Auf ein Wort,

UNESCO Global Geopark Bergstraße-Odenwald – mit Erdgeschichte in die Zukunft

Dr. Jutta Weber
Leiterin des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Geowissenschaften und internationale Beziehungen des UNESCO Global Geoparks Bergstraße-Odenwald

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wurde 2015 in das International Geoscience & Geoparks Programme (IGGP) der UNESCO aufgenommen und trägt seither die Auszeichnung „UNESCO Global Geopark“. Zuvor war der Geo-Naturpark bereits seit 2004 Mitglied im Global Geoparks Network (GGN). Unter dem Motto „Zwischen Granit und Sandstein – Kontinente in Bewegung“ bietet der UNESCO-Geopark eine reizvolle Landschaft, in der über 500 Millionen Jahre wechselvoller Erdgeschichte lebendig und begreifbar werden. Im Interview erläutert Dr. Jutta Weber, Leiterin des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Geowissenschaften und internationale Beziehungen des UNESCO Global Geoparks Bergstraße-Odenwald, was den Geopark auszeichnet und wie die Ziele der Globalen Nachhaltigkeitsagenda umgesetzt werden.

Frau Dr. Jutta Weber, der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wurde jüngst positiv evaluiert und erhielt für weitere vier Jahre die Auszeichnung UNESCO Global Geopark. Was ist das Besondere an Ihrem Geopark?

Wir freuen uns darüber, dass der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald den Titel „UNESCO Global Geopark“ für vier weitere Jahre führen kann. Dies ist besonders bedeutsam vor dem Hintergrund, dass er zu den weltweit ersten UNESCO-Geoparks gehört, die nach Aufnahme in das International Geosciences & Geoparks Programme der UNESCO mit erweiterten Richtlinien erfolgreich international überprüft worden sind. Unser UNESCO-Geopark zählt damit weiterhin zu den stärksten Mitgliedern des weltweiten Geopark-Netzwerks. Wir zeichnen uns insbesondere durch unsere Zusammenarbeit und Kooperationsprojekte innerhalb der Region, unsere breitgefächerten Kommunikations- und Bildungsaktivitäten sowie unsere rege internationale Zusammenarbeit aus.

Worin sehen Sie die besonderen Herausforderungen der nächsten vier Jahre und auch darüber hinaus?

Das sehr gute Ergebnis der internationalen Überprüfung wollen wir in den kommenden Jahren konsequent weiter tragen und entsprechend der Anregungen durch die UNESCO unser Engagement in der regionalen wie internationalen Zusammenarbeit fortsetzen. Neue Herausforderungen bringt vor allem auch die Erfüllung der nationalen Kriterien mit sich. Diese wurden im Vorjahr während der Gründungssitzung des Nationalkomitees für die UNESCO Global Geoparks in Deutschland beschlossen und spezifizieren die zukünftigen Anforderungen an UNESCO-Geoparks im Hinblick auf die Entwicklung ganzheitlicher Konzepte, um nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben und sie zu Modellregionen zu machen. In diesem Zusammenhang ist auch die Umsetzung regional relevanter Nachhaltigkeitsziele eine wichtige Aufgabe, der wir uns verschreiben.

Welche Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung im Sinne der globalen Agenda 2030 werden in Ihrem Geopark bereits umgesetzt? Welche Vorteile bringen diese mit sich für Ihre Mitgliedskommunen?

Unsere Arbeit bietet bereits einige Bezüge zu den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der globalen Agenda, auch wenn dies zum Teil noch bewusst gemacht werden muss. Beispielsweise leistet der UNESCO-Geopark mit seiner Infrastruktur und den Angeboten einen Beitrag zu dem Unterziel „nachhaltiger Tourismus“ (SDG 8.9). Hierzu zählt unter anderem auch die Förderung lokaler Produkte und von Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft. Dies kommt den Mitgliedskommunen direkt zu Gute und fördert gleichzeitig nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster im Sinne eines weiteren Nachhaltigkeitsziels (SDG 12). Besonderen Wert legen wir auch auf die Umweltbildung (SDG 4) und den Schutz der biologischen Vielfalt (SDG 15). Allgemein werden Vernetzung und Regionalentwicklung gefördert, was die Potenziale der Mitgliedskommunen im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit fördert.

Im Geopark Bergstraße-Odenwald liegen auch die Welterbestätten Grube Messel und Kloster Lorsch – arbeiten Sie zusammen und wenn ja: wie bereichern Sie sich gegenseitig?

Neben den geologischen Attraktionen wie der Tropfsteinhöhle in Buchen-Eberstadt und das Felsenmeer im Lautertal zählen die beiden Welterbestätten zu den besonderen Besuchermagneten. Austausch und Zusammenarbeit pflegen wir bereits seit der Anfangszeit und der UNESCO-Geopark Bergstraße-Odenwald entwickelte bereits früh ein innovatives Gesamtkonzept zur Verknüpfung des geologischen Erbes mit dem geologischen, naturräumlichen und kulturellen Erbe. Hiervon zeugen viele gemeinsame Veranstaltungen und Projekte. Produkte der Zusammenarbeit mit dem Welterbe Grube Messel sind beispielsweise ein Kartenspiel zu den Themen der beiden UNESCO-Stätten oder die Geowerkstatt mit den Geopark-Rangern.

Welche Zukunftsvision haben Sie für den Geopark Bergstraße-Odenwald?  

Wir möchten die erfolgreiche Entwicklung fortschreiben und es ist unser Bestreben in den kommenden Jahren, neben den internationalen Kriterien auch den durch das Nationalkommittee verabschiedeten nationalen Anforderungen bestmöglich gerecht zu werden. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, unsere breitgefächerten Aktivitäten in den Gesamtzusammenhang und damit den Dienst der Globalen Nachhaltigkeitsziele 2030 und ihrer Umsetzung vor Ort zu stellen. Diese werden auch Bestandteil unserer internationalen Aktivitäten im Rahmen des International Geosciences & Geoparks Programme sein, die wir weiterhin auf hohem Niveau fortsetzen. All dies fördert letztlich die Völkerverständigung, die soziale, wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit und den Frieden auf unserem Planeten. Somit tragen wir gewissermaßen an der Basis gemeinsam mit unserem regionalen Netzwerk von Kommunen und Partnern direkt zu den Zielen der Vereinten Nationen bei. 

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