Auf ein Wort,

Gelingt die Vermittlung des Holocaust an junge Generationen heute schwerer als früher, Herr Herlich?

Porträtfoto Rafael Herlich

Rafael Herlich
Fotograf

Am Internationalen Holocaust-Gedenktag 2023 eröffnete Fotograf Rafael Herlich an der UNESCO-Projektschule Wöhlerschule in Frankfurt am Main seine Ausstellung „Von Generation zu Generation“. Zu sehen sind Bilder jüdischer Familien aus den letzten 30 Jahren. Viele Fotografien sind an Lebenshöhepunkten wie Hochzeiten oder Bar Mizwa-Feiern entstanden und zeigen die Verbundenheit zwischen Überlebenden des Holocaust, ihren Kindern und Enkelkindern. Die Ausstellung ist zugleich Ausgangspunkt für Veranstaltungen und Bildungsprojekte zu jüdischem Leben in Deutschland.

Herr Herlich, Ihre Ausstellung heißt „Von Generation zu Generation“. Was ist Ihr Eindruck: In einer Zeit, in der es immer weniger Zeitzeugen gibt, gelingt da die Vermittlung des Holocaust an junge Generationen in den Schulen schwerer als früher?

Nein, es ist nicht schwierig. Es besteht immer noch großes Interesse und Neugierde seitens der Schülerschaft. Weil es heute kaum mehr Holocaustüberlebende als Zeitzeugen gibt, ist es mir umso wichtiger, in Begleitung von deren Kindern und Enkeln mit meinem Fotoprojekt in die Schulen zu gehen.

Wie reagieren junge Menschen auf Ihre Ausstellung? Wie war die Erfahrung der heutigen Veranstaltung in der Wöhlerschule?

Sie sind offen und neugierig mit Interesse an den Bildern und Geschichten. Ich war positiv berührt, wie emotional die Schülerschaft der Wöhlerschule meine persönliche Geschichte aufnahm und den Grund warum ich dieses Fotoprojekt zeige.

Welches Bild Ihrer aktuellen Ausstellung bewegt Sie selbst am meisten?

Das Bild welches mich am meisten berührt, zeigt die Großeltern, wie sie ihrem Enkelsohn an seiner Bar Mizwa die eintätowierte KZ-Nummer am Arm zeigen. Für mich persönlich ein Zeichen, dass jüdische Tradition weitergeht.

Mit Ihren Fotos dokumentieren Sie seit Mitte der 70er jüdisches Leben in Deutschland. Wie hat es sich in den letzten Jahrzehnten verändert? Und wie hat sich auch Ihre Arbeit verändert?

Leider muss ich erleben, wie der Judenhass steigt. In meinen künstlerischen Arbeiten zeige ich selbstbewusste Juden heute in Deutschland mit ihren Geschichten. Ich bin motivierter denn je!

UNESCO-Projektschulen am Holocaust-Gedenktag 2023

Hier finden sich weitere Informationen zu exemplarischen Aktivitäten der UNESCO-Projektschulen zum Holocaust-Gedenktag.

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