Das Förderprojekt
- Geförderte Stätte: Biosphärenreservat Mount Mulanje
- Land: Malawi
- Art der Stätte: UNESCO-Biosphärenreservat
- Auszeichnungsjahr: 2000
Das Biosphärenreservat Mount Mulanje liegt im Südwesten Malawis, nahe der Grenze zu Mosambik. Es erstreckt sich über ein 26 mal 22 Kilometer großes Berggebiet, das sich steil aus den umliegenden Ebenen erhebt. Die Höhe des Reservats reicht von 600 Metern über dem Meeresspiegel bis zum höchsten Punkt des Sapitwa Peak auf 3.002 Metern. Ein großer Teil des Massivs besteht aus steilen Felswänden, die im Süden und Osten von Schluchttälern mit Regenwald und an den Nord- und Westhängen von trockenen Brachystegia-Wäldern unterbrochen werden. Das Gebiet beherbergt eine reiche Flora und Fauna mit vielen endemischen Arten. Die Mulanje-Zeder (Widdringtonia whyteii), der Nationalbaum Malawis, wächst nur an den Hängen des Mulanje-Massivs und steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“. Das Holz wird vor allem für den Bootsbau geschätzt, da es aufgrund seiner aromatischen, leicht giftigen Öle sehr resistent gegen Insekten- und Pilzbefall ist. Die massive illegale und nicht nachhaltige Abholzung der Mulanje-Zeder hat jedoch zu einem starken Rückgang der Bestände geführt. Auch einige endemische Tierarten sind durch die Abholzung bedroht.
Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen und der fruchtbaren Böden ist die Umgebung des Biosphärenreservats heute dicht besiedelt. Die Menschen betreiben nicht nur Land- und Weidewirtschaft, sondern gewinnen auch Holz, Heilpflanzen und andere Produkte aus dem Wald. Auch der Ökotourismus ist eine wichtige Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung. Obwohl die landwirtschaftliche Produktivität in der Region hoch ist, führen Naturkatastrophen immer wieder zu Hungersnöten. Die Menschen sind daher gezwungen, die natürlichen Ressourcen der Berge zu nutzen.
Einschränkungen durch die Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hatte negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region, insbesondere auf den Tourismussektor. Dies stellte die lokale Bevölkerung vor große Herausforderungen bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts. Besonders betroffen waren marginalisierte Frauen, die durch die Pandemie ihre zahlreichen kleinen Beschäftigungsmöglichkeiten verloren. Als einzige Einkommensquelle blieb ihnen der Verkauf von Holzkohle, für deren Herstellung sie täglich Feuerholz in den Wäldern sammelten. Da die Schulen wegen der Pandemie geschlossen waren, wurden sie dabei oft von ihren Kindern unterstützt, was den illegalen Holzeinschlag noch verstärkt hat. Die Zedernwälder an den Berghängen waren dadurch stark bedroht.
Abhilfe durch gemeinschaftlich organisierte Kleinunternehmen
Vor diesem Hintergrund zielte das Projekt des Mount Mulanje Conservation Trust darauf ab, marginalisierten Frauen als Alternative zum Holzsammeln eine nachhaltige Lebensgrundlage zu bieten, um der Armutsfalle zu entkommen. Die Frauen konnten an gemeinschaftlich organisierten wirtschaftlichen Aktivitäten teilnehmen, um ein tägliches Bareinkommen zu erwirtschaften, persönliche Ersparnisse anzulegen und zu einem Gruppenkapitalfonds beizutragen.
In mehreren Gruppen lernten die Frauen zunächst, Gemüsegärten anzulegen, um sich selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen und Überschüsse auf dem lokalen Markt zu verkaufen. Da das meiste Gemüse, das bisher in Mulanje erhältlich war, im rund 50 Kilometer entfernten Hochland angebaut wurde und daher vergleichsweise teuer war, lässt sich das lokal angebaute Gemüse der Frauengruppen gut verkaufen. Auf dem städtischen Markt wurde ein Unterstand für die Frauen errichtet, in dem sie sich treffen und Gemüse und andere Produkte verkaufen können. Die Frauen arbeiten auf einem gemeinschaftlich bewirtschafteten Kleinbauernhof, wo ein Garten mit Obstbäumen angelegt und eine Vielzahl von Agroforstsetzlingen für den Brennstoff- und Haushaltsbedarf gezogen wurden.
Im Rahmen des Projekts wurde auch eine Reihe von Geräten zur Verarbeitung landwirtschaftlicher und natürlicher Ressourcen angeschafft, die von den Frauen für neue Ideen und kleine kommerzielle Unternehmungen genutzt werden können. Für deren Umsetzung wurden den Frauen zusätzlich Mikrokredite zur Verfügung gestellt. Jede Frauengruppe erhielt außerdem eine kleine Solaranlage, einen einfachen Laptop und ein Smartphone, die sie nach einer Schulung zur Verbesserung ihrer Lern- und Interaktionsfähigkeit nutzen können.
Das Projekt ermöglichte bisher marginalisierten Frauen einen besseren Lebensstandard in ihrer Gemeinschaft, befähigte sie, selbstbewusst zur Entwicklung ihres Dorfes beizutragen und motivierte sie, gemeinsam mehr für den Schutz der natürlichen Ressourcen in den Bergen zu tun.
Zur Übersichtsseite des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage
Ziel des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage der Deutschen UNESCO-Kommission war es, UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservate in Ländern Afrikas bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Dadurch hat #SOSAfricanHeritage zum Erhalt selbstständiger und dauerhaft tragfähiger Organisationsstrukturen beigetragen.