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DemokratICH: Zusammen Richtung Zukunft

„Demokratie in einer Welt der Umbrüche“ - dieses Thema prägt den Internationalen Projekttag des Netzwerks der UNESCO-Projektschulen 2020, der an allen Schulen des Netzwerks in Deutschland ein starkes Signal für die Demokratie in der Gegenwart setzen wird. Wie kann man Demokratiebildung für Jugendliche greifbar machen? Wie wird Demokratiebildung konkret und wie können Umbrüche und Gestaltungschancen sichtbar werden? Das Illtal-Gymnasium Illingen befasste sich an seinem UNESCO-Projekttag am 4. Oktober mit diesen Fragen.

Demokratiebildung an Saarlands ältester UNESCO-Projektschule

Demokratiebildung hat am Illtal-Gymnasium Illingen (IGI), der ältesten saarländischen UNESCO-Projektschule, seit jeher einen hohen Stellenwert. Dennoch stellte der Projekttag die Schulgemeinschaft vor eine Herausforderung, denn Demokratiebildung sollte konkret gemacht, statt nur theoretisch betrachtet werden. Vier Monate Vorbereitung brauchte das UNESCO-Team der Schule, dem über 20 Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen angehören. Schnell stand fest: Demokratie kann nur nachhaltig lernen, wer selbst aktiv wird. Projekte sollten also von Schülern für Schüler angeboten werden. Von der Planung des schuleigenen Mottos bis zur Durchführung des Projekttags lag alles in Schülerhand und wurde gemeinsam unter Anleitung der UNESCO-Schulkoordinatorin besprochen und umgesetzt.

Demokratie in einer Welt der Umbrüche

Am IGI hieß es am 4. Oktober 2019 daher "DemokratICH: Zusammen Richtung Zukunft!" Dieses Motto drückt aus, was den Schülerinnen und Schülern wichtig ist. Sie wollen gemeinsam etwas bewegen und dabei ihre Zukunft gestalten. Doch was heißt eigentlich Zukunft? Welche Dinge sind den Kindern und Jugendlichen wichtig? Lässt sich Zukunft buchstabieren? Ja, und zwar so:

Z usammenhalt: Wie wollen wir gemeinsam leben? Wen dürfen wir lieben? Wie funktioniert Inklusion wirklich? Projekte zu Gender und sexueller Orientierung klärten mit Unterstützung des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD) auf, Vielfalt und Kampf gegen Rassismus waren Themen von Diskussionen.

U mwelt: Nicht nur über Aufforstung reden, sondern selbst etwas tun – das wurde umgesetzt, indem Kinder und Jugendliche in Kooperation mit der Gemeinde 250 Setzlinge pflanzten, gemeinsam mit Arno Meyer vom CleanUp Netzwerk Illingen Müll sammelten oder sich mit Alternativen für Plastik auseinandersetzten. Umweltschutz wurde konkret, als Bürgermeister Dr. Armin König mit 10- bis 12jährigen über Grund- und Grubenwasser diskutierte und der Schriftsteller Peter Kleiss gemeinsam mit einer Zwölftklässlerin einen Workshop zur Philosophie der Pflanzen leitete. Dabei war stets die Frage wichtig, welche Rolle Demokratie spielt. Warum ist es undemokratisch, Müll wild zu entsorgen? Was bedeutet Partizipation im Umweltschutz?

K limawandel: In verschiedenen Workshops standen vor allem Fakten, Statistiken und wissenschaftliche Grundlagen im Mittelpunkt. Dr. Susanne Mantel erklärte, wie der Klimawandel entsteht. Prof. Liselotte Diester-Haass von der Universität des Saarlandes ging mit den Schülerinnen und Schülern der Frage nach, wie Fake News entstehen und was man Skeptikern entgegnen kann. Nach spannenden Recherchen entstand in Moderation von Romy Höhne von der denk.heimat Halle (Saale) ein Argumentationsspiel zum Thema, das mit klaren Regeln und vielen Fakten für Diskussion und Auseinandersetzung sorgte.

