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UNESCO-Bericht zeigt wirtschaftliche Auswirkung der Covid-19 Pandemie auf die Kultur

Die UNESCO und das Ministerium für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi veröffentlichten diese Woche die Publikation „Culture in Times of COVID-19: Resilience, Recovery and Revival". Der Bericht gibt einen globalen Überblick über die Auswirkungen der Pandemie auf den Kultursektor und zeigt Wege zur deren Wiederbelebung auf.

Alleine im Jahr 2020 gingen im Kultursektor 10 Millionen Arbeitsplätze verloren, die Einnahmeverluste beliefen sich auf ca. 20 bis 40 Prozent. Damit war der Kultursektor einer der am wirtschaftlich stärksten betroffenen Sektoren weltweit.

Der Bericht zeigt nicht nur wichtige Ergebnisse und globale Trends auf, die den Kultursektor aktuell prägen und strukturell verändern, sondern schlägt auch neue Richtungen und Strategien zur Wiederbelebung des Sektors vor, um diesen für kommende Generationen widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten.

Wandel in der kulturellen Wertschöpfungskette

Ausgehend von Daten aus mehr als 100 Branchenberichten, 40 Experteninterviews und Wirtschaftsanalysen unterstreicht der Bericht die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes für die Erholung des Kultursektors. Zugleich fordert er eine Neudefinition des Wertes von Kultur und deren Unterstützung als entscheidende Grundlage für eine vielfältigere und nachhaltigere Gesellschaft.

Die Publikation hebt auch Veränderungen in der Kulturproduktion und -verbreitung hervor, die insbesondere auf die beschleunigte Digitalisierung während der Pandemie zurückzuführen sind. Die Einnahmen aus der digitalen Kreativwirtschaft beliefen sich im Jahr 2020 weltweit auf 2,7 Milliarden US-Dollar, was mehr als einem Viertel der Gesamteinnahmen des Sektors entspricht. Der Bericht gibt zudem Überlegungen wieder, wie gleiche Zugangsmöglichkeiten und Chancen in der gesamten kulturellen Wertschöpfungskette geschaffen werden können.

Publikation

Culture in Times of COVID-19: Resilience, Recovery and Revival.
UNESCO, Department of Culture and Tourism - Abu Dhabi, 2022

We have identified major reforms currently emerging around the world in response to the global crisis. It is essential to recognize the potential of the culture sector to fuel societal transformation and recovery across all development objectives and support integrated approaches to revive the culture sector.

Wir haben wichtige Reformen identifiziert, die derzeit in der ganzen Welt als Reaktion auf die globale Krise entstehen. Es ist wichtig, das Potenzial des Kultursektors zu erkennen, um den gesellschaftlichen Wandel und die Erholung über alle Entwicklungsziele hinweg voranzutreiben und integrierte Ansätze zur Wiederbelebung des Kultursektors zu unterstützen.

Ernesto Ottone R.

Stellvertretender UNESCO-Generaldirektor für Kultur

Kulturelle Vielfalt in Gefahr

Viele Künstlerinnen, Künstler und Kulturmachende haben im Laufe der Pandemie dem Kultursektor den Rücken zugekehrt. Denn die Unsicherheit des Lebensunterhalts von Freiberuflerinnen, Freiberuflern und Kulturschaffenden und die bereits tief verwurzelten Ungleichheiten in Bezug auf das Geschlecht und benachteiligte Gruppen haben sich im Zuge der Pandemie verschärft, mit dramatischen Folgen für die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Diese Ungleichheiten haben die Produktion und Verteilung kultureller Güter und Dienstleistungen stark beeinträchtigt. In Lateinamerika haben zum Beispiel 64 % der Freiberufler im Kultursektor infolge der COVID-19 Pandemie mehr als 80 % ihres Einkommens verloren.

Für eine neue Position der Kultur auf der öffentlichen Agenda

Das Ende der Pandemie biete nun die Chance, Kultur auf der öffentlichen Agenda neu zu positionieren und ihren Wert als globales öffentliches Gut zu steigern, so der Bericht. Es habe sich gezeigt, dass die Pandemie zu einer stärkeren Anerkennung des sozialen Wertes des Kultursektors und seines Beitrags zum kollektiven und individuellen Wohlbefinden sowie zur nachhaltigen Entwicklung geführt habe. Tatsächlich wurde die Kultur im Jahr 2020 zum ersten Mal in die politischen Diskussionen der G20 einbezogen.

Vorstellung im Rahmen einer Sonderveranstaltung

Der Bericht wurde vom UNESCO Generalsekretär für Kultur Ernesto Ottone R. und S.H. Mohamed Khalifa Al Mubarak, dem Vorsitzenden des Ministeriums für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi (DCT) im Rahmen einer Sonderveranstaltung vorgestellt. Die Ergebnisse der Veröffentlichung werden auch zur Vorbereitung der UNESCO-Weltkonferenz über Kulturpolitik und nachhaltige Entwicklung - MONDIACULT 2022 - beitragen, die Ende September 2022 in Mexiko stattfinden wird.

Für die UNESCO und DCT ist dieser Bericht die Fortsetzung einer laufenden Zusammenarbeit zur gemeinsamen Förderung der Kultur als öffentliches Gut und zum Schutz und der Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen.

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