Die Wartburg bei Eisenach ist als Arbeits- und Lebensort Luthers während seines Exils und als Entstehungsort von Luthers Übersetzung des Neuen Testaments mit kulturellen Werten von universeller Bedeutung verknüpft. Sie wurde 1999 als ein hervorragendes Denkmal der feudalen Epoche in Mitteleuropa in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.

Fakten

Aufnahmejahr: 1999
Bundesland: Thüringen
Staaten: Deutschland
Art der Stätte: Kulturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (iii), (vi)

Monument der Weltgeschichte

Obwohl die Wartburg einige sehr alte Teile umfasst, entstand ihre heutige Form im Zuge des Wiederaufbaus im 19. Jahrhundert. Das wiedererwachte Interesse beruhte auf dem Symbolcharakter der Burg für die deutsche Bevölkerung: Seit Beginn ihres Bestehens war die Festung der thüringischen Landgrafen Ort und Zeuge historischer Ereignisse und Veranstaltungen, die sie zu einem Monument nationalen Gedenkens und der Weltgeschichte machen. Im ausgehenden 16. Jahrhundert war die Wartburg Ort des Aufenthalts und Wirkens Martin Luthers. Von Mai 1521 bis März 1522 hatte der gebannte und geächtete Reformator auf der Wartburg Zuflucht gefunden und im Dezember mit der Übertragung des Neuen Testaments aus der griechischen Fassung ins Deutsche begonnen. Das von ihm bewohnte Kavaliersgefängnis, die Lutherstube, wurde zum Ziel unzähliger Pilger.

Blick auf Fachwerk-Gebäude auf der Wartburg
Wartburg | © pixabay, lapping
Blick in die Lutherstube auf der Wartburg
Lutherstube auf der Wartburg | © pixabay, akah_wer

Von 1211 bis 1228 verbrachte die heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen als Braut und Gemahlin Ludwigs IV. mehr als zwei Drittel ihres Lebens auf der Wartburg und am Thüringer Hofe. Im Sängersaal, im Landgrafenzimmer und in der Elisabethgalerie sind Werke des späten Romantikers Moritz von Schwind erhalten. Die romantische Bild-Erzählung der Vita der heiligen Elisabeth gilt als eines seiner besten Werke.

Ruhm verdankt die Wartburg der Poesie und den Legenden der Dichter Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments markiert die Entstehung einer einheitlichen und allen zugänglichen deutschen Sprache. Daneben steht die Wartburg auch für die Anfänge einer bürgerlichen, demokratischen Nation, die sich aus den Inhalten und Auswirkungen der Wartburg-Feste der deutschen Studentenbünde herleiten. Durch ihre Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze galt die Wartburg stets als Symbol für deutsche Integration und Einheit.

Die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaute Burg ist auch unter künstlerischen und architektonischen Gesichtspunkten bedeutend. Aufgrund ihrer Ausführung und Ausschmückung ist sie eine der besterhaltenen säkularen Bauten der spätnormannischen Periode auf deutschem Boden. Dank ihrer großen Bandbreite religiöser und historischer Fakten und ihrer Bedeutung für die Kunstgeschichte zieht die Wartburg jedes Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt an.

Blick auf die Wartburg entlang der Mauer von außen
Wartburg | © pixabay, jggrz

Welterberegion und Weltdokumentenerbe

Unter dem Motto „Kultur liebt Natur – Natur liebt Kultur“ und mit dem Label “Welterberegion Wartburg HainichExterner Link:” kooperiert die Welterbestätte nachhaltig mit dem Buchenwaldgebiet Hainich, Teilgebiet der Welterbestätte Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen EuropasExterner Link:. Erklimmt der Besucher den Aussichtsturm im Hainich, so wird er nicht nur über das Naturerlebnis des Buchenwaldes informiert, sondern auch über die wechselvolle Geschichte der in Sichtweite liegenden Wartburg. Beim Besuch der Wartburg wiederum wird auch auf den Hainich verwiesen. Dabei sind die nachhaltige Mobilität und der Zugang zu den Sehenswürdigkeiten genauso wichtig wie die gegenseitige Vermittlung. Der „Wunderbare Wanderbus“ sorgt für den Transport von einer Erbestätte zur anderen.

Die frühen Schriften der von Martin Luther initiierten ReformationsbewegungExterner Link: wurden in das UNESCO-Weltregister "Memory of the World" aufgenommen. Das Dossier umfasst zahlreiche Manuskripte, Briefe und Originaldrucke, darunter ein Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe und ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen.

Infobox

Der außergewöhnliche universelle Wert

Authentizität

Die unteren Bereiche des aus Stein gebauten Palastes sind ein wichtiges Beispiel für die zivile Architektur der Normannenzeit. Dasselbe gilt für die gemauerten Abschnitte des Walls und den Südturm. Der Rest des Guts ist eine Rekonstruktion, die von romantischen Ideen und in diesem besonderen Fall auch von dem Versuch beeinflusst wurde, Formen wiederzubeleben, die von den großen historischen Persönlichkeiten, die einst die Burg bewohnten (heilige Elisabeth, Luther usw.), zeugen und eine auf der Suche nach nationaler Einheit entstandene politische Idee veranschaulichen sollten. Das Kriterium der Authentizität kann hier anhand zweier Grundsätze definiert werden: anhand der hauptsächlich auf den Palast und die Festungsanlagen bezogenen archäologischen Authentizität und anhand der symbolischen Authentizität, bei der die Form weniger wichtig ist als die dahinterstehende Idee. Die Wartburg ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein architektonisches Kunstwerk von herausragender Qualität, das eine wahre Idee zum Ausdruck bringt.

Integrität

Die Wartburg enthält alle Elemente, die notwendig sind, um den außergewöhnlichen universellen Wert eines Ortes zum Ausdruck zu bringen, der von historischen Ereignissen zeugt. Sie ist ausreichend groß, um die Merkmale und Prozesse sicherzustellen, welche die Bedeutung der Stätte vermitteln.

Kriterien

Kriterium (iii)

Die Wartburg ist ein außergewöhnliches Denkmal der Epoche des Feudalismus in Mitteleuropa.

Kriterium (iv)

Die Wartburg ist reich an kulturellen Bezügen; dabei sticht vor allem ihre Rolle als Ort des Exils von Martin Luther hervor, der dort seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments verfasste. Sie ist auch ein starkes Symbol für die deutsche Integration und Einheit.

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