Auch mangels ausreichender internationaler Verträge sind die Ozeane in einem schlechten Zustand: Wegen der Treibhausgasemissionen steigt der Meeresspiegel. Das Meereswasser wird zusehends sauer, mit katastrophalen Folgen unter anderem für Korallenriffe. Wegen Überfischung stehen viele Fischbestände vor dem Kollaps. Plastik in den Weltmeeren tötet viele Tiere. Unregulierter Tiefsee-Bergbau kann dramatische Folgen haben. Menschen an den Küsten sind Tsunamis und Sturmfluten oft schutzlos ausgeliefert.
Um die Ozeane wirksam zu schützen, sind Forschung und ständige Beobachtung notwendig. Allerdings ist dies teuer – und zugleich sollen alle Staaten davon profitieren. Daten sollten nach einheitlichen Standards und nicht redundant gesammelt werden. Viele Entwicklungsländer können sich eigene Beobachtungssysteme nicht leisten. An dieser Schnittstelle leistet die Zwischenstaatliche Ozeanografische Kommission (IOC) der UNESCO ihre weltweit anerkannte Arbeit zur Koordination und Förderung der Ozeanforschung und Ozeanbeobachtung. Die UNESCO und die UN-Generalversammlung haben den Zeitraum 2021 bis 2030 zur UN-Dekade der Ozeanforschung erklärt. Die IOC ist für zwei Unterziele des Ziels 14 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen verantwortlich – und sie ist sogar die einzige Organisation der Vereinten Nationen, die namentlich in den Zielen der Agenda 2030 genannt wird. Sie hat sich auch an der erfolgreichen Ausarbeitung eines Völkerrechtsvertrags zum Naturschutz auf hoher See effektiv beteiligt.
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Zwischenstaatliche Ozeanografische Kommission
Die Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) erlaubte seit Gründung 1960 – selbst in Zeiten des Kalten Krieges – eine enge Kooperation aller Staaten zur Ozeanforschung. Die IOC reduziert durch koordinierte Forschung wissenschaftliche Unsicherheiten zur nachhaltige Bewirtschaftung der Ozeane und zur Bewältigung des Klimawandels. Sie schafft dauerhafte Beobachtungsdienste auf hoher See und in den küstennahen Meeren. Sie unterstützt den internationalen Daten- und Erfahrungsaustausch und den Technologietransfer. Sie stärkt die Aus- und Fortbildung von Forschenden und Fachpersonal aus Entwicklungsländern gemäß einer übergreifenden Strategie.
Die IOC ist die wichtigste UN-Organisation zum Thema Ozeane. Sie ist eine Unterorganisation der UNESCO, die an die UNESCO-Generalkonferenz berichtet, ansonsten aber funktionale Autonomie genießt. Die IOC hat 150 Mitgliedstaaten (Stand: August 2024), die alle zwei Jahre in der Versammlung (Assembly) über das Programm abstimmen, das die UNESCO-Generalkonferenz bestätigt. Der Exekutivrat der IOC tagt jährlich. Die IOC besitzt zu den verschiedenen Weltmeeren regionale Unterorganisationen.
Deutschland beteiligt sich intensiv an der Arbeit der IOC durch die “Deutsche IOC-Sektion”. Dieses Gremium koordiniert die Mitwirkung deutscher Institutionen und Wissenschaftler in der IOC der UNESCO. Mitglieder sind mehrere Bundesministerien, der Deutsche Wetterdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Deutsche UNESCO-Kommission und Forschungseinrichtungen vertreten. Den Vorsitz hat das Auswärtige Amt. Derzeit vertreten circa 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Deutschland in IOC-Gremien mit. Das Sekretariat ist beim Bundesamt für Seeschifffahrt und HydrographieExterner Link: (BSH) in Hamburg angesiedelt.
Die IOC hat keine eigenen Forschungsschiffe oder Bojen. In den IOC-Gremien definieren die IOC-Mitgliedstaaten internationale Forschungsprogramme, zu denen sie Beiträge leisten, beispielsweise durch die Bereitstellung von nationalen Schiffen.
Deutschland stellt laufend solche Infrastruktur für Forschung, Beobachtungen und Ausbildungsprogramme der IOC zur Verfügung. Dazu gehören das in der Arktis und Antarktis eingesetzte deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ des AWI, das BGR-Forschungsschiff „Sonne“ im Indischen und Pazifischen Ozean und das von der Universität Hamburg betriebene Forschungsschiff „Meteor“ im Indischen Ozean und im Atlantik. Immer wieder tritt Deutschland wissenschaftliche Geräte im Rahmen des freiwilligen IOC-Kooperationsprogramms ab. Der Aufbau der Tsunami-Frühwarnungssysteme im Indischen Ozean und im Mittelmeer/Nordostatlantik hat besonders viel von Deutschland profitiert.
Koordination auf den Ozeanen ist auf vielen Ebenen nötig: Daten müssen gemäß einheitlicher Standards erhoben, zusammengeführt und gespeichert werden. Daten sollten nicht unnötig doppelt gesammelt werden. Forschungsprogramme müssen an veränderte Prioritäten angepasst, neue Technologien müssen angemessen eingesetzt werden.
Bei der Beobachtung kommen verschiedene moderne Technologien wie frei treibende Messbojen, Satelliten, automatisch registrierende Messstationen sowie Forschungsschiffe zum Einsatz. Viele Beobachtungsstationen wurden in den letzten Jahren aufgerüstet, um Daten in Echtzeit zu liefern. Dies ist insbesondere für die Vorhersage von Stürmen und Überflutungen nötig, für die Tsunami-Frühwarnung ist es unerlässlich.
In der Ozeanforschung der IOC geht es unter anderem um den Eintrag von Kohlendioxid in die Ozeane, um schädliche Algenblüten und Korallenbleichen. Die IOC hat 2017 und 2020 globale Berichte über Ozeanforschung vorgestellt. 2022 und 2024 hat die UNESCO jeweils einen globalen Bericht zum Zustand der Ozeane vorgestellt.