Die Deutsche UNESCO-Kommission hat alle UNESCO-Stätten (Welterbestätten, Biosphärenreservate und Geoparks) in Deutschland, der Republik Korea, dem Vereinigten Königreich (UK) und Uruguay sowie alle Biosphärenreservate in den USA eingeladen, Projektideen zur Entwicklung von hochwertigen Bildungsmaterialien und -angeboten für und an ihren Stätten einzureichen. Aus den eingereichten Projektideen wurden von einer Expertenjury fünf Projektvorschläge von UNESCO-nominierten Stätten, eine aus jedem Land, für eine Förderung von bis zu 22.000 Euro ausgewählt.
Konkret geht es bei der Förderung darum, die Grundlagen der Vermittlungs- und Bildungsarbeit an den UNESCO-Stätten zu stärken. Sie sollen sich verstärkt mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihren lokalen Auswirkungen, mit Innovation und/oder Digitalisierung auseinandersetzen. Zu diesem Zweck werden die ausgewählten UNESCO-Stätten dabei unterstützt, Anträge zur Einwerbung umfangreicher Drittmitteln zu entwickeln. Die Finanzierung wird durch eine Spende der Fritz Henkel Stiftung ermöglicht.
Unsere Projektpartner
Geförderte Projekte
1. Rutas UNESCO Uruguay: Ein Konsortium aus neun Partnern (von UNESCO-Welterbestätten, Biosphärenreservaten, Geoparks, Creative Cities und dem Immateriellen Kulturerbe) in Uruguay verbessert gemeinsam und grundlegend das Besuchererlebnis an den UNESCO-Stätten Uruguays. Zu diesem Zweck entwickeln die Stätten gemeinsam mit der Technischen Universität Uruguay (UTEC) einen Ausbildungs- und Zertifizierungskurs in den Bereichen Digitalisierung, Besucherverhalten und -erlebnis, Nachhaltigkeit und Innovation. Als Zielpublikum hat der Kurs alle Mitarbeitenden der UNESCO-Stätten, die in der Besucherbetreuung und z.B. dem Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagement der Stätten tätig sind.
Der gemeinsam entwickelte Zertifizierungskurs soll u.a. digitale Kompetenzen und die Nutzung technischer Werkzeuge, die Erfassung von Daten über die Besucher und die Qualität von der Erfahrung sowie gezielte Methoden zur Problemlösung beim Besuchererlebnis vermitteln. Darüber hinaus wird der Einsatz von Innovationswerkzeugen vermittelt, um Pilotmaßnahmen und Prototypen zu entwickeln. Auf diese Weise entwickeln die Teilnehmenden innovative Prototypen für ihre Stätten und nutzen diese anschließend in den einzelnen UNESCO-Stätten. Damit können sie über den Erhalt des Natur- und Kulturerbes hinaus sicherstellen, dass der Tourismus einen positiven Beitrag für die Umwelt und die Gemeinschaft leistet. Der neue Kurs stärkt auch die Vernetzung aller UNESCO-Stätten Uruguays als Praxisgemeinschaft. Insgesamt werden 30 Vertreter und Vertreterinnen von den neun UNESCO-Stätten an dem Kurs teilnehmen.
Zu der Website der Rutas UNESCO UruguayExterner Link:
2. Konsortium der Lausitzer UNESCO-Stätten: Im Rahmen des Projektes arbeiten die Lausitzer UNESCO-Stätten mit der Technischen Universität Cottbus - Senftenberg (BTU) zusammen. Es geht um die beiden Biosphärenreservate Spreewald und Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, um das UNESCO-Welterbe Muskauer Park und um den Geopark Muskauer Faltenbogen. Das Immaterielle Sorbische Kulturerbe ist ebenso Partner, für die BTU sind es die Verantwortlichen des deutsch-rumänischen Studiengangs Soziale Arbeit, der Lehrkräfte sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ausbildet.
Das Projekt verbessert die Bildungsvermittlung der Lausitzer UNESCO-Stätten für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie für Schülerinnen und Schüler. Gemeinsam mit Lehramtsstudierenden werden langfristig nutzbare Bildungsprogramme über und für die Lausitzer UNESCO-Stätten entwickelt, die aktuelle und künftige Herausforderungen und globale Themen auf lokaler Ebene aufgreifen.
