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Impulse für eine zukunftsfähige Schule: Tagung der UNESCO-Projektschulen

Die Online-Tagung der UNESCO-Projektschulen am 17. September 2020 brachte fast 200 Teilnehmende zusammen und rückte die zukunftsfähige Gestaltung von Schulen in den Mittelpunkt. Beiträge von Prof. Dr. Sabine Andresen, Jöran Muuß-Merholz und Dr. Mandy Singer-Brodowski beleuchteten zentrale Fragen der Schulentwicklung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit 200 Teilnehmenden durch Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Im Anschluss an das Bild der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy von der Coronavirus-Pandemie als „Portal“ in eine neue Zeit betonte sie die Notwendigkeit, auch neue Wege bei der Gestaltung von Schulen zu gehen, damit sie besser, moderner und menschlicher werden können.

Mit ihren Grußworten verdeutlichten Knut Zuchan für das Auswärtige Amt und Julie Saito als Chefin des internationalen Netzwerks der UNESCO Associated Schools das hohe Interesse an den UNESCO-Projektschulen und ihren Beiträgen zur Gestaltung einer hochwertigen, chancengerechten und inklusiven Bildung im Zeichen der Agenda 2030. Besonderes Augenmerk lenkte Frau Saito dabei auf das Webinar des weltweiten Schulnetzwerks im Mai 2020: Auf dem Höhepunkt der Schulschließungen reflektierten über 600 Teilnehmende aus rund 80 Staaten die Erfahrungen der Corona-Zeit.

Schulentwicklung im Zeichen von Kinderrechten, digitalen Medien und BNE

Drei Impulsbeiträge von Expertinnen und Experten rückten aktuelle Fragen des pädagogischen Handelns und der Schulentwicklung in den Vordergrund.

Ausgehend von ihren Studien zum Wohlbefinden von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern in der Zeit der Coronavirus-Pandemie hob Prof. Dr. Sabine Andresen die Bedeutung von wirkungsvollen Konzepten hervor, um auch in Zeiten von Schulschließungen den Kontakt mit allen Schülerinnen und Schülern halten zu können. Im Sinne der Kinderrechte betonte sie die grundlegende Aufgabe von Schulen, Konzepte für die Beteiligung, Förderung und den Schutz der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln und umzusetzen.

Angesichts der rasanten Wandlungsprozesse der Gegenwart unterstrich Jöran Muuß-Merholz den Wert eines „Nordsterns“ für die Schulentwicklung. Für die UNESCO-Projektschulen könnten die Sustainable Development Goals eine solche Orientierung bieten. Über eine pädagogisch entsprechend gestaltete Einbindung digitaler Medien könnten so auch die kooperativen, kreativen, kritischen und kommunikativen Potentiale der Schülerinnen und Schüler gefördert werden.

Im anschließenden Gespräch berichteten Lehrkräfte von UNESCO-Projektschulen aus verschiedenen Bundesländern über ihre Praxiserfahrungen im aktuellen Kontext. Jöran Muuß-Merholz betonte hier die Bedeutung kooperativer Lerngemeinschaften in den Lehrerzimmern für die Entwicklung neuer Lernkulturen in Schulen.

Mit Verweis auf konkrete Beispiele zeigte Dr. Mandy Singer-Brodowski auf, wie Schulen als Change Agents den Wandel von Schule und Gesellschaft im Zeichen einer nachhaltigen Entwicklung gestalten können. Dabei verwies sie auf konkrete Strategien, um die Fragen der BNE ganzheitlich im Schulentwicklungsprozess – beispielsweise im aktuellen Kontext der Beschaffung von IT für die Schulen – aufzunehmen. Sie hob zudem die Möglichkeiten hervor, in Kooperation mit außerschulischen Lernorten und Akteurinnen der non-formalen Bildungsarbeit gemeinsam BNE zu gestalten und Schulen zu verändern.

Austausch im Netzwerk und Kulturprogramm

Die Online-Tagung bot auch viel Raum zur Diskussion mit den Referentinnen und Referenten. An digitalen Kleingruppentischen mit je acht Personen und im gemeinsamen Abschlussplenum zeigten sich die Teilnehmenden diskussionsfreudig und beteiligten sich rege.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein kultureller Abend mit einem Theaterbeitrag von Schülerinnen und Schüler der Hamburger UNESCO-Projektschule Heinrich-Hertz-Schule zum Leben und Werk der Lyrikerin Mascha Kaléko sowie ein Auftritt des Duos Byrd & Ward, die ihren aktuellen Gewinnersong des Eine Welt Contest „Molotov zum Blumenstrauß“ vorstellten. Den Höhepunkt des Abends bildete ein Konzert von Dota Kehr, die mit ihren kritischen wie auch Mut machenden Liedern den Schlusspunkt hinter eine erstmals digital stattgefundene Tagung der UNESCO-Projektschulen setzte.

Hintergrund

Das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen in Deutschland besteht aus rund 300 Schulen aller Schultypen in allen Bundesländern. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen auf Demokratie- und Menschenrechtsbildung, interkulturellem Lernen, Global Citizenship Education, Welterbebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Chancen und Risiken des digitalen Zeitalters. Die UNESCO-Projektschulen arbeiten eng zusammen und profitieren vom weltweiten Austausch mit über 12.000 Projektschulen in 182 Ländern.

Seit den 1960er-Jahren veranstaltet die Deutsche UNESCO-Kommission jährlich eine zentrale Fachtagung für die UNESCO-Projektschulen in Deutschland, um gemeinsam über aktuelle Themen und Herausforderungen zu diskutieren und das Netzwerk inhaltlich zu stärken.