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Fair Culture: Empfehlungen für eine neue globale Kulturpolitik

Auf Einladung der Deutschen UNESCO-Kommission und ihrer Partner kamen am 27. September 2022 Expertinnen und Experten aus über 50 Staaten zusammen, um Empfehlungen für eine gerechtere Gestaltung internationaler Kulturzusammenarbeit für die UNESCO-Weltkonferenz MONDIACULT 2022 und deren Folgeprozess zu formulieren.

Fair Trade-Prinzipen helfen weltweit bei der Reduzierung von Armut und Ungleichheiten. Die Anwendung dieser Prinzipien im Kultursektor und in der Kreativwirtschaft könnte weitreichende positive Folgen für Künstlerinnen, Künstlerund Kreative, insbesondere aus dem Globalen Süden, haben. Das ist die Idee einer globalen Fair Culture

Nachhaltige Entwicklung durch Fair Culture

Unter dem Titel „Fair Culture – A Key to Sustainable Development” diskutierten am Vortag der UNESCO-Weltkulturkonferenz im Goethe-Institut Mexiko Stadt und online über 200 Expertinnen und Experten aus Kultur- und Kreativwirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Thema waren mögliche Ansätze, wie die Prinzipien des Fairen Handels für den Kultursektor anwendbar werden könnten.

Diskutiert wurde die Frage, wie die völkerrechtlich verbindliche Vorzugsbehandlung für Kulturmachende aus dem Globalen Süden in Handelsverträge integriert werden könnte. Gefordert wurde, das Bewusstsein für die prekäre Situation vieler Kunst- und Kulturschaffender, insbesondere im Globalen Süden, zu schärfen; darunter fällt ihre schlechte Bezahlung, fehlende soziale Absicherung sowie der Mangel an Infrastruktur, Kapazitäten und Selbstorganisation.

Die Veranstaltung wurde eröffnet von Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts; Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission und Ernesto Ottone, Beigeordneter UNESCO-Generaldirektor für Kultur. Es sprachen unter anderem Patrizia Ariza, Kulturministerin von Kolumbien; der deutsche Botschafter Dr. Peter Reuss; Friederike Kärcher, Referatsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Miguel Ángel Munguía, Vorstandsmitglied von Fairtrade International und Keith Nurse, Direktor des Sir Arthur Lewis Community College, St. Lucia.

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat ihre Initiative „Fair Culture“ bereits in verschiedenen Foren zur Debatte gestellt und 2021 eine umfassende Machbarkeitsstudie veröffentlicht. „Fair Culture“ ist der Beitrag der Deutschen UNESCO-Kommission zu der von der UNESCO und der Weltkonferenz MONDIACULT 2022 angestoßenen Debatte, wie eine neue Kulturpolitik zur Bewältigung globaler Herausforderungen beitragen kann; so etwa zur Sicherung von Kultureller Vielfalt in Zeiten von Digitalisierung, zur Kultur nach der Covid-19-Pandemie und fairen Arbeitsbedingungen im Kultursektor sowie zu Perspektiven zur sektorenübergreifen Mobilisierung für „Fair Culture“.

„Fair Culture eröffnet neue Zugänge zu globalen Wertschöpfungsketten, vor allem für den Globalen Süden. Aber es geht auch um Geschlechtergerechtigkeit, angemessene Vergütung und Wertschätzung künstlerisch-intellektueller Arbeit. Daher ist Fair Culture ein Schlüsselelement für kulturelle Vielfalt und ein nachhaltiges, ausgewogenes und inklusives kulturelles Ökosystem.“

Handlungsempfehlungen für eine Kulturpolitik der Zukunft

Gemeinsam formulierten die Teilnehmenden folgende Handlungsempfehlungen für „Fair Culture“:

  • Fair Culture ist unmöglich ohne eine bessere politische Anerkennung von Kultur als globales öffentliches Gut und von der Bedeutung von aktiver Kulturpolitik weltweit.
  • Eine Führungsrolle des Globalen Südens ist bei der Förderung von Fair Culture ebenso unverzichtbar wie die Stimme von Künstlerinnen und Künstlern und Kulturschaffenden aus allen Kultursparten.
  • Um die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen, muss die angemessene Einbeziehung multinationaler Unternehmen in den Prozess der Entwicklung von Fair Culture besonders sorgfältig geprüft werden.
  • Die Ausarbeitung einer „Fair Culture Charta“ (in Anlehnung an die Fair Trade Charta) ist ein sinnvoller erster Schritt, falls diese auch Vereinbarungen über konkrete Ziele umfasst.

Für die nächsten Schritte verpflichteten sich die acht Organisatoren des Side Events, den Prozess der Förderung von Fair Culture im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter zu unterstützen. Sie appellierten zugleich an die UNESCO, Fair Culture selbst aktiv zu fördern. Sie riefen die Teilnehmenden der Weltkonferenz Mondiacult 2022 auf, diesen Appell zu unterstützen.

Das Side Event ebnet damit den Weg für einen langfristigen Austausch zu „Fair Culture“, mit dem Ziel den Kultursektor resilienter und nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu machen.

Friederike Kärcher (BMZ) im WDR3-Gespräch: Fair Culture: Mehr Chancen für globalen Süden

UNESCO-Botschafter Peter Reuss: Kultur braucht Frieden, Kultur schafft Frieden, in Politik&Kultur, Zeitung des Deutschen Kulturrates (Nr. 11/2022)

Gemeinsam mit ihren Partnern und 15 Nachwuchskräften des Kultursektors aus verschiedenen Staaten wird die Deutsche UNESCO-Kommission die „Fair Culture“-Initiative basierend auf einem Multi-Stakeholder-Ansatz in den kommenden Jahren weiterentwickeln.

Das Side Event wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission in Zusammenarbeit mit der Internationalen Föderation der Koalitionen für kulturelle Vielfalt IFCCD, dem UNESCO-Lehrstuhl an der Universität Laval und dem Goethe-Institut Mexiko organisiert. Weitere Partner sind die UNESCO-Nationalkommissionen von Frankreich, Kenia und Südkorea sowie das Kulturministerium von Kolumbien. 

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