Porträt von Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission
Foto Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission | © Kornelia Danetzki

Prof. Dr. Maria Böhmer

Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

- Es gilt das gesprochene Wort! –

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ramelow,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kleine,
sehr geehrte Frau Dr. Lorenz,
sehr geehrte Frau Schwarz,
liebe Vertreterinnen und Vertreter der Welterbestätten,
liebe Bürgerinnen und Bürger,

im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission begrüße ich Sie herzlich zur bundesweiten Eröffnung des diesjährigen UNESCO-Welterbetages.

Es freut mich besonders, dass wir in Weimar zusammenkommen, denn hier befinden sich gleich zwei Welterbestätten:

Zum einen, die Bauhausgebäude in Weimar. Zusammen mit den Gebäuden in Dessau und Bernau stehen sie für eine Revolution im künstlerischen und architektonischen Denken im 20. Jahrhundert. Und sie stehen für die Blüte der Moderne, die von hier aus weltweite Wirkung entfaltete.

Zum anderen, die Welterbestätte „Klassisches Weimar“. Sie ist ein einzigartiges Zeugnis der Kulturepoche der Weimarer Klassik. Im 18. und 19. Jahrhundert, als Goethe und Schiller in Weimar lebten und wirkten, war die Stadt das Zentrum intellektuellen Lebens in Europa. In dieser Zeit entstanden literarische Werke von großer Bedeutung.
In diesem Jahr feiern Sie das 25. Jubiläum ihrer Einschreibung in die Welterbeliste. Dazu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich!

Heute führen wir hier eine Tradition fort: Bereits 2005 haben die Deutsche UNESCO-Kommission und der Verein UNESCO-Welterbestätten Deutschland den UNESCO-Welterbetag ins Leben gerufen.

Ich freue mich sehr, dass der erste Sonntag im Juni mittlerweile fest auf der Agenda aller Welterbestätten in Deutschland verankert ist. Über 300 Veranstaltungen an fast allen 51 deutschen Welterbestätten - von der Nordseeküste bis an die Alpen - finden heute statt. Das Programm ist bunt: von digitalen Angeboten, über analoge Veranstaltungen bis hin zu unserem Fotowettbewerb zum UNESCO-Welterbetag: Sie sind alle eingeladen, unser gemeinsames Welterbe in Deutschland kennenzulernen, zu erkunden und mitzumachen!

Diese Vermittlung der Welterbeidee an alle Menschen ist ein großer Fokus unserer Arbeit als Deutsche UNESCO-Kommission.

Außerdem wirken wir als Mittlerorganisation zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Welterbe-Akteuren maßgeblich an der Umsetzung der UNESCO-Welterbekonvention in Deutschland mit und sind dankbar für die Unterstützung durch das Auswärtige Amt.
Die Welterbekonvention ist ein einzigartiges, internationales Schutzinstrument für unser Kultur- und Naturerbe.
194 Staaten – die ganze Welt – haben sie unterschrieben!
Letztes Jahr konnten wir das 50-jährige Bestehen dieser Konvention feiern.
Dafür organisierten wir eine Tagung zusammen mit dem Heidelberg Center for Cultural Heritage. Im Rahmen dessen diskutierten wir, wie wir den Schutz unseres Welterbes gewährleisten können.
- Denn angesichts des Klimawandels sowie Krieg in Europa, ist unser Erbe auf unseren Schutz mehr denn je angewiesen.

Deswegen stellen wir den diesjährigen UNESCO-Welterbetag unter das Motto „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung“.

1. Das bedeutet zum einen: Verantwortung gegenüber unserer Vergangenheit. Der Welterbe-Titel ist Ehre und Verpflichtung, die hellen und die dunklen Seiten unserer Geschichte zu vermitteln. Das ehemalige Konzentrationslager „Buchenwald“ hier in Weimar ist ein Mahnmal an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte.
Umso wichtiger ist es, dass das Jüdische Erbe mit der Einschreibung in die UNESCO-Welterbeliste Anerkennung und Schutz erfährt. Ich selbst war bei der Urkundenübergabe an die SchUM-Stätten Anfang dieses Jahres dabei und war bewegt von der eindrucksvollen Geschichte der jüdischen Gemeinden. Für die diesjährige Welterbenominierung des jüdisch-mittelalterlichen Erbes in Erfurt drücke ich die Daumen.

2. Das bedeutet zum anderen: Verantwortung gegenüber unserer Zukunft. Wir müssen eine nachhaltige, ganzheitlich Transformation anstreben, wie sie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen festgeschrieben ist: im Sinne einer gesellschaftlichen, wirtschaftlichen sowie ökologischen Nachhaltigkeit!

Welterbestätten kommen in dieser Transformation besondere Rollen zu:

1. An Welterbestätten können alle Menschen von nah und fern lernen, was unser gemeinsames Erbe überhaupt ist und mit welchen Herausforderungen es konfrontiert ist.

2. Dabei zeigen Welterbestätten auch Lösungen für diese Herausforderungen! Sie sind Labore der nachhaltigen Entwicklung, indem sie konkrete Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel liefern. So hat die Deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Institute Heritage Studies aus Berlin Anfang September das Projekt „Young Climate Action for World Heritage“ aus der Taufe gehoben: In dem von der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ geförderten Projekt lernen Schüler und Schülerinnen an UNESCO-Projektschulen an Welterbestätten die Auswirkungen des Klimawandels kennen. Zudem entwickeln sie praxisorientierte Ideen, wie dessen Effekte abgemildert werden können.

3. Welterbestätten können mit ihrer großen Signalwirkung solche nachahmenswerten Umsetzungsideen vermitteln. So lernen die 51 Welterbestätten in Deutschland voneinander, wie man die Nachhaltigkeit voranbringt. Und sie lernen mit und von ihren Nachbarn, wie die 10 grenzüber-schreitenden Welterbestätten beweisen.

4. Und so komme ich zum wohl wichtigsten Punkt: Die aktuell 1.157 Welterbestätten bilden ein weltweites Netzwerk, das alle Menschen verschiedenster Kulturen verbindet. Welterbestätten sind Orte der Begegnung und des Austausches, der gegenseitigen Toleranz und Wertschätzung. Welterbestätten leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Völkerverständigung und somit zu nichts Geringerem als dem Frieden.

Frieden ist das höchste Ziel der UNESCO-Arbeit! Der UNESCO-Kontext unterstützt dafür die Vernetzung zwischen den Welterbestätten und zu der restlichen UNESCO-Familie:
Seien es UNESCO-Biosphärenreservate und -Geoparks, UNESCO-Lehrstühle oder UNESCO-Projektschulen – gerne unterstützen wir Sie darin, miteinander in Kontakt zu kommen.

Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß und spannende Einblicke in „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung“ hier in Weimar.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede
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UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte

Grußwort von Prof. Dr. Maria Böhmer zur Eröffnung der Veranstaltung zum UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte in Völklingen

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