Das Förderprojekt
- Geförderte Stätte: Nationalpark Taï
- Land: Côte d’Ivoire
- Art der Stätte: Biosphärenreservat und UNESCO-Welterbe (Naturerbe)
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Biosphärenreservat: 1977
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Welterbe: 1982
- Offizielle UNESCO-Webseite der Welterbestätte Externer Link:
Der Taï-Nationalpark ist einer der letzten großen Überreste des tropischen Primärwaldes in Westafrika. Seine reiche natürliche Flora und dort beheimatete bedrohte Säugetierarten wie das Zwergflusspferd und elf Affenarten sind von großem wissenschaftlichem Interesse. Das Weltnaturerbe und UNESCO-Biosphärenreservat liegt an der Grenze zu Liberia im Südwesten von Côte d’Ivoire, etwa 200 Kilometer südlich der Stadt Man und 100 Kilometer von der Küste entfernt. Das südliche Drittel ist das feuchteste und artenreichste Gebiet, vor allem Leguminosen kommen hier in großer Vielfalt vor. Goldsuche, Abholzung und Wilderei beeinträchtigen das Ökosystem.
Forschungen im Park haben gezeigt, dass in den Tierpopulationen bestimmte Krankheiten wie Tuberkulose, Milzbrand oder Streptokokken vorkommen. Bei Primaten bedrohen diese Krankheiten die Populationen und bergen zudem die Gefahr von Zoonosen. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die auf natürlichem Wege zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden.
Einschränkungen durch die Pandemie
Die Entstehung von Covid-19 zeigt, dass Pandemien oft aus einer Krise der Biodiversität entstehen, denn nur eine Natur im Gleichgewicht kann das Reservoir von Millionen von Krankheitserregern in Wildtieren in Schach halten. Doch der Rückgang der Vielfalt in Flora und Fauna hat dazu geführt, dass heute 70 Prozent der neu auftretenden Infektionen zoonotischen Ursprungs sind. Der Taï-Park stellt eine natürliche Barriere gegen die Übertragung von Krankheiten von Wildtieren auf den Menschen dar, wird aber von der lokalen Bevölkerung, die weiterhin umweltschädigende Praktiken anwendet, nicht ausreichend respektiert. Darüber hinaus hat die Covid-19-Pandemie zu einer Einschränkung der Managementaktivitäten im Park geführt.
Abhilfe durch Wissensvermittlung
Ziel des im Rahmen von #SOSAfricanHeritage geförderten Projekts war es, die mit dem Rückgang der Biodiversität verbundenen Risiken zu bekämpfen und die lokale Bevölkerung für die Gefahr von Zoonosen zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck stellte die Parkverwaltung in einem ersten Schritt bereits vorhandene Forschungsergebnisse zu Zoonosen im Taï-Nationalpark in einer Datenbank zusammen. Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen bildeten lokale Expertinnen und Experten 67 Wächter, ökologische Hilfskräfte und Touristenführer aus.
Darüber hinaus wurde die Bevölkerung mit zielgruppengerechten Informationsmaterialien und Veranstaltungen über die möglichen Folgen kritischer Praktiken wie Wilderei, Abholzung und den Umgang mit Tierkadavern oder Tierexkrementen aufgeklärt. Schulkinder wurden mit Liedern, Gedichten und Theaterstücken spielerisch an das Thema herangeführt. So führten Grundschulkinder ein Theaterstück über einen Wilderer im Taï-Wald auf, der den Restaurantbesitzer des Dorfes mit Buschfleisch beliefert und dadurch zunächst eine ganze Familie, dann ein Dorf, dann eine Stadt und zuletzt sogar ein ganzes Land mit einem neuartigen Virus infizierte. Die lokale und nationale Presse berichtete mehrfach über das Projekt.
Zur Übersichtsseite des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage
Ziel des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage der Deutschen UNESCO-Kommission war es, UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservate in Ländern Afrikas bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Dadurch hat #SOSAfricanHeritage zum Erhalt selbstständiger und dauerhaft tragfähiger Organisationsstrukturen beigetragen.