#SOSAfricanHeritage
UNESCO-Biosphärenreservat Mount Mulanje: Wirtschaftliche Stärkung benachteiligter Frauen
Der Mulanje Mountain Conservation Trust unterstützte benachteiligte Frauen dabei, gemeinsam landwirtschaftliche Produkte anzubauen und zu verkaufen. So können die Frauen ihren Lebensunterhalt verdienen, ohne dabei auf die natürlichen Ressourcen des Biosphärenreservats zurückzugreifen.
Das Sonderprogramm
Ziel des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage der Deutschen UNESCO-Kommission ist es, UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservate in Ländern Afrikas bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Dadurch trägt #SOSAfricanHeritage zum Erhalt selbstständiger und dauerhaft tragfähiger Organisationsstrukturen bei und sichert Räume, die der Bildung für Weltoffenheit und Nachhaltigkeit sowie der kulturellen Vielfalt gewidmet sind.
Das Biosphärenreservat Mount Mulanje liegt im Südwesten von Malawi, nahe der Grenze zu Mosambik. Es erstreckt sich über ein 26 mal 22 Kilometer großes Berggebiet, das sich steil aus den umliegenden Ebenen erhebt. Die Höhe des Reservats reicht von 600 Metern über dem Meeresspiegel bis zum höchsten Punkt des Sapitwa Peak auf 3.002 Metern. Ein großer Teil des Massivs besteht aus steilen Felswänden, die im Süden und Osten von Schluchtentälern mit Regenwald und an den Nord- und Westhängen von trockenen Brachystegia-Wäldern unterbrochen werden. In dem Gebiet findet sich eine reiche Tier- und Pflanzenwelt mit vielen endemischen Arten. Die Mulanje-Zeder (Widdringtonia whyteii), der Nationalbaum Malawis, wächst nur an den Hängen des Mulanje-Massivs und steht als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Das Holz wird insbesondere für den Bootsbau sehr geschätzt, da es wegen seiner aromatischen, leicht giftigen Öle sehr resistent gegenüber Insektenbefall und Pilzen ist. Die massive illegale, nicht nachhaltige Abholzung der Mulanje-Zeder hat jedoch zu einem starken Rückgang des Bestands geführt. Auch einige endemische Tierarten sind durch die Abholzungen bedroht.
Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen und der fruchtbaren Böden ist die Umgebung des Biosphärenreservats heute dicht besiedelt. Die Menschen betreiben nicht nur Land- und Weidewirtschaft, sie gewinnen auch Holz, Heilpflanzen und andere Produkte aus dem Wald. Ökotourismus ist ebenfalls eine wichtige Einkommensquelle der lokalen Bevölkerung. Obwohl die landwirtschaftliche Produktivität in der Region hoch ist, kommt es durch Naturkatastrophen immer wieder zu Hungersnöten. In der Folge sind die Menschen gezwungen, die natürlichen Ressourcen der Berge zu nutzen.
Einschränkungen durch die Pandemie
Die COVID-19-Pandemie wirkte sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region aus und hat insbesondere die Tourismusbranche hart getroffen. Das stellte die lokale Bevölkerung vor große Herausforderungen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Besonders stark von diesen Auswirkungen betroffen sind marginalisierte Frauen, die aufgrund der Pandemie ihre zahlreichen kleinen Beschäftigungsmöglichkeiten verloren haben. Als einzige Einkommensquelle bleibt ihnen nur der Verkauf von Holzkohle, für deren Herstellung sie täglich Feuerholz in den Wäldern sammeln. Da die Schulen aufgrund der Pandemie geschlossen waren, wurden sie dabei oftmals von ihren Kindern unterstützt, wodurch die illegale Holzentnahme noch weiter zugenommen hat. Die Zedernwälder an den Berghängen sind dadurch stark bedroht.
Abhilfe durch gemeinschaftlich organisierte Kleinunternehmen
Vor diesem Hintergrund zielte das #SOSAfricanHeritage-Projekt des Mount Mulanje Conservation Trust darauf ab, marginalisierten Frauen als Alternative zum Holzsammeln eine tragfähige Lebensgrundlage zu bieten, die ihnen einen Ausweg aus der Armutsfalle ermöglicht. Die Frauen konnten an gemeinschaftlich organisierten Wirtschaftsaktivitäten teilzunehmen, um so ein tägliches Bareinkommen zu erzielen, persönliche Ersparnisse anzulegen und zu einem Gruppenkapitalfonds beizutragen.
In mehreren Gruppen lernten die Frauen dabei zunächst Gemüsegärten anzulegen, um sich selbst mit Nahrungsmitteln versorgen und Überschüsse auf dem lokalen Markt verkaufen zu können. Da das meiste Gemüse, das bisher in Mulanje erhältlich war, im rund 50 Kilometer entfernten Hochland angebaut wird und daher vergleichsweise teuer ist, lässt sich das lokal angebaute Gemüse der Frauengruppen gut verkaufen. Auf dem städtischen Markt wurde für die Frauen ein Unterstand errichtet, wo sie sich treffen und Gemüse und andere Produkte verkaufen konnten die Frauen auf einem gemeinschaftlich bewirtschafteten Kleinbauernhof mitarbeiten, wo ein Garten mit Obstbäumen angelegt wurde und eine Vielzahl agroforstwirtschaftlicher Setzlinge für den Brennstoff- und Haushaltsbedarf gezogen wurden.
Im Rahmen des Projekts wurde außerdem eine Reihe von Geräten für die Verarbeitung landwirtschaftlicher und natürlicher Ressourcen angeschafft, die von den Frauen für neue Ideen und kleine kommerzielle Unternehmungen genutzt werden können. Für deren Verwirklichung wurden den Frauen zusätzlich Mikrokredite zur Verfügung gestellt. Jede der Frauengruppen wurde zudem mit einer kleinen Solaranlage, einem einfachen Laptop und einem Smartphone ausgestattet, die sie nach einer Schulung nutzen können, um ihre Lern- und Interaktionsfähigkeit zu verbessern.
Das Projekt ermöglichte bis dato marginalisierten Frauen einen besserer Lebensstandard innerhalb ihrer Gemeinschaft, versetzte sie in die Lage, selbstbewusst zur Entwicklung ihres Dorfes beizutragen und motivierte sie, gemeinsam mehr Anstrengungen zum Schutz der natürlichen Ressourcen der Berge zu unternehmen.
Das Konsortium
Mit dem Sonderprogramm beteiligt sich die Deutsche UNESCO-Kommission am Konsortium des Internationalen Hilfsfonds, der auf Initiative des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts im Sommer 2020 eingerichtet wurde, um Organisationen aus Kultur und Bildung im Ausland schnell in der Corona-Pandemie zu unterstützen.
Das Förderprojekt
- Geförderte Stätte: Biosphärenreservat Mount Mulanje
- Land: Malawi
- Art der Stätte: UNESCO-Biosphärenreservat
- Auszeichnungsjahr: 2000
Webseite der UNESCO-Biosphärenreservate