Biosphärenreservate sind sogenannte “Modellregionen für nachhaltige Entwicklung”, das heißt sie fördern Lösungsansätze, die den Schutz der Natur mit ihrer nachhaltigen Nutzung durch den Menschen in Einklang bringen. Ziel ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten und es den dort lebenden Menschen gleichzeitig zu ermöglichen, die Natur nachhaltig so zu nutzen, dass eine sozioökonomische Entwicklung möglich ist. Das Modell der Biosphärenreservate ist so flexibel angelegt, dass es in ganz unterschiedlichen geographischen Räumen und für verschiedene ökologische, soziale und wirtschaftliche Kontexten angewendet werden kann.
In der Region des Südlichen Afrikas mit ihren vielfältigen Landschaften, einer enorm reichhaltigen Biodiversität und dem dringenden Bedarf an nachhaltiger Entwicklung bieten Biosphärenreservate ein enormes Potenzial für die Natur und die Menschen vor Ort. Im internationalen Vergleich gibt es im Südlichen Afrika bisher jedoch vergleichsweise wenige UNESCO-Biosphärenreservate.
Kooperationen für die Einrichtung neuer und Stärkung bestehender Biosphärenreservate
Seit 2017 setzt sich die Deutsche UNESCO-Kommission daher gemeinsam mit den UNESCO-Nationalkommissionen von Botswana, Eswatini, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika dafür ein, dass im Südlichen Afrika weitere Biosphärenreservate nominiert und bestehende Biosphärenreservate weiterentwickelt werden.
Im Rahmen des Programms „Modellregionen für nachhaltige Entwicklung: Förderung von UNESCO-Biosphärenreservaten im südlichen Afrika“ unterstützt die Deutsche UNESCO-Kommission die Nationalkommissionen der Region bei der Umsetzung von Projekten zur Stärkung von Biosphärenreservaten.
Die Projekte dienen dazu
• Nominierungsverfahren zur Einrichtung neuer UNESCO-Biosphärenreservate vorzubereiten,
• nachhaltige Managementstrukturen in den Biosphärenreservaten aufzubauen und weitere Maßnahmen zur Sicherung und Steigerung der Qualität bereits anerkannter Biosphärenreservate durchzuführen und
• die lokale Verankerung der Biosphärenreservate unter besonderer Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort zu verbessern.
Jedes Jahr können drei bis vier Projekte in den Biosphärenreservaten der Region durchgeführt werden.
Darüber hinaus fördert die Deutsche UNESCO-Kommission den Wissensaustausch und die Netzwerkbildung zwischen den relevanten Akteuren in der Region. Dazu organisiert sie unter anderem Expertenworkshops vor Ort sowie digitale Praxisworkshops und entwickelt Hilfestellungen sowie praxisnahe Lehr- und Informationsmaterialien für Menschen, die für, mit oder in Biosphärenreservaten im Südlichen Afrika arbeiten.
Das Programm wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert.
Mit diesem Projekt trägt die Deutsche UNESCO-Kommission dazu bei, das Weltnetz der Biosphärenreservate als Ort des globalen Austausches zu stärken und die internationale Zusammenarbeit zwischen UNESCO-Nationalkommissionen zu fördern.
MAB-Programm
Das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB), das die Grundlage für Biosphärenreservate und deren Anerkennung bildet, wurde 1970 eingerichtet. Es war das erste globale Programm, das sich umfassend mit der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigte und multidisziplinäre Forschungsansätze nutzte. 1978 wurde das erste Biosphärenreservat von der UNESCO ernannt.