U mbruch: Wie verändert sich die politische Kultur? Welches Engagement ist möglich? Gibt es unendliches Wachstum – und brauchen wir das überhaupt? Wie kann Musik helfen, Demokratie zu fördern? Wann wird erste Hilfe mehr als ein Pflichtkurs für den Führerschein? Wie reagieren wir in humanitären Katastrophen? Die Jugendlichen diskutierten, probierten aus und stellten fest: Umbruch beginnt bei jeder und jedem selbst.

N achhaltigkeit: Recycling und Upcycling sind schon lange viel benutzte Schlagwörter, werden aber noch viel zu selten umgesetzt. Zwei Workshops boten konkrete Upcycling-Projekte an, die der Schule nachhaltig zur Verfügung stehen. Aus T-Shirts, die aus der Überproduktion des Herstellers bei einem Textileinkäufer gelandet waren, wurden bunte Taschen.

F rieden: Demokratie ist nicht selbstverständlich. Was bei uns zum Alltag gehört, ist in vielen anderen Ländern kaum umsetzbar. Welche Länder der Erde tatsächlich demokratisch verfasst sind, fanden Schülerinnen und Schüler in einem eigenen Projekt heraus. Frieden wird aber auch dann konkret, wenn Menschen miteinander reden. Im Projekt „Chat der Welten“ des Netzwerks Entwicklungspolitik Saar werden Schulklassen miteinander vernetzt, um im Live-Chat oder per Videobotschaft miteinander ins Gespräch zu kommen.

T ierschutz: Lebewesen zu schützen, ist eine gute Idee - oft fehlt es aber an Informationen und umsetzbaren Ideen. Der Landesbeauftrage für Tierschutz sprach darüber mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern, während eine andere Gruppe mit einem Vertreter des saarländischen Imkerverbandes in die Welt der Wildbienen eintauchte und Nisthilfen für Insekten baute. Ein altersübergreifendes Projekt für alle Klassenstufen setzte sich mit der Frage auseinander, ob vegane und vegetarische Ernährung ein Beitrag für Tierschutz sein kann.

ZUKUNFT: ein Begriff, sieben Themen, 25 Workshops, 20 Referentinnen und Referenten und 860 Schülerinnen und Schüler. In sechs Stunden wurde gearbeitet, diskutiert und am Stand der engagierten Stadt abgestimmt über unser Verständnis von Demokratie. Damit die Ergebnisse der Projekte nachhaltig werden, gehört aber mehr dazu als ein Bericht auf der Homepage.

Am 14. Mai 2020 wird es daher bunt auf den Straßen der Großgemeinde Illingen. Zusammen mit den Schulen der Stadt – neben dem IGI sind das zwei Gemeinschaftsschulen und drei Grundschulen – gehen die Schülerinnen und Schüler auf die Straße. In einem Sternmarsch laufen sie ZUSAMMEN RICHTUNG ZUKUNFT, um schließlich in der Ortsmitte ihre Ideen, Forderungen und Wünsche zu äußern.

 

Text: Illtal-Gymnasium Illingen

Hintergrund

Das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen in Deutschland führt im Zweijahresrhythmus einen Internationalen Projekttag mit jeweils einem markanten Motto durch, das beispielsweise an die Verantwortung von allen Menschen zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele sowie zur Schaffung von guten Lebensbedingungen ermutigt.

Der UNESCO-Projekttag 2020 steht unter dem Motto „DemokratICH: Demokratie in einer Welt der Umbrüche“. Sämtliche UNESCO-Projektschulen aus Deutschland nehmen daran teil, entwickeln vielfältige Beiträge und präsentieren diese öffentlich. Einige Bundesländer organisieren zentrale Veranstaltungen, viele laden ihre internationalen Partner zur Partizipation ein.

Jeder Internationale Projekttag bringt bis zu 200.000 Jugendliche von UNESCO-Projektschulen in kreative und handlungsorientierte Aktivitäten wie Performances, Podiumsgespräche und Workshops.