UNESCO-Welterbestätten haben aufgrund ihres außergewöhnlichen universellen Wertes eine große Bedeutung für die gesamte Menschheit und müssen daher generationsübergreifend bewahrt werden. Die UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI erkennt das Potential von KI-Systemen an, hierbei eine unterstützende Rolle zu spielen:

UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI & Welterbe

"Die Mitgliedstaaten sollten KI-Systeme geeignet dazu nutzen, um das materielle, dokumentarische und immaterielle Kulturerbe (…) zu erhalten, zu bereichern, zu verstehen, zu fördern, zu verwalten und zugänglich zu machen (…)."

Artikel 94

UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

Eine der Herausforderungen bei der Bewältigung dieser Aufgabe liegt bereits in der großen Vielfalt der UNESCO-Welterbestätten. Es handelt sich dabei um Kulturdenkmäler (wie den Kölner Dom), Naturstätten (wie das Wattenmeer) oder eine Mischung aus beiden Kategorien (wie den Berg Athos in Griechenland). Einige Stätten sind darüber hinaus transnational bzw. grenzüberschreitend verortet, wie der Donaulimes, was ebenfalls mit speziellen Herausforderungen einhergeht.

KI zum Schutz von Welterbestätten und zielgruppengerechte Wissensvermittlung

Im übertragenen Sinne spiegelt sich die Vielfalt der Welterbestätten auch in den zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von KI-Systemen wider. So können KI-Systeme unter anderem dazu eingesetzt werden, den universellen Wert von Welterbestätten zu bewahren. Beispielsweise kann die Bausubstanz von Kulturdenkmälern durch KI-gestützte Modelle effektiv kontrolliert und in der Folge entsprechend zielgenau geschützt werden. Bei der Überwachung der Biodiversität in Naturstätten kann die KI-basierte Analyse von Satellitenbildern Auskunft über das Vorkommen und den Zustand bestimmter Tier- und Pflanzenarten geben. Der Einsatz von KI-Systemen für eine intelligente Besucherführung wiederum reduziert nicht nur die Gefahr von Schäden an der Stätte, sondern gestaltet auch den Aufenthalt für Besucherinnen und Besucher angenehmer. Großes Potential liegt auch in der KI-gestützten Wissensvermittlung, die es ermöglicht, das Erbe für Besucherinnen und Besucher lebendig werden zu lassen, zum Beispiel durch die Möglichkeit mit KI-generierten „Zeitzeugen“ in Dialog über die historischen Hintergründe der Stätte zu treten.

Erste Erfahrungen aus der Praxis

Der Einsatz generativer KI zur Unterstützung bei der Erstellung von Texten oder Übersetzungen ist im Site-Management von Welterbestätten inzwischen Alltag. Der spezifischere Einsatz von KI-Systemen, wie oben beispielhaft dargestellt, steckt dagegen noch in den Kinderschuhen. Im Folgenden werden exemplarisch drei Vorzeigeprojekte von deutschen Welterbestätten vorgestellt:

  • Im Rahmen des Projekts Heritage Building Information Modelling (HBIM)Externer Link: wird aktuell für die Synagoge Worms (als Teil der UNESCO-SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz) ein KI-System zum Welterbeschutz entwickelt. Das System soll insbesondere die Auswirkungen von Umwelteinflüssen wie Bodensenkungen oder Feuchtigkeit auf die historische Bausubstanz der Synagoge analysieren und dabei helfen, nachhaltige Konservierungsstrategien zu entwickeln.
  • Um das Welterbe der Altstadt von Bamberg zu erhalten und gleichzeitig die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner zu sichern, setzt die Stadt seit einigen Jahren das Programm Smart City BambergExterner Link: um. Komponenten des Programms sind unter anderem ein digitales Besuchsleitsystem und die Erstellung eines digitalen Zwillings der Altstadt, um das Welterbe darzustellen, zu bewahren und weiterzuentwickeln.
  • Im Museum des Welterbes Grube Messel fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) aktuell ein Projekt zur WissensvermittlungExterner Link:. Mittels Augmented Reality (AR) und KI sollen im Zuge des Projekts unter anderem individuelle Lernpfade und maßgeschneiderte Informationsangebote geschaffen werden.

UNESCO-Welterbestätten als Vorreiter verantwortungsvoller KI-Nutzung

Diese Beispiele zeigen: KI-Systeme können das Management, den Schutz und die Zugänglichkeit von UNESCO-Welterbestätten – und natürlich auch von anderen Kultureinrichtungen und Naturschutzgebieten – grundlegend verbessern. Gleichzeitig haben UNESCO-Welterbestätten aufgrund ihres Status eine besondere Verpflichtung und ein besonderes Potenzial um als Katalysator für eine ethische und verantwortungsvolle KI-Nutzung zu wirken.

Unsere Publikationen zum Thema KI

Weitere Querschnittsthemen zu KI

Teaser-Karussell
Roboter malt Bild

KI & Kultur

Die Folgen der KI-Entwicklung für Kunst und Kultur

Symbolbild von Roboterhänden auf einer Zeitung - generiert durch den Deep-Learning-Text-zu-Bild-Generator Stable Diffusion
Students at computers with screens that include a representation of a retinal scanner with pixelation and binary data overlays and a brightly coloured datawave heatmap at the top.
Ein neuronales Netz kommt aus der Spitze eines Elfenbeinturms, über den Köpfen einer Menge von Menschen. Einige von ihnen greifen nach oben, um zu versuchen, die Kontrolle zu übernehmen und das Netz zu sich herunterzuziehen. Aquarellierte Illustration.
Frau mit Daten auf dem Gesicht.
Infobox

zur Übersichtsseite KI als Querschnittsthema