Bildung für alle

UNESCO-Weltbildungsbericht 2006

Im Mittelpunkt des UNESCO-Weltbildungsberichts 2006 steht das Thema Alphabetisierung. Ungefähr 771 Millionen Erwachsene sind Analphabeten, etwa 18 Prozent der erwachsenen Bevölkerung weltweit. Seit 1990 ist ihre Zahl damit um 100 Millionen gesunken, vor allem aufgrund eines deutlichen Rückgangs in China von etwa 94 Millionen.

Drei Viertel der Analphabeten weltweit leben in nur zwölf, meist bevölkerungsreichen Ländern: Indien, China, Bangladesch, Pakistan, Nigeria, Indonesien, Ägypten, Brasilien, Iran, Marokko, Kongo und Äthiopien. Immer noch sind 64 Prozent der Analphabeten Frauen. Das Ziel einer Reduzierung der Analphabetenrate bis 2015 werden vermutlich die Regionen Afrika und Südasien (darunter Indien, Nepal und Pakistan) sowie zahlreiche lateinamerikanische Staaten nicht erreichen.

Insgesamt stellt der Bericht fest, dass die Weltgemeinschaft zwar Fortschritte in Richtung "Bildung für alle" gemacht hat, diese aber nicht ausreichen, um sich den Bildungszielen wirklich zu nähern. Besonders problematisch ist die Situation nach wie vor in Afrika südlich der Sahara, in Süd- und Westasien sowie in den arabischen Ländern. (Zu Süd- und Westasien gehören Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Iran, Malediven, Nepal, Pakistan, Sri Lanka.) Weltweit gehen ungefähr 100 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Bildungshindernisse liegen insbesondere in der HIV/AIDS-Pandemie, Kriegen und Naturkatastrophen. In sehr vielen Ländern sind aber auch Schulgebühren das Haupthindernis für den Schulbesuch.

Das Dakar-Ziel, Gleichberechtigung der Geschlechter in Grundschule und Sekundarbildung bis 2005 herzustellen, wurde nicht erreicht. Ein großes Geschlechtergefälle zu Ungunsten von Mädchen besteht nach wie vor in den arabischen Staaten, Süd- und Westasien sowie Afrika südlich der Sahara. Sichtbare Fortschritte erzielt wurden in einigen armen Ländern wie Afghanistan, Benin, Tschad, Äthiopien, Gambia, Guinea, Indien, Marokko, Nepal und Jemen.

Der Bericht erinnert daran, dass nur noch zehn Jahre verbleiben, um die Bildungsziele von Dakar zu erreichen. In nationalen Bildungsplänen müsse Alphabetisierung einen höheren Stellenwert erhalten, ihr Anteil an den Bildungsausgaben, der häufig weniger als ein Prozent beträgt, müsse erheblich gesteigert werden.

In Bezug auf die Geberländer mahnt der Bericht eine erhebliche Erhöhung desjenigen Anteils der Entwicklungshilfe an, der in die Grundbildung fließt. Er müsse verdoppelt werden. Die Entwicklungshilfe müsse zudem besser koordiniert werden.

Die Bundesrepublik stellte 2003 rund 300 Millionen Euro für Bildungsvorhaben in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Verfügung. Damit zählt Deutschland mit Frankreich und Japan zu den wichtigsten Geberländern im Bildungsbereich.