#SOSAfricanHeritage
UNESCO-Welterbestätten Insel Kunta Kinteh und Senegambische Steinkreise: Interkulturelles Lernen und Welterbebildung
Das gambische Kunst- und Kulturzentrum förderte Schülerinnen und Schüler an sechs Schulen durch gezielte Bildungsaktivitäten, die den universellen Wert der Stätten hervorheben.
Das Sonderprogramm
Ziel des Sonderprogramms #SOSAfricanHeritage der Deutschen UNESCO-Kommission ist es, UNESCO Welterbestätten und Biosphärenreservate in Ländern Afrikas bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Dadurch trägt #SOSAfricanHeritage zum Erhalt selbstständiger und dauerhaft tragfähiger Organisationsstrukturen bei und sichert Räume, die der Bildung für Weltoffenheit und Nachhaltigkeit sowie der kulturellen Vielfalt gewidmet sind.
Die Insel Kunta Kinteh und zugehörige Stätten sind bedeutende historische Zeugnisse der unterschiedlichen Begegnungen zwischen Afrika und Europa entlang des Gambia-Flusses und zählen als solche seit 2003 zum UNESCO-Welterbe. Die Geschichte dieser Begegnungen reicht kontinuierlich von der vorkolonialen Zeit bis hin zur Unabhängigkeit Gambias im Jahr 1965. Insbesondere während der Zeit des westafrikanischen Sklavenhandels spielten die Insel Kunta Kinteh und die ihr zugehörigen Stätten eine wichtige Rolle. Sie dokumentieren sowohl den Beginn dieses düsteren Kapitels der afrikanisch-europäischen Beziehungen wie auch die Abschaffung des Sklavenhandels. Die Insel war zudem auch Ausgangspunkt früher europäischer Forschungsexpeditionen ins afrikanische Hinterland.
Das UNESCO-Welterbe “Senegambische Steinkreise” besteht aus vier großen Gruppen von Steinkreisen. Die Steinkreise sind Teil einer einzigartigen Fülle von über 1.000 Monumenten, die sich in einem Band von 100 Kilometern Breite und 350 Kilometern Länge entlang des Flusses Gambia erstrecken. Die vier Gruppen Sine Ngayène, Wanar, Wassu und Kerbatch umfassen insgesamt 93 Steinkreise aus Lateritsäulen sowie zahlreiche Grabhügel und Grabstätten. Zusammen bilden die Steinkreise und die Grabhügel eine ausgedehnte heilige Landschaft, welche über einen Zeitraum von mehr als 1.500 Jahren von einer wohlhabenden, hoch organisierten und nachhaltig lebenden Gesellschaft angelegt wurde.
Einschränkungen durch Pandemie
In Gambia waren die Schulen von April 2020 bis Januar 2021 pandemiebedingt geschlossen. Hiervon waren über sechs Millionen Schülerinnen und Schüler betroffen. Sie verloren nicht nur den direkten Kontakt zu ihren Lehrerinnen und Lehrern, sondern auch wichtige Lernzeit, da kein digitaler Unterrichtersatz angeboten wurde.
Während der Schulschließungen fanden auch keine Besuche der Welterbestätten statt. Dadurch kam die Vermittlung wichtigen Wissens über das kulturelle Erbe und die Bedeutung des Schutzes der Stätten zum Erliegen.
Abhilfe durch Unterrichtsmaterialien und Rollenspiele
Das Projekt richtete sich an Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen, die sich in der Nähe der beiden Welterbestätten befinden. Mädchen werden im Rahmen des Projektes besonders gefördert - zwei Drittel der Teilnehmenden sind weiblich.
Die Schulbücher für Sozialkunde der Klassenstufen 5 und 9 in Gambia enthalten nur wenig Material über die Insel Kunta Kinteh und zugehörige Stätten sowie über die Senegambischen Steinkreise. Daher entwickelte das Gambische Zentrum für Kunst und Kultur mit Mitteln des Programms #SOSAfricanHeritage Arbeitsblätter, Kreuzworträtsel, Buchstabierwettbewerbe und ergänzendes Lesematerial über den einzigartigen Wert und die facettenreiche Vergangenheit der Welterbestätten. Darüber hinaus lernten die Schülerinnen und Schüler durch Besuche vor Ort, Rollenspiele und kleine Forschungsprojekte mehr über die Geschichte und Traditionen ihrer eigenen und anderer Kulturen, über die Erhaltung des Kulturerbes und dessen Bedeutung für die kulturelle Vielfalt und auch für den Tourismus. Hierdurch sollten nicht nur während der Pandemie entstandene Lernlücken geschlossen werden, sondern die Schülerinnen und Schüler mittel- und langfristig auch für den Wert der Welterbestätten sowie Partizipationsmöglichkeiten sensibilisiert werden. So wurden die Grundlagen dafür gelegt, dass die jungen Menschen sich auch später noch für den Schutz und Erhalt ihres Welterbes einsetzen.
Das Projekt baute auf Aktivitäten auf, die im Rahmen der letztjährigen Förderung durch das #SOSAfricanHeritage-Programm durchgeführt wurden: Die im Jahr 2020 ausgebildeten Tourismusführerinnen und -führer übernahmen in diesem Jahr einige der Bildungsmaßnahmen.
Das Konsortium
Mit dem Sonderprogramm beteiligt sich die Deutsche UNESCO-Kommission am Konsortium des Internationalen Hilfsfonds, der auf Initiative des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts im Sommer 2020 eingerichtet wurde, um Organisationen aus Kultur und Bildung im Ausland schnell in der Corona-Pandemie zu unterstützen.
Das Förderprojekt
- Geförderte Stätte: Insel Kunta Kinteh und zugehörige Stätten
- Land: Gambia
- Art der Stätten: UNESCO-Welterbe (Kulturerbe)
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Welterbe: 2003
Webseite des UNESCO-Welterbezentrums
- Geförderte Stätte: Senegambische Steinkreise
- Land: Gambia
- Art der Stätten: UNESCO-Welterbe (Kulturerbe)
- Auszeichnungsjahr UNESCO-Welterbe: 2006
Webseite des UNESCO-Welterbezentrums