Porträt von Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission
Foto Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission | © Kornelia Danetzki

Prof. Dr. Maria Böhmer

Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

- Es gilt das gesprochene Wort! –

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Schneider,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Leibe,

sehr geehrter Herr Dr. Roberg,

lieber Herr Professor Elmshäuser,
sehr geehrte Festgäste aus Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien,

meine Damen und Herren,

als ich eben durch die Porta Nigra in die Stadt Trier kam, wurde die römische Vergangenheit lebendig! So wie die Konstantin-Basilika hier angrenzend an das Kurfürstliche Palais zeigt: Das römische Erbe ist in allen Ecken Triers zu spüren und immer „nebenan“. Aus gutem Grund ist deswegen die Stadt als Zeugnis der römischen Zivilisation als UNESCO-Welterbestätte anerkannt. 

Als älteste Stadt Deutschlands ist es nicht verwunderlich, dass in Trier zahlreiche Facetten unserer gemeinsamen Geschichte und unseres Erbes zu finden sind. 

Und somit hat die UNESCO-Familie in Trier neben der Welterbestätte weitere Mitglieder, wie die Reichenauer Handschriften als UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Heute dürfen wir ein neues UNESCO-Familienmitglied in Trier begrüßen: Die Karolingischen Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen wurden im Mai 2023 in das internationale Register des sogenannten „Memory of the World“-Programms aufgenommen – in das Gedächtnis der Menschheit, das Weltdokumentenerbe.

Vor gut 1200 Jahren entstanden diese Handschriften, die uns heute hier im schönen Rokoko-Saal des Palais zur Urkundenübergabe zusammenbringen. Ein Erbe, das elf Handschriften aus Archiven in fünf europäischen Staaten umfasst. Sie beleuchten das Verhältnis zwischen Kirche und Staat, sie dokumentieren die biblische und liturgische Reformation des karolingischen Hofes.

Die Auszeichnung als Teil des „Memory of the World“ steht für die Anerkennung Ihres wertvollen, grenzüberschreitenden Erbes. Und dafür, dass es nicht nur für Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien relevant ist – die Staaten, die die transnationale Einschreibung gemeinsam vorangetrieben haben: Es besitzt weltweit Relevanz! Denn sie lassen uns unsere gemeinsame Vergangenheit im karolingischen Reich und damit unsere Gegenwart besser verstehen.

Die Auszeichnung geht deswegen auch mit der Verantwortung einher, dieses gemeinsame Erbe der Menschheit zu bewahren, zu vermitteln und weiterzuentwickeln!

Ich bin mir sicher, dass Sie gemeinsam diese Aufgaben in Zukunft weiterhin erfolgreich erfüllen werden.

Schließlich schaffen Sie alle, insbesondere die Stadt Trier, immer wieder die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart: für ein lebendiges Gedächtnis!

  • Zum einen durch die Digitalisierung der umfangreichen Bestände Ihrer Wissenschaftlichen Bibliotheken. Ohne die schützende Aufbewahrung in Ihren Archiven wären die Handschriften und die farbenprächtigen Zeichnungen heute wohl verloren – mithilfe der Digitalisierung werden sie hoffentlich niemals verloren gehen. Damit gewähren Sie auch den Zugang, die Zugänglichkeit, für alle Menschen weltweit, die sich für unser gemeinsames Erbe interessieren.
  • Zum anderen durch weltweite Vernetzung, wie beispielsweise mithilfe der internationalen Tagung in Trier zur Vorbereitung der Nominierung [im Oktober 2018] unter der Schirmherrschaft von Frau Ministerpräsidentin Dreyer. 

    Die transnationale Eintragung zeugt von dem Willen, das gemeinsame Erbe zu bewahren, bekannt zu machen und den Austausch untereinander zu fördern. 

  • Darüber hinaus: durch Forschung, Lehre und Vermittlung! An allen Standorten in den fünf Staaten werden die Handschriften erforscht und vermittelt. [Hier in Deutschland sind das Trier Center for Digital Humanities und das Zentrum für Mediävistik an der Universität Trier dafür zentral.] Dadurch bleibt das Gedächtnis lebendig, wir erweitern unser Wissen darüber und es wird kulturelle Identität gestiftet!

Indem Sie alle das Weltdokumentenerbe „bewahren, vermitteln und weiterentwickeln“ fördern Sie regional und international nichts Geringeres als kulturelle Bildung und Vielfalt, Völkerverständigung und Toleranz. Das sind die Grundpfeiler für Frieden, zu dessen Förderung sich die UNESCO verpflichtet hat. 

Dass Ihre Einschreibung über nationale Grenzen hinweg gemeinschaftlich zum Erfolg geführt hat, ist ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass diese Grundpfeiler tragen.

Sehr geehrter Herr Professor Embach, Sie haben das hier in der Wissenschaftlichen Bibliothek in Trier aufbewahrte Ada-Evangeliar zusammen mit weiteren Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen für die Aufnahme in das UNESCO-Weltdokumentenerbe vorgeschlagen. Ich gratuliere Ihnen, Ihrem Nachfolger PD Dr. Roberg und Ihren internationalen Partnern im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission für den Erfolg und bedanke mich für Ihre Arbeit!

Herzlichen Glückwünsch zu dieser Auszeichnung als Teil unseres lebendigen Erbes!

Rede
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UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte

Grußwort von Prof. Dr. Maria Böhmer zur Eröffnung der Veranstaltung zum UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte in Völklingen

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