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Start der UN-Dekade für Ozeanforschung

Bis 2030 sollte die Weltgemeinschaft deutlich mehr in die Meereswissenschaften investieren, um Lösungen für die globalen Herausforderungen zu finden. Das ist das übergeordnete Ziel der UN-Dekade für Ozeanwissenschaften für nachhaltige Entwicklung 2021-2030, die am 1. Januar 2021 begonnen hat.

Die ozeanographische Forschung ist ein vielversprechender Bereich, der bislang weniger gefördert wird als andere Forschungsfelder. Staaten geben im globalen Durchschnitt nur 1,7 Prozent ihres Forschungsbudgets für die Ozeanwissenschaften aus, so der Global Ocean Science Report, den die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission (IOC) der UNESCO im Dezember 2020 veröffentlicht hat.

Im Vergleich mit dem Beitrag des Meeres zur Weltwirtschaft überrascht der geringe Wert: Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belief sich dieser 2010 geschätzt auf 1,5 Billionen US-Dollar und 30 Millionen direkte Vollzeitarbeitsplätze. Die Fischerei leistet einen großen Beitrag zur Weltwirtschaft. Der Ozean bietet mehr als drei Milliarden Menschen Nahrung. Die Meere spielen eine wesentliche Rolle für den Welthandel, Tourismus und fossile Brennstoffe. Mit der Entwicklung der Offshore-Windkraft werden auch die erneuerbaren Energien auf den Meeren zunehmend wichtiger.

Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden der Menschen hängen wesentlich vom Wissen über den Ozean ab. Ein besseres Verständnis der Ozeanphänomene ist daher unabdingbar, gerade weil die Kapazität des Ozeans zur Eindämmung der globalen Erwärmung immer stärker an ihre Grenzen stößt. Ein größeres Wissen über den Ozean, der 71 Prozent des Planeten ausmacht, könnte dessen Beitrag zu nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung verbessern. Bislang sind nur etwa 20 Prozent des Meeresbodens in hoher Auflösung kartiert. Nicht erforscht sind vor allem die arktischen Regionen, in denen wenig über die Verteilung von Tier- und Pflanzenarten, der Ökosysteme und geophysikalische Prozesse bekannt ist.

Die UNESCO betreibt aktiv Ozeanforschung. Sie koordiniert Tsunami-Frühwarnsysteme und Ozean-Langzeitbeobachtungen, die dabei helfen, die Plastikverschmutzung der blauen Lunge des Planeten zu bekämpfen.

Sieben Ziele für die Ozeanforschung

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat sieben Ziele für die Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030 beschlossen:

  • ein sauberer Ozean, dessen Quellen der Verschmutzung identifiziert und reduziert oder entfernt werden,
  • ein gesunder und widerstandsfähiger Ozean, dessen Ökosysteme verstanden, geschützt, wiederhergestellt und verwaltet werden,
  • ein produktiver Ozean, der eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung und eine nachhaltige Meereswirtschaft unterstützt,
  • ein vorausschauender Ozean, das heißt, dass die Gesellschaft die sich verändernden Bedingungen im Meer versteht und darauf reagieren kann,
  • ein sicherer Ozean, vor dessen Gefahren Leben und Lebensgrundlagen geschützt sind,
  • ein zugänglicher Ozean mit offenem und gleichberechtigtem Zugang zu Daten, Informationen, Technologien und Innovationen,
  • ein inspirierender Ozean, das heißt, dass die Gesellschaft den Ozean in Bezug auf das menschliche Wohlergehen und die nachhaltige Entwicklung versteht und wertschätzt.

Der Umsetzungsplan für die UN-Dekade wurde in einem umfassenden Konsultationsprozess entwickelt, der alle Weltregionen einbezog und von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen wurde. Die internationale Gemeinschaft hat sich allerdings bereits mit der Verabschiedung des Ziels 14 für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goal 14) verpflichtet, die nachhaltige Nutzung des Ozeans bis 2030 zu erreichen.

Der offizielle Start der UN-Dekade erfolgt in einer virtuellen Konferenz am 1. Juni 2021, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der UNESCO in Berlin organisiert.