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UNESCO-Weltkonferenz kulturelle und künstlerische Bildung – Neues globales Rahmenwerk beschlossen

Auf der UNESCO-Weltkonferenz zu kultureller und künstlerischer Bildung vom 13. bis 15. Februar 2024 in Abu Dhabi haben die UNESCO-Mitgliedsstaaten ein neues „Rahmenwerk für kulturelle und künstlerische Bildung“ verabschiedet. Dieses soll kulturelle und künstlerische Bildung weltweit stärken und so dazu beitragen aktuellen sowie zukünftigen globalen Herausforderungen und Entwicklungen besser zu begegnen.

Auf der dreitägigen Weltkulturkonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten kamen rund 1.000 Kultur- und Bildungsakteure aus den 194 Mitgliedsstaaten der UNESCO zusammen. Darunter 90 Bildungs- und Kulturministerinnen und -minister, Vertreterinnen und Vertreter der UNESCO-Mitgliedstaaten aus über 120 Staaten sowie Expertinnen und Experten aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und dem Privatsektor. Sie tauschten sich über die Rolle von kultureller und künstlerischer Bildung für eine resiliente, gerechte und nachhaltige Zukunft aus. Nach den UNESCO-Konferenzen zu kultureller Bildung in Lissabon (2006) und Seoul (2010) fand die Weltkulturkonferenz zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder statt.

Zentrales Ergebnis der Weltkonferenz war die Verabschiedung des neuen globalen „Rahmenwerks für die kulturelle und künstlerische Bildung“ durch die UNESCO-Mitgliedstaaten. Das Rahmendokument ist rechtlich nicht bindend, ist jedoch ein starkes Signal der Mitgliedstaaten, kultureller und künstlerischer Bildung eine zentrale Rolle in Kultur und Bildung einzuräumen.

Deutschland war auf der Weltkonferenz durch eine fünfköpfige Delegation vertreten und hat sich im Vorfeld der Konferenz intensiv in den Konsultationsprozess für das neue Rahmenwerk eingebracht. Unter Vorsitz von Dr. Roman Luckscheiter (Deutsche UNESCO-Kommission) beteiligten sich Michaela Günther (Ministerium für Schule und Bildung NRW), Prof. Dr. Susanne Keuchel (Akademie für kulturelle Bildung und Vorsitzende der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung) und zwei Vertreterinnen der Deutschen Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Die Konferenz setzte folgende sieben Themenschwerpunkte, die sich auch im Rahmenwerk wiederfinden:

  • Gerechter Zugang zu künstlerischer und kultureller Bildung
  • Qualitatives und lebenslanges Lernen in und durch kulturelle Vielfalt
  • Fähigkeiten zur Gestaltung einer resilienten, gerechten und nachhaltigen Zukunft
  • Institutionalisierung und Stärkung von Ökosystemen der kulturellen und künstlerischen Bildung
  • Kulturelle und künstlerische Bildung mittels digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz
  • Partnerschaften und Finanzierung zur Unterstützung kultureller Bildung
  • Monitoring, Forschung und Daten

Das offizielle Programm der Weltkonferenz wurde begleitet durch eine Reihe von Rahmenveranstaltungen, die zahlreiche Gute-Praxis-Beispiele kultureller und künstlerischer Bildung veranschaulichten. Im Fokus standen etwa die Einbeziehung kulturellen Erbes in Lehrpläne, die Förderung von Entrepreneurship und Innovation in der Kreativindustrie durch kulturelle Bildung und Beiträge von kultureller Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Die Rahmenveranstaltungen zeugten auch von der vielfältigen Bandbreite, insbesondere zivilgesellschaftlichen Engagements in der kulturellen Bildung. Die deutsche Delegation nahm an vielen dieser Fachdebatten aktiv teil. Weiterhin präsentierte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die digital zur Konferenz zugeschaltet war, gemeinsam mit den Ministerien von Frankreich, Spanien, Singapur und der Vereinigten Arabischen Emirate den Kulturpass.

Neues Rahmenwerk für kulturelle und künstlerische Bildung

Ziel des Rahmenwerks ist es, angesichts von Kriegen, Krisen, aber auch der Digitalisierung und weiterer internationaler Herausforderungen einen neuen und zeitgemäßen Weg für Bildungs- und Kultursektoren in allen Weltregionen aufzuzeigen. Es gibt Handlungsempfehlungen und dient der UNESCO, ihren Mitgliedstaaten und Partnern als programmatische Richtschnur.

