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Fakten

Die Hansemitglieder formten vom 12. bis zum 17. Jahrhundert über herrschaftliche, kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg ein Handelsnetzwerk, das Gebiete von Flandern bis Nowgorod und von Bergen bis Krakau umfasste. Lange vor dem globalen Handelssystem der Neuzeit organisierte die Hanse auf der Grundlage schriftlicher Privilegien den Austausch von Produkten über weit entfernte Räume. Sie sorgte dafür, dass die Menschen Produkte und Rohstoffe erwerben konnten, die vor Ort nicht zur Verfügung standen. Hansische Kaufleute bezogen zum Beispiel Pelze, Wachs für Kerzen, Getreide für das tägliche Brot oder Holz zum Schiff- und Hausbau aus dem Baltikum und Russland und transportierten diese zum Verkauf nach Westeuropa. Auf dem entgegengesetzten Handelsweg versorgte die Hanse die Bevölkerung im Osten zum Beispiel mit Tuchen, Gewürzen, Seide sowie Salz. Stockfisch aus Skandinavien und Hering aus Schonen kamen über die Hanse in ganz Europa auf den Tisch. Die hansischen Wirtschaftsbeziehungen führten auch zu kulturellem Austausch in Sprache und Architektur, Kunst und Recht. Dadurch beförderte die Hanse das vornationale Zusammenwachsen von Regionen und Menschen.

Die Hanse war trotz ihres eher losen Verbundes ohne hierarchische Spitze eine Organisation von einmaliger Dauer und Wirksamkeit. Basis des Zusammenhaltes war eine freiwillige Mitgliedschaft. Auf den Versammlungen der Hansemitglieder, den „Hansetagen“, gab es keine Mehrheitsentscheidungen, denen sich die Minderheit hätte beugen müssen. Kein Mitglied konnte gezwungen werden, die Beschlüsse der anderen Mitglieder anzuerkennen. Erst wenn die Entscheidungen der Hansetage von den beteiligten Städten ratifiziert, also bestätigt waren, erlangten sie Rechtsgültigkeit. In diesen spezifischen Entscheidungs- und Einigungsprinzipien ähnelt die Hanse heutigen internationalen Organisationen und Institutionen.

Das Herstellen und Anwenden von schriftlichen Aufzeichnungen, ihre Erhaltung und schließlich das Handeln auf Basis dieser Aufzeichnungen war ein komplexer Prozess, bei dem die Hanse im Übergang zur Verschriftlichung von Vereinbarungen eine einzigartige und höchst bedeutsame Rolle spielte. Der Beitrag der Hanse zur kulturellen Entwicklung der Verschriftlichung, ihre spezifischen Innovationen in Produktion, Erhaltung und Anwendung schriftlicher Aufzeichnungen weisen ihr einen besonderen Platz im historischen Gedächtnis der Welt zu. Dass die Geschichte der Hanse heute nachhaltig im supranationalen historischen Bewusstsein verankert ist, hat sie auch diesen Innovationen in der Schriftkultur und Dokumentation zu verdanken.

Teil des Eintrags der Hanse im Weltdokumentenerbe der UNESCO sind 21 Dokumente in 17 hansischen Dokumentengruppen, gegliedert in sechs Kategorien, aus sechs Ländern und elf Institutionen, die diese singulären Einigungs- und Kommunikationsinstrumente sowie die einzigartige Schrift- und Erinnerungspraxis der Hanse exemplarisch repräsentieren. Zugleich belegen die ausgewählten Dokumente bzw. Dokumentengruppen beispielhaft Wesen und Funktionalitäten der Hanse sowie ihren Beitrag zur historischen Entwicklung Nordeuropas.

Das einzigartige Gebilde der Hanse hatte weder Vorbilder noch Parallelen und hinterließ ein einmaliges, reiches Dokumentenerbe in europäischen Archiven und Bibliotheken. Wissenschaftliche Forschungen in der Vorbereitung des Eintrags in die UNESCO-Listen haben ergeben, dass wichtige Teile dieses Dokumentenerbes infolge von Krieg und Unachtsamkeit im 20. Jahrhundert unwiederbringlich verloren gegangen sind. Mit der Anerkennung als Weltdokumentenerbe sind die Institutionen, die Dokumente dieses Eintrags bewahren, verpflichtet, die Dokumente für zukünftige Generationen zu sichern und zugänglich zu machen.

Publikationen

Codex Manesse, Bl. 124r, Herr Walther von der Vogelweide
Weltdokumentenerbe

Codex Manesse

Der Codex Manesse, auch Große Heidelberger Liederhandschrift (Cod. Pal. germ. 848) genannt, gilt als die umfangreichste und berühmteste Sammlung…

Behaim Globus
Weltdokumentenerbe

Behaim-Globus

Der Behaim-Globus im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und damit der älteste Globus der…

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