Es geht um mehrere Arbeitspakete: Die UNESCO-Stätten in der Lausitz erarbeiten Arbeitsblätter zu ihren Stätten, die über eine parallel zu entwickelnde Lernplattform Partnerorganisationen und Schulen in der Region kostenfrei digital zur Verfügung gestellt werden. Begleitend und unterstützend finden Vernetzungs- und Informationstreffen mit interessierten Studierenden der BTU und Akteuren und Akteurinnen der kulturellen Bildung statt. Bei diesen Treffen lernen die Studierenden die UNESCO-Stätten kennen, definieren mögliche Zielgruppen und können Projektvorschläge entwickeln, wie die UNESCO-Stätten als außerschulische Lernorte genutzt werden können. Die Akteurinnen und Akteure der kulturellen Bildung können theoretische und praktische Themen diskutieren und Ideen entwickeln. Auch diese Bildungsaktivitäten sollen anschließend über die Plattform der Stätten gebündelt zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus wird in Kooperation mit den Studierenden die Entwicklung eines Planspiels für verschiedene Zielgruppen über zwei Studiensemester vorbereitet, um die Stätten für Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen.
Zu der Website der UNESCO 5 in der LausitzExterner Link:
3. Galloway & Southern Ayrshire Biosphärenreservat im Vereinigten Königreich: Das UNESCO-Biosphärenreservat Galloway and Southern Ayrshire in Schottland hat sich zum Ziel gesetzt, neue und zugängliche Formen des Lernens für und mit jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen (Additional Support Needs, ASN) zu entwickeln. Die zu entwickelnden Bildungsmaterialien sollen Kompetenzen und Wissen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz fördern und sichtbar machen. Ziel ist es, eine barrierefreie Bildung für nachhaltige Entwicklung () zu ermöglichen, die mehr Menschen befähigt, Nachhaltigkeit zu verstehen, sich daran zu beteiligen und für Nachhaltigkeit zu handeln, indem die besonderen Bedürfnisse von jungen Menschen mit ASN berücksichtigt werden.
Dazu wird zunächst untersucht, wie Jugendliche mit ASN Umweltthemen überhaupt erleben und wie sie insbesondere auf emotionaler Ebene z.B. auf den Klimawandel reagieren. In Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen „The Usual Place (TUP)“ in Dumfries, das am Rande des Biosphärenreservates angesiedelt ist und mit Jugendlichen mit ASN arbeitet, werden Interviewfragen zum Verständnis und zum Umgang mit dem Klimawandel entwickelt und Auszubildende sowie Mitarbeitende von TUP interviewt. Gleichzeitig werden geeigneten Bildungsmethoden und -materialien recherchiert, die bereits andernorts erfolgreich für diesen Zweck eingesetzt wurden. Die Forschungsergebnisse werden in einem Abschlussbericht dokumentiert, der auch in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt wird. Damit wird ein Schritt in Richtung Inklusion marginalisierter Gruppen in die öffentliche Debatte über Klimawandel und Nachhaltigkeit getan, der als Good-Practice-Beispiel repliziert und weiterentwickelt werden kann.
In der zweiten Phase des Projekts sollen Best-Practice-Ansätze für und Bildungsmaterialien entwickelt werden, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit ASN zugeschnitten sind. Anschließend sollen die Ansätze und Materialien auf ihre breite Umsetzbarkeit in der Praxis getestet werden.
Zu der Website des Galloway & Southern Ayrshire BiosphärenreservatsExterner Link:
4. US Biosphären Network (USBN) in Zusammenarbeit mit 3 UNESCO-Biosphärenreservaten: Guanica Forest, Southern Appalachian und Champlain-Adirondack: Das Projekt in den USA konzentriert sich auf die Wechselwirkung zwischen Gesundheit und Natur mit einem Fokus auf gesunde Lebensmittel, gesunde Menschen und eine gesunde Umwelt. Lebensmittel sollen nachhaltiger angebaut und dies mit Umwelt- und Ernährungsbildung verknüpft werden. Drei UNESCO-Biosphärenreservate in drei unterschiedlichen Regionen der USA arbeiten dazu jeweils mit lokalen landwirtschaftlichen Betrieben, Bürgerorganisationen und Schulen zusammen. In den Biosphärenreservaten Guanica Forest auf Puerto Rico, Southern Appalachian in den Südstaaten und Champlain-Adirondack in Neuengland wurden durch Umfragen in den Gemeinden nachhaltig wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe identifiziert, von denen einige bereits mit lokalen Schulen und Bürgerorganisationen kooperierten.
