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Meldung,
Die elf neuen UNESCO-Biosphärenreservate 2022
Der Internationale Rat des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) hat im Juni 2022 elf neue Biosphärenreservate in das Weltnetz aufgenommen. Erstmalig wurden UNESCO-Biosphärenreservate in Georgien, Sambia und Tschad anerkannt. Sambia wurde bei der Nominierung des Biosphärenreservats Kafue Flats von der Deutschen UNESCO-Kommission unterstützt.
Neue UNESCO-Biosphärenreservate
Sunshine Coast Biosphere (Australien)
Das Biosphärenreservat befindet sich im Südosten des Bundestaates Queensland nur knapp 50 Kilometer nördlich der pulsierenden Millionenstadt Brisbane.
Charakteristisch für das Gebiet sind das subtropische Klima, malerische Küstenabschnitte, weitläufige Strände, ausgedehnte Wasserwege und Feuchtgebiete sowie die Gebirgszüge im Hinterland. Das Biosphärenreservat bietet eine große Vielfalt an heimischen Pflanzen und Tieren, welche die Grundlage für die natürliche Umwelt und die reiche Biodiversität der Region bilden. Das vorgeschlagene Biosphärenreservat umfasst insgesamt 2.585 Quadratkilometer und bietet geschützte Meeres- und Landgebiete.
Die Nähe zur Großstadt Brisbane spiegelt sich auch in der Diversifizierung der Wirtschaftstätigkeiten ab. Dazu zählen neben dem Baugewerbe, dem Einzelhandel und der Agrarindustrie auch Unternehmen mit hoher technologischer Innovation, sowie der Tourismus. Die Region wird pro Jahr von bis zu 8 Millionen Menschen aus aller Welt besucht. Die Attraktivität spiegelt sich auch in den Prognosen der Einwohnerentwicklung wider. Aktuell leben ca. 330.00 Menschen auf dem Gebiet des Biosphärenreservats. Jährlich wird mit einem Zuwachs von ca. 9.000 Menschen gerechnet, sodass um 2040 bereits knapp 500.000 Menschen in der Region leben würden.
Dedoplistskaro (Georgien)
Das neue UNESCO-Biosphärenreservat ist gemeinsam mit dem ebenfalls neu anerkannten Biosphärenreservat Three Alazani Rivers eines der beiden ersten UNESCO-Biosphärenreservate Georgiens. Das Gebiet im Südosten Georgiens ist gekennzeichnet durch abgelegene und unbesiedelte Gebiete. Es umfasst ca. 2500 Quadratkilometer, in denen etwas mehr als 20.000 Menschen leben. Geprägt ist die Landschaft von zahlreichen Tälern und Hügeln, die durch Canyons getrennt sind. Ein Highlight ist das Naturdenkmal des Schlammvulkans Takhti-Tepha.
Die Steppen und Halbwüsten wurden traditionell als Vieh- und Weideland genutzt. Die wichtigste Art der Landnutzung ist die Bewässerungslandwirtschaft mit künstlichen Kanälen und Teichen. Die Landwirtschaft trägt wesentlich zur regionalen Wirtschaft bei. Andere Wirtschaftszweige sind Tourismus, Bergbau, verarbeitende Industrie (Kalkstein), Dienstleistungen, Handel und Bauwesen.
Ziel des Biosphärenreservates ist es unter anderem, die Landwirtschaft und den Ökotourismus zu fördern, um eine nachhaltige Entwicklung auf regionaler Ebene voranzubringen.
Three Alazani Rivers (Georgien)
Das UNESCO-Biosphärenreservat liegt in der Region Tusheti im Norden von Kacheti an der Grenze zu Russland. Es handelt sich um ein Gebiet, das hauptsächlich an den Nordhängen des Großkaukasus liegt und durch hohe Gebirgsketten mit Wiesen und Wäldern gekennzeichnet ist.