Das Rahmenwerk definiert kulturelle und künstlerische Bildung als:

Culture and arts education include teaching and learning about, with and through, the arts and culture, as well as all forms of cultural and artistic expressions. “Culture and Arts Education” position culture including the arts as an educational tool, an approach, and a field of study, research and practice. (Framework for Culture and Arts Education, 2024)

Kultur und kulturelle Bildung umfassen das Lehren und Lernen über, mit und durch Kunst und Kultur sowie alle Formen kultureller und künstlerischer Ausdrucksformen. "Kulturelle und künstlerische Bildung" positioniert Kultur, einschließlich der Künste, als ein Bildungswerkzeug, eine Herangehensweise und einen Bereich von Lehre, Forschung und Praxis. (Rahmenwerk für kulturelle und künstlerische Bildung, 2024)

Gefordert wird im Rahmenwerk unter anderem die nachhaltige Verschränkung von Bildung und Kultur, einen stärkeren Fokus auf die Rolle von formalen und non-formalen Lernorten, die Bereitstellung von ausreichenden finanziellen Mitteln sowie mehr Zeit und Raum innerhalb der Lehrpläne für kulturelle Bildung, die Diversifizierung des Lehrerberufs und die Überarbeitung der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung und die Ausweitung des Zugangs zu digitalen Technologien für kulturelle und künstlerische Bildung.

Durch das Rahmenwerk wird kulturelle und künstlerische Bildung als Gemeingut anerkannt, das allen Menschen zugänglich sein muss. Das Rahmenwerk greift damit eine zentrale Empfehlung der UNESCO-Weltkonferenz MONDIACULT 2022 auf. Es betont die Bedeutung für qualitativ hochwertige, lebenslange, lebensumspannende und inklusive Bildung sowie für nachhaltige Entwicklung und Frieden. Das Rahmenwerk erkennt auch den Beitrag kultureller Bildung für die kulturelle Diversität und die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung von Gesellschaften an. Außerdem betont es die Chancen, die die Errungenschaften der Digitalisierung, wie Künstliche Intelligenz, für die kulturelle Bildung bieten. Gleichzeitig unterstreicht es das Potenzial der kulturellen Bildung für die Vermittlung eines ethischen Umgangs mit neuen Technologien.

Fachgespräch zur Weltkonferenz

Am 22. Februar 2024 lud die Deutsche UNESCO-Kommission zu einem einstündigen, digitalen Fachgespräch zur Weltkonferenz kultureller Bildung ein. Die Mitglieder der deutschen Delegation, Dr. Roman Luckscheiter (DUK), Michaela Günther (Ministerium für Schule und Bildung NRW) und Prof. Dr. Susanne Keuchel (BKJ) teilten ihre Eindrücke und Einschätzungen zur Weltkulturkonferenz mit über 80 Teilnehmenden und ordneten die Ergebnisse der Konferenz aus deutscher Perspektive ein.

Sie betonten, dass das Rahmenwerk einen Wendepunkt markiere hin zu einer notwendigen, stärkeren Verschränkung des Kultur- und Bildungssektors. Aber auch hin zur Anerkennung von kultureller und künstlerischer Bildung als Instrument für individuelle Resilienz sowie für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer komplexen, von Krisen geprägten Welt. Diese Haltung habe sich auch in den Beiträgen auf der Konferenz widergespiegelt, auf der viele Praxisbeispiele geteilt und diskutiert wurden. Es wurde deutlich, welche große Rolle kulturelle Bildung bereits in vielen Staaten, insbesondere auch in nicht-europäischen Ländern, spielt. Die Delegationsmitglieder unterstrichen die Bedeutung dieses globalen Austausches im Rahmen der Weltkonferenz und betonten, Deutschland habe bereits eine sehr gute Infrastruktur der kulturellen Bildung, könne aber noch viel von anderen Ländern und Regionen lernen. Die Weltkonferenz und das neue Rahmenwerk können somit zur erforderlichen Selbstreflexion und Weiterentwicklung der kulturellen Bildung (z. B. im Bereich Digitalisierung und Internationalisierung) auch hierzulande beitragen und neue Impulse setzten.