Viele Regionen erleben stärkere und häufigere Dürren, anderswo enden Niederschläge zunehmend in Überschwemmungen. Schadstoffe und übermäßige Düngung und Pestizide belasten die Gewässer. Wachsende Städte beziehen Trinkwasser aus immer größeren Einzugsgebieten und aus immer tieferen Grundwasservorkommen, gleichzeitig steigt der Wasserbedarf von Landwirtschaft und Industrie. Ziel ist nicht erst seit der Agenda 2030 eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung. Sie umfasst die gerechten Interessenausgleich, die Einlösung des Menschenrechts auf Trinkwasser und sanitäre Anlagen für alle und die Bewahrung tragfähiger Wasservorkommen für die Zukunft umfasst.
Neue Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasservorkommen liegen vor, müssen aber lokal angepasst und angewandt werden. Forschung ist nötig, um Grundwasservorkommen aufzuspüren und zu bewerten, bei Wasserknappheit die Bedürfnisse von Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und Ökosystemen miteinander in Einklang zu bringen, um Dürren, Überschwemmungen und Konflikten vorzubeugen und um das Menschenrecht auf Wasser sicherzustellen.
Alle Staaten der Welt brauchen daher qualitativ hochwertige Wasserforschung und Wasserbewirtschaftung. Nötig sind vergleichbare Messstandards, langfristige Messreihen und in vielen Ländern der erstmalige Aufbau von Infrastruktur und die Ausbildung von Personal. Besondere Anforderungen stellen grenzüberschreitende Flussläufe und Grundwasservorkommen. Die UNESCO unterstützt daher die Zusammenarbeit von Regierungen, ihren Wasserbehörden und der Wissenschaft.
Das Zwischenstaatliche Hydrologische Programm (IHP) der UNESCO
Die Hydrologie ist die Wissenschaft vom Wasser, seiner Verteilung in Atmosphäre und auf der Erdoberfläche und seiner Wechselbeziehungen mit der übrigen Umwelt und der Gesellschaft. Das IHP unterstützt die hydrologische Forschung der UNESCO-Mitgliedstaaten und verknüpft sie miteinander. Es übersetzt Forschungsergebnisse für die Politik, bringt sie zur Anwendung und fördert die Ausbildung in Wasserforschung und -bewirtschaftung.
Das IHP wurde 1975 als zwischenstaatliches Programm gegründet, das heute sehr interdisziplinär arbeitet. In den jeweils achtjährigen Programmzyklen einigen sich die UNESCO-Mitgliedstaaten auf einen strukturierten Katalog von Forschungsthemen, der gerade für forschungsschwache Mitgliedstaaten eine regelmäßige Chance auf globale Kooperationen bedeutet. Zu diesen Forschungsfragen leisten alle Mitgliedstaaten und das UNESCO-Sekretariat gemeinsam Beiträge. Die derzeitige achte Phase des IHP (2014 – 2021) steht unter der Überschrift „Wasser-Sicherheit“. Wichtige Fragen sind unter anderem grenzüberschreitende Grundwasservorkommen, naturbasierte Lösungen zur Wasserbewirtschaftung, Wasserknappheit, sowie Wasserversorgung in Städten.
Das IHP Externer Link:hat mehrere Unterprogramme, die die globale Kooperation zu bestimmten Fragen unterstützt, zum Beispiel:
- Das Programm Flow Regimes from International Experimental and Network DataExterner Link: (FRIEND) entstand in den 1980er-Jahren aus der regionalen Zusammenarbeit von Hydrologinnen und Hydrologen aus Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Mittlerweile arbeiten Forschende in einem Dutzend FRIEND-Regionen zusammen. Durch FRIEND haben viele Regierungen erstmals Daten von Flusspegelständen international zur Verfügung gestellt.
- Das Programm Worldwide Hydrogeological Mapping and Assessment Programme (WHYMAPExterner Link:) wiederum fasst alle verfügbaren Daten zu Grundwasservorkommen zusammen und produziert auf der Basis globale Karten. Langjährige Partnerin der UNESCO ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.
Die Entscheidungen trifft im IHP der zwischenstaatliche Rat, der sich aus 32 Staaten aus allen Weltregionen zusammensetzt. Deutschland ist seit 1975 mit wenigen Ausnahmen Mitglied des Rates.
Die meisten Projekte des IHP werden von den weltweit über 160 Nationalkomitees durchgeführt. Das deutsche Nationalkomitee für das IHP, das gleichzeitig das Wasserprogramm der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) betreut, hat sich seit Gründung 1974 mit vielen bedeutenden Beiträgen zum IHP weltweit Anerkennung verschafft, zum Beispiel innovative Forschungsvorhaben, Trainingsseminare oder die Bereitstellung globaler Datenbanken. Das deutsche Nationalkomitee hat ein sehr aktives Sekretariat an der Bundesanstalt für GewässerkundeExterner Link: in Koblenz, das zugleich ein Zentrum unter UNESCO-Schirmherrschaft (Kategorie 2) ist.