Der wichtigste Wirtschaftszweig im Biosphärenreservat ist die Landwirtschaft, die von historisch gewachsenen, lokal entwickelten Praktiken gekennzeichnet ist. Ein Beispiel ist das Sopel-Bosloba-System, das den Anbau in den bergigen Gebieten ermöglicht. Darüber hinaus ist das Gebiet von Weinbau und nomadischer Viehzucht geprägt. Ein Ziel des Biosphärenreservats ist es, die Wiederbelebung, den Erhalt und die Unterstützung der nomadischen Viehhaltung zu stärken, einschließlich der lokalen Rasse der Tuschetischen Schafe. Darüber hinaus ist die Förderung des Ökotourismus ein Anliegen – insbesondere die Vermarktung von Besuchen der Weinberge und die Erkundung lokaler kulinarischer Produkte, um das Gebiet auch für jüngere Generationen attraktiver zu machen.
Die Erarbeitung der Bewerbung des UNESCO-Biosphärenreservats wurde in den vergangenen Jahren aktiv von der Michael Succow Stiftung unterstützt.
Doumba-Rey (Kamerun)
Das UNESCO-Biosphärenreservat umfasst eine Gesamtfläche von knapp 2.000 Quadratkilometer und etwa 60 Dörfern mit insgesamt etwa 90.000 Einwohnenden. Das Gebiet wird intensiv von nomadischen Fulani-Hirten genutzt. Die Fulani sind eines der letzten großen nomadisch lebenden Hirtenvölker in Westafrika. Lebensgrundlage bildet meist die Viehzucht, sowie Subsistenzlandwirtschaft.
Mit mehr als 10.000 Arten ist das neue Biosphärenreservat darüber hinaus ein wichtiges Vogelschutzgebiet in Kamerun.
Burabay (Kasachstan)
Das neue UNESCO-Biosphärenreservat liegt in der Übergangszone zwischen Steppe und Waldsteppe am nördlichen Rand der zentralkasachischen Hochebene im Burabay und Birzhan Sal – Distrikt in der Region Akmola. Geprägt wird das Gebiet von einer großen Anzahl an Seen. Das Gebiet ist repräsentativ für die biologische Vielfalt der Waldsteppenzone in Eurasien und geprägt von Wald, insbesondere Kiefern.
In der Entwicklungszone leben etwa 10.000 Menschen. Zugleich wird diese jährlich von über 650.000 Menschen touristisch besucht. Das Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung liegt vor allem in der Entwicklung und Stärkung des Ökotourismus bzw. des nachhaltigen Tourismus vor Ort.
Markakol Biosphere Reserve (Kasachstan)
Das neue UNESCO-Biosphärenreservat Markakol liegt im Bezirk Kurchum in der Region Ostkasachstan im südlichen Altai nahe der Grenze zu China. Das Gebiet umfasst die am wenigsten anthropogen gestörten Naturkomplexe und Ökosysteme des südlichen Teils des westlichen Altai. Diese umfassen einzigartige und charakteristische Mittelgebirgs-Taiga und alpine Hochgebirgslandschaften der gemäßigten Steppenzone. Das Biosphärenreservat befindet sich in einer Höhe von knapp 1.500 Meter über dem Meeresspiegel bis 3.300 Meter.
Khuvsgul Lake (Mongolei)
Das neue UNESCO-Biosphärenreservat im Norden des Landes umfasst den Khuvsgul-See, seine Becken sowie die Oberläufe der Flüsse Eg und Uur sowie die östliche Sayan-Wasserscheide. Das Gebiet ist Teil der Provinz Khuvsgul, einer der flächenmäßig größten Regionen des Landes.
Die wichtigsten Ökosysteme sind Hochgebirgszüge, Waldsteppe, Gebirgstaiga, Gebirgssteppe und Auenwiesen. Die zentralen Landnutzungsformen sind der Tourismus und die Weidennutzung.
Die Region ist mit knapp 7.000 Menschen dünn besiedelt – zugleich werden in der Region knapp 120.000 Nutztiere gehalten. Neben der Tierhaltung ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle der Menschen. In den letzten Jahren wurden vermehrt touristische Angebote geschaffen. Die weitere Stärkung eines nachhaltigen Tourismus in der Region ist daher auch eine zentrale Aufgabe des neuen Biosphärenreservats.
