Aussichtspunkt mit Blick in das obere Donautal
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah | © Gösta Hoffmann

Immer eine Reise wert: Der Geopark Schwäbische Alb

Mit rund 6.200 Quadratkilometern erstreckt sich der UNESCO Global Geopark im Südwesten Deutschlands über die gesamte Schwäbische Alb und ist einer der größten Geoparks in Europa. Über Millionen Jahre entstand das Karstgebirge der Schwäbischen Alb. Heute vermittelt es ein einzigartiges Bild der Jurazeit (vor 201 bis 145 Millionen Jahren). Die Stratigraphie des Jura wurde hier entwickelt und Fundorte im „Jurassic Park“ sind in die wissenschaftliche Fachsprache eingegangen – wie das Aalenium oder Pliensbachium zur Bezeichnung erdgeschichtlicher Abschnitte im Jura. Mit über 2800 dokumentierten Höhlen, darunter zwölf Schauhöhlen ist die Schwäbische Alb eine der höhlenreichsten Regionen Europas. Man trifft dort außerdem auf türkisfarbene Quelltöpfe, bizarre Wasserfälle und filigrane Kalktuffterrassen. Die Fossilienfundstätten und Fossilienfunde der Alb aus dem Jurameer sind weltberühmt, wie die „Meerengel“ aus dem Nusplinger Plattenkalk, die Fischsaurier aus Holzmaden und die Ammoniten, das Wahrzeichen des Geoparks.

Überreste von Meteoriten und frühen Besiedlungen

Die besondere Topografie der Schwäbischen Alb mit schützenden Höhlen bot bereits den Tieren der Eiszeit (Einhörner) besondere Lebensräume, die auch die steinzeitlichen Menschen für sich nutzten. So wurde die Schwäbische Alb zur Geburtsstätte der menschlichen Kultur. In den Höhlen fand man die ältesten figürlichen Kunstwerke (die „Venus vom Hohle Fels“ und den „Löwenmensch“ aus Mammutelfenbein) sowie die ältesten Musikinstrumente der Menschheit. Zur frühen Besiedelung der Schwäbischen Alb trugen auch die geologischen Rohstoffe (Jurahornsteine, Bohnerz) bei, die vom Menschen bereits sehr früh intensiv genutzt wurden. Nachweise von Eisenverhüttung reichen bis zu den Kelten zurück. Die „Heuneburg“ ist die älteste Stadt nördlich der Alpen, der „Heidengraben“ die größte keltische Siedlung in Europa.

Ein weiteres spannendes Naturerlebnis im Geopark sind die Überreste eines Meteoriten-Einschlags, der im Neogen stattfand. Der Meteorit hinterließ einen weltweit einmaligen Meteoritenkrater mit Zentralhügel in Steinheim am Albuch - ein Geotop von internationalem Rang. Ebenfalls landschaftsprägend für die Schwäbische Alb ist der Vulkanismus im Miozän vor 12 bis 15 Millionen Jahren. In der atemberaubenden Landschaft kann man noch heute Hunderte von Vulkanschloten, Kratern, Maaren, Thermal- und Mineralquellen entdecken.

Nationale Geotope

Von den zu den geowissenschaftlich und landschaftlich bedeutendsten Punkten Deutschlands zählenden „nationalen Geotopen“ liegen neun im UNESCO-Geopark Schwäbische Alb: Die Donauversickerung, der Donaudurchbruch bei Beuron, das Lonetal, der Mössinger Bergrutsch, das Ofterdinger Ammonitenpflaster, der Vulkankegel Höwenegg (Teilbereich des Hegaus), der Blautopf mit Blaubeurer Alb, das Randecker Maar und die Urweltfunde Holzmaden.

Infobox

UNESCO hoch 3

Die Schwäbische Alb in allen drei UNESCO-Kategorien ausgezeichnet: Das UNESCO Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt als Schutzgebiet im Herzen des Geoparks. Die drei UNESCO Welterbestätten „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbische Alb“, ein Abschnitt des „Obergermanisch-Raetischen Limes“ bei Aalen und ein Fundort der „Prähistorischen Pfahlbauten“ in Blaustein liegen ebenfalls im Gebiet des Geoparks.

Mit über 5.000 Metern Länge ist die Falkensteiner Höhle einer der längsten Höhlen der Schwäbischen Alb.
Falkensteiner Höhle: eine Schichtfugen-Wasserhöhle | © Geopark Schwäbische Alb

Wertvoller Beitrag zur Agenda 2030

Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb betreut ein Netzwerk von 28 Informationsstellen, darunter Schauhöhlen, Museen, Naturschutzzentren und Bildungseinrichtungen. Zum Partnernetzwerk gehören auch zahlreiche Natur-, Höhlen- und Landschaftsführerinnen und -führer. In Zusammenarbeit mit Hochschulen, Landkreisen und Kommunen sowie Partnerinnen und Partner aus Wirtschaft und Tourismus werden Projekte entwickelt, die zwei Kerngedanken transportieren: das Wissen um den erdgeschichtlichen Reichtum und den verantwortungsvollen Umgang mit diesem anvertrauten Schatz. Im Rahmen eines umfassenden Besuchendenlenkungskonzeptes für die Region werden Geotope als Geopoints ausgewiesen und die Region geotouristisch in Wert gesetzt.

Mit den „Geopark-Schulen“ wurde ein Kooperationsprogramm ins Leben gerufen, das insbesondere Kinder und Jugendliche aus der Region als künftige verantwortungsvolle Gestalter des Planeten anspricht und fördert. Partnerschule des Geoparks können Schulen im Gebiet werden, die bestimmte Kriterien erfüllen und die Botschaften und Ziele des Geoparks umsetzen möchten. Als „Geoparkschulen“ helfen sie mit, durch gezielte Bildungsangebote mit geowissenschaftlichem Schwerpunkt die Relevanz von nachhaltigem Verhalten und Wirtschaften im kollektiven Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu verankern. Damit leistet der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb einen wertvollen Beitrag zur Agenda 2030 und macht erlebbar, wie Geologie die Gegenwart und Zukunft formt.

Mit dem finnischen UNESCO Global Geopark Rokua besteht seit 2013 eine Partnerschaft in dessen Fokus insbesondere das Thema Geopark-Schulen steht. Die Partnerschaft mit dem japanischen UNESCO Global Geopark Aso seit 2023 ermöglicht einen intensiven Austausch zum Thema Geogefahren und Klimawandel.

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