In Partnerschaft all dieser Akteure werden erlebnisorientierte Lernprogramme entwickelt, die sich neben nachhaltiger Landwirtschaft und gesunde Ernährung insbesondere auf die jeweils reichhaltigen Lebensmitteltraditionen vor Ort konzentrieren. Alle Partner aus den drei Biosphärenreservaten stellen bei einem gemeinsamen Treffen das besondere kulinarische Erbe und die lokalen Ernährungsgewohnheiten vor – dies erlaubt, weiter in die jeweiligen Gemeinden bzw. Gemeinschaften auszustrahlen und vor allem Landwirtschafts-, Nachhaltigkeits- und Bildungsinitiativen zusammenzuschließen. In einem zweiten Schritt werden jeweils in einem Simulationsspiel nachhaltige Lebensmittelproduktion und -vertriebssysteme vom Bauernhof bis auf den Esstisch entworfen. Außerdem sind Fernlehrprogramme mit interaktiven Technologien für Schulklassen vorgesehen, die sich auf die kulturellen und traditionellen Aspekte lokaler Lebensmittel konzentrieren.
Zu der Website des US Biosphären Networks (USBN) Externer Link:
5. Weltkulturerbe Festung Hwaseong in Südkorea: Das Projekt rund um die Festung Hwaseong bereitet in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung verborgene Geschichten rund um die „königliche Prozession“ von 1795, ein Schlüsselereignis während der Bauzeit der Festung, auf. Neu entwickelte Erlebnisprogramme sollen Besucherinnen und Besuchern wie auch der lokalen Bevölkerung die Geschichte und Kultur der Region auf unterhaltsame Weise näherbringen. Die mit der Festung verbundenen bzw. in ihr verkörperten immateriellen kulturellen Werte (ausgedrückt im Prinzip der „Herrschaft des Friedens“) sollen damit neu zur Geltung kommen und verbreitet werden.
Diese Bildungsprogramme werden in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung entwickelt, u.a. mit einer Grundschule, einem Seniorenzentrum und jungen Erwachsenen. Anwohnerinnen und Anwohner sollen selbst Erlebnisprogramme praktisch planen, durchführen und in Zukunft eigenständig für touristische Zielgruppen anbieten können. Das Projekt bereitet daher historische Fakten auf, unter anderem über frühere Lebensstile und über den Prozess des Wiederaufbaus eines Gebäudekomplexes in der Welterbestätte Haenggung. Dazu wurden die „Uigwe“ genannten historische Dokumente erforscht und mit einem Filmregisseur in ein Basis-Drehbuch für Besuchsprogramme übersetzt. Ziel ist es zum Beispiel, dass historisch authentische Teezeremonien mit saisonalen und vor Ort in der Festungsküche zubereiteten Speisen und Schauspieler/innen aus der Bevölkerung inszeniert werden. Dazu werden auch Restaurierungsarbeiten durchgeführt mit Handwerk und Kunst vor Ort.

Hintergrund des Projektes
UNESCO-Stätten (Welterbestätten, Biosphärenreservate, Globale Geoparks) sind die Kronjuwelen unseres Planeten. Sie dienen nicht nur dem Schutz wertvoller Kultur und Natur und der nachhaltigen Entwicklung vor Ort, sondern sind auch ideale Orte, um die Werte und Ziele der Vereinten Nationen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Die von der UNESCO ausgezeichneten Stätten genießen eine hohe politische Aufmerksamkeit und bieten vielfältige Lernmöglichkeiten durch Führungen, Kurse, Ausstellungen und Bildungsangebote. UNESCO-Stätten können ihr Vermittlungspotenzial zu globalen Herausforderungen (wie z.B. dem Klimawandel), nachhaltiger Entwicklung und sozialer Nachhaltigkeit - wie sie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen verankert sind - durch die Entwicklung und den Einsatz innovativer Bildungsangebote und Zukunftskompetenzen weiter ausbauen.
Bisher gibt es vor allem Lernangebote, die auf traditionellen Formaten (Text, Bild und Video) basieren. Für Lernangebote, die neue interaktive Formate und/oder Technologien (wie z.B. Quizzes, Planspiele, Workshops, Videos, Virtual Reality, Künstliche Intelligenz, Blockchain, Fernerkundung etc.) nutzen, fehlen den UNESCO-Stätten meist die Mittel, die Zeit oder auch die Expertise, um die entsprechenden Förderanträge zu stellen.
Die Förderung der Deutschen UNESCO-Kommission aus Mitteln der Fritz-Henkel-Stiftung soll hier Abhilfe schaffen. Durch die finanzielle Unterstützung könnten die geförderten Stätten z.B. entsprechende Expertise oder Ressourcen für die Antragstellung „einkaufen“. Auf diese Weise will das Projekt in fünf Ländern jeweils eine UNESCO-Stätte (oder einen Verbund) dabei unterstützen, wesentliche Hürden bei der Entwicklung neuer, kostenintensiver Bildungsangebote (z.B. für das Besucherzentrum der Stätte) zu überwinden.