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Eindrücke aus Lwiw

Der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission Roman Luckscheiter und der Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen Klaus Schilling sind im Juli gemeinsam nach Lwiw gereist. Im Rahmen des Recreation-Programms haben sie Jugendliche auf ihrer Reise zu einem Kurzaufenthalt nach Deutschland begleitet. Im folgenden Bericht schildern sie ihre Eindrücke.

In diesen Wochen startet unser Recreation-Programm: 15 Gruppen von je 15 Jugendlichen und ihren Lehrerinnen aus der Ukraine reisen für drei Wochen an UNESCO-Projektschulen in Deutschland, um sich von den Erfahrungen des Krieges zu erholen und in den Begegnungsprogrammen Kraft zu schöpfen. Die Resonanz aus dem Kreis der gastgebenden Projektschulen, ihrer Lehrkräfte und Elternschaften, der Schulleitungen und der Schülerinnen und Schüler ist sehr erfreulich und zeugt von großem Engagement. Die Möglichkeit, sich hier solidarisch einzubringen, sei für alle Mitwirkenden die Chance, UNESCO-Arbeit einmal „ganz konkret“ zu erfahren und das Gefühl der eigenen Ohnmacht angesichts des Kriegs zu überwinden, sagte uns eine Lehrerin.

Wir nahmen das zum Anlass, um in Lwiw eine Gruppe mit 18 Schülerinnen und Schülern sowie drei Lehrerinnen persönlich abzuholen, die aus Kyjiw auf dem Weg zur UNESCO-Projektschule in Tübingen waren. Bei dieser Gelegenheit verabredeten wir uns auch mit unseren Kolleginnen und Kollegen der ukrainischen Nationalkommission, mit denen wir seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im engen Austausch stehen. Daraus hat sich inzwischen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ergeben, umso größer war die Freude, sich endlich einmal persönlich sehen zu können. Es war unser erster Besuch der Stadt Lwiw – deren Altstadt UNESCO-Welterbe ist und die sich in den letzten Jahren auch als UNESCO City of Literature einen starken Ruf erworben hat.

Beeindruckend, die Schönheit der Altstadt zu erleben – und beklemmend, die Auswirkungen des schrecklichen Krieges auch mehr als 1000 Kilometer von der Front wahrzunehmen: Sandsäcke vor den Kellergeschossen, verhüllte Statuen und verkleidete Kirchenfenster, überall Hinweise auf Schutzräume, Galerien von Porträts der Gefallenen in öffentlichen Gebäuden, die Beerdigung eines gefallenen Soldaten aus Lwiw mit einer Schweigeminute und dem Stillstehen des öffentlichen Lebens um 12 Uhr am Rathausplatz. Lwiw sei sehr ruhig, wir sollten einmal Kyjiw besuchen, sagt eine ukrainische Kollegin, um die ständigen Luftalarme mitzubekommen, denen nicht zuletzt die Kinder ausgesetzt sind, die nun wenigstens für ein paar Wochen Luft holen können in Deutschland. – Am Tag nach unserer Rückkehr erfahren wir vom schrecklichen Raketeneinschlag in ein Wohnhaus von Lwiw mit mehreren Toten, der Krieg ist unberechenbar und allgegenwärtig.

Im Zug zurück an die polnische Grenze sitzen außer unserer Gruppe fast ausschließlich Frauen und Kinder, die wenigen Männer werden streng nach ihrer Ausreisegenehmigung befragt. In Przemysl, dem polnischen Grenzort dann tief in der Nacht die Prozedur der Ausreise und zugleich auch lange Warteschlangen für die Einreise in die Ukraine: viele junge Menschen, die nach Kyjiw oder noch weiter in den Osten wollen, um ihre Eltern zu besuchen. In drei Wochen werden hier auch die Schülerinnen und Schüler stehen, wenn sie wieder zurückfahren in ihre Heimat, hoffentlich mit dem Gefühl im Gepäck, an der deutschen UNESCO-Projektschule neue Freundschaften geschlossen zu haben, die vielleicht ein ganzes Leben lang halten.

Text: Dr. Roman Luckscheiter

Zum Recreation-Projekt für ukrainische Jugendliche

Das Recreation-Projekt der Deutschen UNESCO-Kommission für Kurzzeitaufenthalte von über 200 ukrainischen Jugendlichen an UNESCO-Projektschulen im Jahr 2023 wird durch das Auswärtige Amt und die Hertie-Stiftung gefördert. Weitere Informationen zum Programm finden Sie in unserer Pressemitteilung.

Zum UNESCO-Welterbe in Lwiw und der Reaktion der UNESCO auf den Angriff vom 6. Juli 2023

Das Historische Zentrum von Lwiw wurde 1998 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die UNESCO verurteilte den Bombenanschlag vom 6. Juli auf das historische Gebäude in Lwiw, das sich in der Pufferzone des Weltkulturerbes im historischen Zentrum befindet, und drückte den Familien der Todesopfer ihr aufrichtiges Beileid und den Verletzten sowie der Bevölkerung von Lemberg ihre Unterstützung aus. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der UNESCO.

Krieg in der Ukraine

Ukraine

Krieg in der Ukraine

Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seitdem dauert die Invasion Russlands mit zunehmender Härte und Zerstörung an. Die UNESCO und die Deutschen UNESCO-Kommission verurteilen das Vorgehen Russlands.
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Friedenszeitung der UNESCO-Projektschulen

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Friedenszeitung der UNESCO-Projektschulen

Vor einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen. Zu diesem Anlass veröffentlichen die UNESCO-Projektschulen eine Friedenszeitung mit Beiträgen aus 39 Schulen.

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