Kafue Flats (Sambia)
Auf einer Fläche von über 26.000 Quadratkilometern umfasst das neue UNESCO-Biosphärenreservat Kafue Flats unter anderem den Blue Lagoon Nationalpark und Teile des Lochinvar Natonalparks. Die Kafue Flats sind ein riesiges Gebiet mit Sumpf, offener Lagune und saisonal überfluteten Überschwemmungsgebieten am Kafue River in den Provinzen Süd-, Mittel- und Lusaka in Sambia. Das Biosphärenreservat ist auch als Ramsar-Gebiet und wichtiges Vogelschutzgebiet ausgewiesen, das über 400 Vogelarten und mehrere Säugetierarten, darunter Zebras, Büffel, Flusspferde, Sitatunga und das endemische Kafue-Lechwe beheimatet.
Das vorgeschlagene Gebiet unterstützt die nachhaltige Entwicklung durch Aktivitäten wie Fischerei, Viehzucht, kontrollierte Jagd und Wasserkrafterzeugung mit großem Potenzial für die Entwicklung von Solar- und geothermischer Energie und kann damit neben der Schutzfunktion auch dem Anspruch der nachhaltigen ökonomischen Entwicklungsfunktion eines Biosphärenreservats gerecht werden.
Harrat Uwayrid (Saudi Arabien)
Nach der im letzten Jahr erstmaligen Anerkennung eines UNESCO-Biosphärenreservats in Saudi Arabien folgt in diesem Jahr gleich das zweite.
Das neue Biosphärenreservat wurde bereits 2020 zum Schutzgebiet erklärt und umfasst über 7.600 Quadratkilometer, bestehend aus über 1.900 Quadratkilometer Kernzone, in der bedrohte Arten wie der Arabische Leopard und die arabische Gazelle beheimatet sind. Neben dem Schutz der bedrohten Tiere steht auch der Schutz endemischer Pflanzenarten im Fokus.
Zudem soll das Gebiet aber auch durch eine Ankurbelung des Ökotourismus wirtschaftlich gestärkt und nachhaltig weiterentwickelt werden.
Chimanimani (Simbabwe)
Das neue Biosphärenreservat umfasst den Chimanimani-Nationalpark und besteht aus einem Komplex von Bergwäldern, Grasland sowie Süßwasser-Ökosystemen. Die Landschaft reicht dabei bis nach Mosambik und bildet einen Teil des geplanten grenzüberschreitenden Biosphärenreservats sowie des ostafrikanischen montanen Ökosystems, das als ein globaler Hotspot der Biodiversität gilt.
Das 3.450 Quadratkilometer große Gebiet wird von etwa 154.00 Menschen bewohnt, die hauptsächlich der Ndau-Kultur angehören und mehrheitlich Ndau sprechen, eine gefährdete Sprache die zum Teil auch im sich angrenzenden Mosambik gesprochen wird. Der MAB Council hob die große Beteiligung lokaler Interessengruppen und der Zivilgesellschaft im Prozess der Nominierung hervor. Des Weiteren wurde insbesondere auch die geplante Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten als wichtige Partner zur Verbesserung von Forschung, Monitoring und Bildung hervorgehoben und damit zentralen Bestandteilen der Zielsetzung des UNESCO Programms.
Sena Oura (Tschad)
Das UNESCO-Biosphärenreservat Sena Oura ist eines der letzten intakten ökologischen Gebiete in der sudanesischen Savanne. Unter anderem mit Vorkommen von Elefanten, Riesen-Elenantilope und Giraffen. Das Gebiet erstreckt sich über ca. 1700 Quadratkilometer. Etwa 30 Dörfer sind Teil des Gebietes. Es handelt sich um das erste UNESCO-Biosphärenreservat im Tschad.
Für die knapp 185.000 Menschen die auf dem Gebiet des neuen Biosphärenreservats leben bildet vor allem die Landwirtschaft die Lebensgrundlage – fast 90 % der Bevölkerung sind in dieser beschäftigt. Damit hat das Gebiet eine große sozioökonomische Bedeutung für die lokale Bevölkerung. Zugleich dient das Gebiet aber auch als Ort für Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.