnisse über Zoonosen im Nationalpark Taï in eine Datenbank zusammen. Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen schulten lokale Fachkundige 67 Überwachungsbeauftragte, ökologische Hilfskräfte sowie Touristenführerinnen und Touristenführer.
Darüber hinaus wurde die Bevölkerung durch zielgruppenorientierte Informationsmaterialien und Veranstaltungen über die möglichen Folgen kritischer Praktiken wie Wilderei, Abholzung, den Umgang mit Tierkadavern oder tierischen Ausscheidungen sensibilisiert. Schulkinder wurden durch Lieder, Gedichte oder Theaterstücke spielerisch an das Thema herangeführt. So führten Grundschulkinder beispielsweise ein Theaterstück auf, in dem es um einen Wilderer im Taï-Wald ging, der den dörflichen Restaurantbesitzer mit Buschfleisch versorgte und dadurch eine ganze Familie, dann ein Dorf, eine Stadt und sogar ein ganzes Land infizierte. Über das Projekt hat die lokale und nationale Presse mehrfach berichtet.
Das Konsortium
Mit dem Sonderporgramm beteiligt sich die Deutsche UNESCO-Kommission am Konsortium des Internationalen Hilfsfonds 2020, der auf Initiative des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts im Sommer 2020 eingerichtet wurde, um Organisationen aus Kultur und Bildung im Ausland schnell in der Corona-Pandemie zu unterstützen.
Das Förderprojekt
- Geförderte Stätte: Nationalpark Taï
- Land: Côte d’Ivoire
- Art der Stätte: Biosphärenreservat und UNESCO-Welterbe (Naturerbe)
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Biosphärenreservat: 1977
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Welterbe: 1982