Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute fünf neue Stätten in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Mit den Grabstätten des Ersten Weltkriegs in Belgien und Frankreich sowie den Mahnmalen des Völkermords in Ruanda wurden Gedenk- und Erinnerungsorte in Europa und Afrika zum Welterbe erklärt.

Damit beendet das UNESCO-Komitee seine Beratungen über die Aufnahme neuer Welterbestätten für dieses Jahr. Die UNESCO-Liste verzeichnet nun insgesamt 1.199 Einträge. Das Gremium tagt noch bis zum 25. September in Riad, Saudi-Arabien.

Pressematerial

Die wichtigsten Dokumente zur Komitee-Sitzung, Bildmaterial und Ansprechpartner finden Sie hier.Externer Link:

Grab- und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs (Belgien, Frankreich)

Die Welterbestätte erstreckt sich entlang der Westfront des Ersten Weltkriegs vom Norden Belgiens bis nach Ostfrankreich. Sie umfasst verschiedenste Gräber und Gedenkstätten: von großen Militärfriedhöfen, auf denen zehntausende Soldaten aus Europa und den Kolonien der Kriegsparteien beigesetzt wurden, bis hin zu einzelnen Mahnmalen. Sie wurden als Reaktion auf das ungekannte Ausmaß des Krieges errichtet und zeugen von einer neuen Gedenkkultur, die auch dem Bedürfnis nach individueller Trauer und Erinnerung Rechnung trägt.

Winterkalte Wüsten von Turan (Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan)

Die winterkalten Wüsten von Turan zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und den zentralasiatischen Hochgebirgen im Osten sind von äußerst kalten Wintern und sehr heißen Sommern geprägt. Niederschlag fällt kaum. Dennoch haben sich unter diesen extremen Bedingungen äußerst vielfältige und artenreiche Ökosysteme entwickelt. Neben zahlreichen endemischen Pflanzen beheimaten die Wüsten viele Insekten, Reptilien, Amphibien und Brutvögel. Sie sind zudem ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. In Turan leben außerdem bedrohte Säugetiere, wie die Kropfgazelle, die Saigaantilope und der Urial. Auch bedeutende Populationen von Schneeleoparden, Streifenhyänen und Schmutzgeiern sind in den Wüsten zu finden.

Gedenkstätten des Völkermords: Nyamata, Murambi, Gisozi und Bisesero (Ruanda)

1994 töteten bewaffnete Milizen, die Interahamwe, in Ruanda schätzungsweise eine Million Menschen. Ihre Opfer waren vor allem Tutsi, aber auch Hutu und Twa wurden ermordet. Den Opfern dieses Genozids sind vier Gedenkstätten gewidmet. Dazu zählen die katholische Kirche von Nyamata und die Technische Schule in Murambi, die Schauplatz der Massaker waren. In Gisozi unweit der Hauptstadt Kigali befindet sich das 1999 errichtete Kigali Genocide Memorial, in dem mehr als 250.000 Opfer bestattet wurden. Das vierte Mahnmal in Bisesero erinnert an jene Menschen, die sich dort ihren Mördern mehr als zwei Monate lang widersetzten. Die vier Gedenkstätten zeugen von diesem schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sind ein Mahnmal für Frieden und Toleranz.

’Uruq Bani Ma’arid (Saudi-Arabien)

’Uruq Bani Ma'arid liegt am westlichen Rand von Rub al-Chali, der größten Sandwüste der Erde. Das ausgedehnte Dünensystem der Welterbestätte beherbergt eine größere biologische Vielfalt als jeder andere Teil der Rub al-Chali. ’Uruq Bani Ma'arid ist der letzte Ort, an dem die Arabische Oryxantilope in freier Wildbahn gesichtet wurde. Die Region ist deshalb Zentrum eines intensiven Wiederansiedlungsprogramms, das neben Oryxantilopen auch andere Schlüsselarten wie die Sandgazelle und die Arabische Berggazelle in ihre natürlichen Lebensräume zurückführen soll.
 

Tugay-Wälder des Tigrowaja-Balka-Naturreservats (Tadschikistan)

Die Tugay-Wälder des Tigrowaja-Balka-Naturreservats liegen am Zusammenfluss der Ströme Wachsch und Pandsch im Südwesten Tadschikistans. Das Gebiet umfasst ausgedehnte Ufer-Ökosysteme mit Auenterrassen und Flusswäldern, die Kashka-Kum-Sandwüste, den Buritau-Gipfel sowie das Hodja-Kaziyon-Gebirge. In den Wälder, den sandigen und salzhaltigen Halbwüsten, Halbsavannen und Feuchtgebieten des Naturreservats hat sich eine sehr spezifische Artenvielfalt entwickelt. So wachsen hier salztolerante Bäume, wie die Asiatische Pappel. Zur Fauna gehören unter anderem der Bucharahirsch, die Kropfgazelle, Streifenhyänen und Wüstenwarane.

Hintergrund

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 10. bis 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der WelterbekonventionExterner Link: zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.199 Kultur- und NaturstättenExterner Link: in 168 Ländern. 56 davon gelten als bedroht.Externer Link: Deutschland verzeichnet 52 WelterbestättenExterner Link:.
 

Weitere Informationen

Neue Welterbestätten 2023Externer Link:

PressefotosExterner Link:

Pressematerial zur 45. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:

Livestream der 45. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:

Website zur 45. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin(at)unesco.de

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