Projekte in der Region 2022
Eswatini | Überprüfung der Managementstrukturen im UNESCO-Biosphärenreservat LubomboZur Optimierung der Managementstrukturen im 2019 ernannten UNESCO-Biosphärenreservat Lubombo und in Vorbereitung auf die regelmäßige Evaluation des Biosphärenreservats durch die UNESCO analysierte ein südafrikanischer Experte die aktuellen Managementstrukturen des Biosphärenreservats. Dafür wertete er vorliegende Konzepte und Managementpläne aus, führte Konsultationen mit lokalen Stakeholdern und Regierungseinrichtungen durch und erarbeitete Empfehlungen zum weiteren Vorgehen. So konnte die Qualität des Managements des Biosphärenreservats unter anderem durch klar definierte Zuständigkeiten und Rollen noch weiter erhöht werden. |
Malawi | Harmonisierung der Managementpläne im UNESCO-Biosphärenreservat Lake ChilwaUm das Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Lake Chilwa noch weiter zu verbessern wurden die verschiedenen bereits existierenden Managementpläne für das Gebiet analysiert und Workshops mit den wichtigsten Stakeholdern des Biosphärenreservats durchgeführt. Ziel war es, die verschiedenen Managementpläne zusammenzuführen und die Verwaltungsstrukturen zu optimieren. Das Projekt wurde mit der Erstellung eines umfassenden Managementplans für das gesamte Gebiet erfolgreich abgeschlossen. |
Mosambik | Einrichtung von Umweltclubs im UNESCO-Biosphärenreservat QuirimbasDie Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Quirimbas hat in sechs Grundschulen der Region Umweltclubs eingerichtet. Dazu wurden Schulungen für Lehrkräfte durchgeführt, Unterrichtseinheiten für die Schülerinnen und Schüler der Umweltclubs sowie Unterrrichtsmaterialen entwickelt, um sie für den Natur- und Umweltschutz zu sensibilisieren. Der Schwerpunkt lag auf Nachhaltigkeitsthemen und der Vermittlung von praktischen Maßnahmen und Verhaltensweisen zum Schutz der Umwelt. |
Lesotho | Stärkung der Beteilung von Schlüsselakteuren am UNESCO-Biosphärenreservat MatsengUm die für das UNESCO-Biosphärenreservat Matseng wichtigen nationalen und lokalen Akteure stärker in die Arbeit des Biosphärenreservats einzubinden, organisierte die lesothische UNESCO-Nationalkommission Treffen mit lokalen und nationalen Regierungsinstitutionen und Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Gemeinschaften. Das Projektteam informierte die Schlüsselakteure über das Biosphärenreservat und das MAB-Programm. Außerdem wurden die Erwartungen an das Biophärenreservat abgefragt. Ziel des Projektes war es, eine langfristige Unterstützung für das Biosphärenreservat und die damit verbundene nachhaltige Entwicklung des Gebietes zu erreichen. |
Projekte in der Region 2021
Eswatini | Bedarfsanalyse der lokalen Gemeinschaften im UNESCO-Biosphärenreservat LubomboStudierende der University of Eswatini führten Befragungen der lokalen Bevölkerung im UNESCO-Biosphärenreservat Lubombo durch, um deren Bedürfnisse und die Erwartungen an das 2019 eingerichtete Biosphärenreservat zu ermitteln. Nach Auswertung der Daten durch das Department of Statistics of Eswatini wurden gemeinsam mit lokalen Vertreterinnen und Vertretern bedarfsorientierte Kleinprojekte zugunsten der lokalen Bevölkerung entwickelt und umgesetzt. Dazu gehören beispielsweise die Schulung von jungen Menschen zu Themen des nachhaltigen Tourismus und die Einrichtung eines Marktes zum Verkauf lokaler Produkte. |
Lesotho | Aufbau von Managementstrukturen im UNESCO-Biosphärenreservat MatsengZum Aufbau von effektiven Verwaltungsstrukturen im 2021 ernannten UNESCO-Biosphärenreservat Matseng organisierte das lesothische MAB-Komitee Treffen mit lokalen Schlüsselakteuren, um gemeinsam Konzepte und einen Managementplan zu erarbeiten. Darüber hinaus bildete das Projektteam ausgewählte Jugendliche aus dem Biosphärenreservat zu Botschafterinnen und Botschaftern des Biosphärenreservats aus. Ihre Aufgabe ist es, die lokale Bevölkerung über das Biosphärenreservat zu informieren und die Bedürfnisse der Bevölkerung an das MAB-Komitee heranzutragen. |
Sambia | Unterstützung des Nominierungsprozesses des UNESCO-Biosphärenreservats Kafue FlatsDas MAB-Komitee in Sambia organisierte Treffen und Workshops mit Schlüsselakteurinnen und -akteuren aus dem geplanten Biosphärenreservat Kafue Flats, um so die lokale Bevölkerung über den Nominierungsprozess zu informieren und sie aktiv einzubinden. Mitglieder des sambischen MAB-Komitees stellten der lokalen Bevölkerung außerdem durch Beiträge auf verschiedenen lokalen Radiosendern zusätzliche Informationen zur Verfügung. Das Projekt führte zur erfolgreichen Anerkennung des Gebietes als UNESCO-Biosphärenreservat. |